Archiv der Kategorie: Gesundheit

App soll Therapie nach Spenderniere erleichtern

Hilfe durch das Smart-Phone: App soll Therapie erleichtern
Nephrologen der Charité und MyTherapy App starten Nachsorgeprojekt

MyTherapy_iOS_Android_deBerlin, 03.08.2016 Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die MyTherapy App  „(für Android und iOS)“ erweitern ihre gemeinsame Forschungsarbeit, um Patienten mit einer Spenderniere ein neues Nachsorgeangebot anbieten zu können. Die App soll den Patienten künftig dabei helfen, ihren Therapiealltag zu organisieren und den Verlauf der Therapie nachvollziehen zu können.

Besonders Patienten mit einer transplantierten Niere müssen auf die korrekte Einnahme ihrer Medikamente achten. Denn die Gefahr einer Komplikation ist groß: „Jede sechste Niere wird wegen mangelnder Adhärenz abgestoßen“, so Prof. Dr. Klemens Budde, kommissarischer Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie an der Charité und Leiter des Projekts. „Aufbauend auf den positiven Studienergebnissen von MyTherapy in einer Pilotstudie mit geriatrischen Patienten MyTherapy_doctor_patient_degehen wir davon aus, dass die App zu einer Verbesserung der Transplantationsnachsorge führen kann“.

Ab dem 1. August werden in der Klinik für Nephrologie zunächst 100 Patienten mit einer Spenderniere über einen Zeitraum von sechs Monaten MyTherapy (für Android und iOS) nutzen. Die App unterstützt die Patienten bei der korrekten und pünktlichen Einnahme ihrer Medikamente, beim Erfassen von Gewicht und Blutdruck sowie bei der Organisation des Therapiealltags. Anschließend evaluieren die Ärzte der Charité die Wirksamkeit von MyTherapy im Vergleich zu einer gleich großen Kontrollgruppe. Die Ergebnisse der Studie sollen im kommenden Jahr auf dem Kongress für Nephrologie vorgestellt werden.

TK-AllergieApp „Husteblume“

AllgergieAPP hilft bei der Pollenvorhersage

Allergiker können sich mit der neuen SmartphoneApp „Husteblume“ erstmals die persönliche Pollenbelastung vorhersagen und Tipps zur medikamentösen Behandlung geben lassen. Das neue Programm der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt nicht nur die Pollenanzahl in der Luft an, sondern errechnet mit einem aufwändigen Verfahren auch, wie stark der eigene Körper darauf reagiert und wann beispielsweise der Zeitpunkt für eine frühzeitige Einnahme von Medikamenten gegeben ist. „Allergiker können dadurch rechtzeitig reagieren und die Symptome sowie den damit verbundenen Leistungsabfall vermeiden“, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast. „Mit der Allergie-App nutzt die TK die Chancen der Digitalisierung, um den Kunden einen echten Mehrwert zu liefern.“

 

Foto: Techniker Krankenkasse

Foto: Techniker Krankenkasse

  • Standortlokalisierung
  • automatisch oder manuell per Postleitzahl, Stadt oder Region
› Symptomerfassung
Beschwerden wie z.B. Juckreiz Augen,
Niesen oder Husten sowie die Einnahme
von Medikamenten
Behandlungshinweise
nach Symptomerfassung Hinwe
ise zu Augen, Nase und Lunge
Allgemeine Belastungsvorhersage
Pollenbelastungsprognose für
die nächsten drei Tage
  • Persönliche Belastungsvorhersage
individuelle Berechnung eine Prognose
auf Grundlage der erfassten Symptome
(mindestens fünf Tage infolge)

Pressemitteilung der TK:

Digitale Strategie der TK

Um die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein regelrechter Hype entstanden. In diesen Tagen fehlt bei kaum einer Veranstaltung im Gesundheitswesen der schillernde Begriff „E-Health“ im Programmheft. Kein Wunder: Die Gesundheits-IT ist eine Wachstumsbranche – auch und besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. Nicht ohne Grund drängen „branchenfremde“ Unternehmen wie Apple, Google und Co. in den Gesundheitsmarkt.

Die Digitalisierung der medizinischen Versorgung bringt aus Sicht der TK im Wesentlichen zwei grundlegende Veränderungen mit sich:

1. Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten werden durch die neuen technischen Möglichkeiten erweitert und/oder optimiert. Beispiel Telemedizin: Sie ermöglicht Therapie, Diagnostik und Monitoring per Datenautobahn über weit entfernte Distanzen hinweg. Das kann unter anderem dabei unterstützen, dem sich abzeichnenden Ärztemangel in ländlichen Regionen zu begegnen.
2. Vor allem aber ändert sich die Kommunikation – insbesondere zwischen Arzt und Patient. Der Arzt bleibt zwar aller Voraussicht nach wie vor erster Ansprechpartner in Gesundheitsfragen, aber der physische (Arzt-)Kontakt wird entbehrlicher.
Deshalb ist auch davon auszugehen, dass Restriktionen wie zum Beispiel das Fernbehandlungsverbot in der heute geltenden Form wahrscheinlich nicht auf Dauer Bestand haben können.
Die Menschen sind außerdem nicht mehr nur passiv auf den Arzt und dessen Wissen angewiesen. Stattdessen kann jeder aktiv einen Beitrag zur eigenen Gesundheit und zum eigenen Wohlergehen beitragen.
Doch der Erste Gesundheitsmarkt tut sich schwer mit den Möglichkeiten der Digitalisierung. Bestes Beispiel ist die elektronische Gesundheitskarte (eGK), die seit diesem Jahr verpflichtend gilt, die aber eigentlich schon im Jahr 2006 flächendeckend kommen sollte. Im Grunde ist das Passfoto auf der eGK der einzige wesentliche
Unterschied im Vergleich zur alten Krankenversicherungskarte. Das E-Health-Gesetz der Bundesregierung soll nun einige Baustellen bearbeiten.
Treiber im Bereich E-Health ist derzeit ohne Frage der zweite Gesundheitsmarkt. Und hier sind es besonders die mobilen Gesundheitsgeräte, die die Digitalisierung der Gesundheit vorantreiben. Neben Fitness-Armbändern und anderen Wearables spielen dabei vor allem Smartphones eine entscheidende Rolle. Millionen von Menschen tragen diese Alleskönner ständig bei sich, um Mails zu checken, im Internet zu surfen, zu spielen oder Videos anzuschauen. Smartphones bieten aber auch die Möglichkeit, mithilfe von Gesundheits-Apps den eigenen Körper zu vermessen und somit ständig zu überwachen. Heute gibt es mehr als 100.000 solcher Gesundheits-Apps, die mehrere hundert Millionen Vitalparameter sammeln – Monat für Monat.
Hinter diesem Ansatz steht die Überzeugung: Je mehr ich über meinen Körper weiß, desto besser und schneller kann ich intervenieren, um meine Gesundheit zu optimierenoder um besser mit meiner (chronischen) Erkrankung umgehen zu können. Das ist einpräventiver Ansatz, den wir als Krankenkasse im Grundsatz natürlich unterstützen.

Wichtig ist nur, dass die User nicht sorglos mit ihren Daten umgehen.

Die TK möchte – wie in anderen Bereichen auch – bei der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung Vorreiter sein. Deshalb bieten wir unseren Kunden nebentelemedizinischen Angeboten bereits Klinik- und Arzt-Bewertungsportale, einen Online-Arztterminservice und verschiedene Gesundheitscoaches an. Dieses digitale Portfolioergänzen wir seit neustem mit echten Versorgungs-Apps für das Smartphone. Den Anfang haben wir mit dem TK-Diabetes-Tagebuch gemacht. Es ermöglicht unter
anderem die Übertragung der Blutzuckerwerte vom Messgerät in die App – ganz automatisch über eine Bluetooth-Schnittstelle. Als nächsten Schritt bieten wir unseren Kunden die Allergie-App „Husteblume“ an, die wir Ihnen heute vorstellen möchten. Wir möchten damit Kunden, die unter Pollenallergien leiden, unterstützen, vergleichsweise gut durch die belastende Blütezeit zu kommen. Allergiker können mit der App ihre Symptome erfassen, erhalten Behandlungshinweise und können außerdem eine allgemeine, aber auch persönliche Belastungsvorhersage abrufen. Herr Rupp wird Ihnen die App – und was sie im Einzelnen kann – gleich näher vorstellen.
Lassen Sie mich abschließend sagen: Als TK sind wir davon überzeugt, dass E-Health und digitale Innovationen große Chancen bieten, Prozesse in der medizinischen Versorgung effizienter zu gestalten. Das Ziel muss sein, die Qualität der Versorgung nachhaltig zu verbessern. Außerdem muss die gesundheitliche Versorgung der Lebenswirklichkeit der Menschen folgen. Langfristig lassen sich so eventuell auch Ausgaben reduzieren. Das Wichtigste ist aber: Die digitalen Angebote versetzen die Versicherten in die Lage, mehr Verantwortung für sich und ihre Gesundheit zu übernehmen. Davon profitiert auf lange Sicht die gesamte Versichertengemeinschaftder gesetzlichen Krankenversicherung

Die Bezeichnung „Soft Drinks“ verharmlost Gesundheitsgefahren

Pressemitteilung

Zuckergetränke

Sechs bittere Wahrheiten über süße Getränke: Wie Cola & Co. die Gesundheit schädigen

Berlin, 25. Mai 2016. Von Zahnschäden über Fettleibigkeit bis hin zu Diabetes und Potenzstörungen: Stark zuckerhaltige Getränke wie Cola können zu weit ernsteren Krankheiten führen als häufig angenommen. Darauf hat die Verbraucherorganisation foodwatch aufmerksam gemacht.

„Cola, Fanta und Co. sind keine ’soften‘ Drinks, sondern flüssige Krankmacher“, sagte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelmarketing bei foodwatch. „Klar, Cola ist nicht gesund – das wird den meisten von uns schon als Kind beigebracht. Aber über das wahre Ausmaß der Gesundheitsgefahren von Zuckergetränken wird zu wenig gesprochen.“

Prof. Dr. med. Thomas Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, erklärte: „Jungen im Alter von sechs bis sieben Jahren konsumieren allein durch das Trinken von Limonaden fünf Kilogramm Zucker pro Jahr. Limonade ist Zuckerwasser und man trinkt viele Kalorien, ohne dass sich ein Gefühl von Sattsein einstellt. Limonadenkalorien sind deshalb immer zusätzliche und unnötige, sogar schädliche Kalorien.“

Screenshot des Videoclips

Screenshot des Videoclips

Ein Video, das foodwatch heute unter www.cola-fakten.de veröffentlicht hat, zeigt sechs bittere Fakten über Zuckergetränke:

1) Deutschland ist Europameister im Konsum von Zuckergetränken.

Die Deutschen trinken im europäischen Vergleich am meisten Cola, Fanta und Co. Der Pro-Kopf-Verbrauch von „Erfrischungsgetränken“ hat seit den 1970er Jahren um 150 Prozent zugenommen und belief sich 2014 auf 119,8 Liter pro Jahr. Davon sind etwa 80 Liter zuckergesüßte Getränke wie Limo, Energydrinks oder Fruchtsaftgetränke. Besonders beliebt sind Zuckergetränke bei jungen Männern: Sie trinken im Schnitt drei 200ml-Gläser pro Tag.

2) Zuckergetränke fördern Übergewicht und Fettleibigkeit.

Der regelmäßige Konsum von Zuckergetränken fördert nachweislich Übergewicht sowie Fettleibigkeit. Erwachsene, die täglich Zuckergetränke zu sich nehmen, haben ein 27 Prozent höheres Risiko für Übergewicht oder Fettleibigkeit als Erwachsene, die keine Zuckergetränke trinken. Bei Kindern erhöht schon ein einziges zusätzliches Zuckergetränk am Tag das Risiko für Fettleibigkeit um 60 Prozent.

3) Zuckergetränke fördern Diabetes Typ 2.

Der regelmäßige Verzehr von Zuckergetränken erhöht nicht nur das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit, sondern auch für die Entstehung von Diabetes Typ 2: Erwachsene, die ein bis zwei Dosen pro Tag trinken, haben ein 26 Prozent höheres Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken als Erwachsene, die selten Zuckergetränke trinken. Aktuell sind in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen von der Krankheit betroffen – das entspricht einer altersbereinigten Steigerung um 24 Prozent seit 1998. Durch Diabetes Typ 2 und Folgekrankheiten entstehen jedes Jahr Gesundheitskosten von schätzungsweise 48 Milliarden Euro.

4) Etwa die Hälfte der Männer mit Diabetes leiden unter Potenzstörung (erektile Dysfunktion).

Eine häufige Folge von Diabetes: Potenzstörungen. Die Krankheit schädigt Nerven und Gefäße und kann so Lustempfinden und Erektionsfähigkeit verringern. Diabetes-Patienten sind deutlich häufiger von erektiler Dysfunktion betroffen als die Allgemeinbevölkerung – zudem tritt die Störung etwa 10 bis 15 Jahre früher auf.

5) Diabetes führt in Deutschland zu etwa 40.000 Amputationen pro Jahr.

Diabetes ist der Hauptgrund für Amputationen. Durch Diabetes wird die Durchblutung und Schmerzwahrnehmung an Beinen und Füßen gestört, was häufig zu Geschwüren und chronischen Wunden führt. Die Folge: Etwa 40.000 Amputationen am Fuß pro Jahr allein in Deutschland – in etwa der Hälfte der Fälle wird der gesamte Fuß oberhalb des Sprunggelenks entfernt.

6) Zuckergetränke schädigen die Zähne.

Auch die Zähne leiden unter dem Konsum von Cola, Fanta, Sprite & Co. Der häufige Verzehr zuckerhaltiger Nahrung und Getränke zwischen den Hauptmahlzeiten ist nach Meinung von Zahnmedizinern einer der Hauptgründe für die Entstehung von Zahnerkrankungen. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung warnt davor, dass Zucker-Getränke aufgrund der nachgewiesenen „zahnschädigenden Wirkung“ durch Zucker und Säuren „besonders gefährlich für die Zähne“ sind. Diabetiker haben zudem ein dreifach erhöhtes Risiko an Parodontitis, einer Entzündung des Zahnbetts, zu erkranken.

Das heute von foodwatch veröffentlichte Video ist eine ins Deutsche übersetzte Version des Films „The Real Bears – the unhappy truth about soda“ der Organisation Center for Science in the Public Interest (CSPI), der in den USA bereits eine breite Debatte über die Gefahren zuckerhaltiger Getränke angestoßen hat.

Quellenangaben:
– Quellen- und Studienverweise: tinyurl.com/quellenverzeichnis 

Konservativen Therapien sind oft wirkungsvoller als High-Tech Operationen

Werner Bartens hat es in seinen zahlreichen Büchern immer wieder angeprangert, dass zu viele sinnlose OP’s durchgeführt werden. Nun bekennen sich auch die Orthopäden und Unfallchirurgen dazu. Das ist aus meiner Sicht eine erfreuliche Entwicklung. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass konservative und alternative Therapien über viele Jahre eine OP verhindern oder hinauszögern können. Schade ist nur, dass alternative Methoden wie z. B. Feldenkrais weder von den Krankenkassen noch von anderen Versicherungsträgern bezahlt werden. Nicht verständlich, wenn man bedenkt, dass die positive Wirkung bei den meisten Menschen nachgewiesen werden kann. Unser Gesundheitssystem würde enorme Gelder einsparen, wenn es weniger der Pharmaindustrie und den Operateuren vertrauen würde. Was spricht gegen einen Versuch? Operieren kann man immer noch, wenn gar nichts hilft. Gute Ärzte wissen das. Sinnvoll wäre auch, mehr Schmerzzentren zu fördern.

Orthopäden und Unfallchirurgen:

Zurück zu konservativen Therapien:
Oft wirkungsvoller als manche High-Tech Operation

Baden Baden – Minimalinvasive Operationstechniken, Gelenkaustausch per Computernavigation: Neue Operationstechniken haben auch die Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie in weiten Bereichen revolutioniert. Das Ergebnis: 280.000 Wirbelsäulenoperationen und 400.000 Operationen zum Einsatz von künstlichen Knie- und Hüftgelenken im vergangenen Jahr in Deutschland. Das ist Weltrekord im internationalen Vergleich. Orthopäden und Unfallchirurgen plädieren jetzt für ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf bewährte konservative Behandlungsmethoden zur Vermeidung von chirurgischen Eingriffen. „Konservative Therapien helfen selbst bei massiven Rückenschmerzen oft besser als ein chirurgischer Eingriff“, sagte Professor Dr. Joachim Grifka, ärztlicher Direktor des Orthopädischen Universitätsklinikums Bad Abbach und einer der Präsidenten der diesjährigen Jahrestagung des Verbands der Süddeutschen Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU)  in Baden-Baden.

Nicht jede Verletzung müsse operiert, nicht jede Arthrose mit einem künstlichen Gelenk versorgt werden, so Professor Grifka. „Selbst bei Bänderrissen im Sprung- und Kniegelenk können heute mit  konservativen Therapien identisch gute Ergebnisse erreicht werden wie mit einer Operation“, so Professor Dr. Ulrich Stöckle, Leiter der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Tübingen. Die sechswöchige Fixierung der Gelenke mit speziellen beweglichen Schienen sei hier eine wirkungsvolle Alternative zum chirurgischen Eingriff.

Ähnlich die Situation bei Rückenerkrankungen. „Bei Rückenproblemen kann selbst bei massiven Schmerzen durch eine fortschrittliche orthopädische Schmerztherapie ohne eine Operation wirkungsvoll geholfen werden“, so Professor Dr. Grifka. Das gelte auch für schwerwiegende Rückenerkrankungen, bei denen früher ein operativer Eingriff obligatorisch war. Im Zuge dieser konservativen Therapien würden etwa bei Bandscheibenvorfällen austretende Nerven mit gezielten Injektionen ruhiggestellt. „Die Erfolgsrate dieser minimalinvasiven Behandlungsmethode liegt selbst bei scheinbar operationsbedürftigen Veränderungen bei mehr als 80 Prozent“, schätzt Professor Grifka.

Deutschland: In der Orthopädietechnik weltweit führend

IMG_5288 In der Orthopädie sind konservative Behandlungen mit orthopädietechnischen Mitteln, also mit Bandagen, Schienen und Einlagen seit Jahrzehnten etabliert. Deutsche Hersteller dieser Produkte, zu denen auch High-Tech-Prothesen für Paralympics-Teilnehmer zählen, sind weltweit führend.
Im Alltag der orthopädischen Kliniken profitieren davon Kinder mit Wachstumsstörungen ebenso wie Patienten mit altersbedingtem Gelenkverschleiß.

„Die Bedeutung der Orthopädie-Technik bei der Behandlung wird ungeachtet aller Fortschritte im Operationssaal wieder steigen“, prognostiziert Professor Grifka. Er verweist dabei auf eine aktuelle Entscheidung der Krankenkassen, minimalinvasive operative Eingriffe bei Kniearthrose künftig nicht mehr zu bezahlen.

Training statt arthrosIMG_5561kopische Operationen – Trend zu mehr Eigenverantwortung

15 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Behandlungsbedürftigen Arthrose-Beschwerden. Arthroskopische Operationen waren bisher eine Schlüsseltherapie, um Betroffenen ohne die Belastung eines großen chirurgischen Eingriffs zu helfen. Nachdem diese Eingriffe künftig keine Kassenleistung mehr sind, kommt konservativen Therapien wie Kälteanwendungen, abschwellende Medikamente, und auch Muskeltraining wieder eine wachsende Bedeutung zu. Auch die Patienten würden durch diese Trendwende hin zu sanften Therapien wieder stärker gefordert. Die Herausgeber von Ratgeberbüchern wie „Die Knieschule“ oder „Die Gelenkschule“ melden steigende Auflagen. Der neue Kurs der Krankenkassen weist auch klar den Trend zu wachsender Eigenverantwortung für die Patienten, etwa durch verändertes Verhalten im Alltag und eben gezielte Übungsprogramme, selbst wieder mehr zur Vermeidung von Rücken- und Gelenkerkrankungen beizutragen.

Kernspin-Diagnose: „Zwei Drittel aller Befunde sind medizinisch ohne Bedeutung“

Orthopäden und Unfallchirurgen verwiesen beim diesjährigen VSOU-Kongress auch besonders kritisch auf die wachsende „Reparaturmentalität“ und überzogenes Anspruchsdenken mancher Patienten. Dazu zähle etwa die Forderung nach im Einzelfall völlig „überdimensionierten“ Diagnosemethoden „egal was es kostet und wer das bezahlt“. Die Ärzte seien dabei dann oft unfreiwillig Puffer zwischen Patienten, die Maximales fordern, und den Krankenkassen, die viele Dinge einfach nicht bezahlen. Gerade die immer genaueren Diagnosemethoden sind nach Erfahrung der Mediziner aber auch eine der Ursachen für die wachsende Zahl von oft überflüssigen orthopädischen Operationen. So zeigten Rückenuntersuchungen mit dem Kernspintomographen vielfach Veränderungen am Rücken, die letztendlich gar nicht Ursache vorhandener Rückenschmerzen seien. „Dabei zeigt die Praxis: Zwei Drittel der per Kernspin erkennbaren Befunde sind eigentlich medizinisch ohne Bedeutung“, sagte Professor Grifka.

Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse?

PRESSEMITTEILUNG

Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse?
Blutzucker-Messgeräte-Hersteller geht gerichtlich gegen Prüflabor vor

Berlin, Mai 2016 – Ein Hersteller von Blutzucker-Messgeräten hat dem Institut für Diabetes-Technologie Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH an der Universität Ulm (IDT) per einstweiliger Verfügung untersagt, Testergebnisse seiner Produkte unter Nennung des Herstellernamens, des Produktes oder des Vertriebsweges auf dem Diabetes Kongress 2016 zu veröffentlichen. Hintergrund der Auseinandersetzung: Die Testung einer Charge von Blutzuckerstreifen durch das IDT hatte ergeben, dass die Messungenauigkeit der Produkte dieses Herstellers erheblich war und die Sicherheit der Diabetespatienten gefährden könnte. Besonders pikant: Die Messstreifen wurden in einem führenden Discounter vertrieben. „Hier geht es unserer Auffassung nach um Geld und Marktmacht versus Sicherheit der Patienten und Freiheit der Wissenschaft“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft fordert den Hersteller auf, umgehend eine Rückrufaktion der bemängelten Charge einzuleiten. Weiterlesen

Hepatitis E in Schweinefleisch

Hepatitis E in Schweinefleisch: Bundesregierung lässt Verbraucher schutzlos – Schwangere besonders gefährdet

Berlin, 10. Mai 2016. Ärzte melden in Deutschland immer mehr Fälle von Hepatitis E: Im Jahr 2015 waren es 1.267 infizierte Personen, knapp doppelt so viele wie im Vorjahr und dreimal so viele wie 2013.  Die Bundesregierung bleibt trotz der alarmierenden Zahlen tatenlos, kritisierte die Verbraucherorganisation foodwatch. Die Politik lässt demnach zu, dass infiziertes Schweinefleisch ungehindert verkauft wird, obwohl Hepatitis E-Erkrankungen beim Menschen schwere Verläufe nehmen können bis hin zu Todesfällen. Bei Schwangeren beträgt die Sterblichkeitsrate bis zu 25 Prozent.

„Die Bundesregierung weiß, dass jedes Jahr rund 1,8 Millionen Schweine mit infektiösen Hepatitis E-Viren geschlachtet und vermarktet werden. Der Kontakt mit diesen Schweinen, aber auch der Verzehr von daraus erzeugtem Mett- und Rohwürsten stellt daher ein ernstes Infektionsrisiko dar. Angesichts drastisch steigender Neuinfektionen muss die Bundesregierung umgehend dafür sorgen, dass Fleisch und Innereien von Hepatitits-E-infizierten Schweinen nicht mehr roh an Endverbraucher abgegeben werden dürfen“, erklärte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) lehnte es bislang ab, das Virus bereits im Stall zu bekämpfen. Dazu gebe es „keine konkreten Pläne“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber dem Südwestrundfunk. Sie verwies indes auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Verbraucherinnen und Verbrauchern rät, strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten, Fleisch lange genug zu kochen oder zu braten und auf den Verzehr von Rohwürsten wie Mettwurst gänzlich zu verzichten.

„Statt die Ursachen zu bekämpfen, wälzt die Regierung das Risiko auf das Schlachthofpersonal und die Verbraucher ab, schwere Erkrankungen bis hin zu Todesfällen inklusive“, sagte Matthias Wolfschmidt.

foodwatch forderte routinemäßige serologische Tests aller Schlachtschweine. Bei Virus-positiv getesteten Schweinen müsse sichergestellt sein, dass deren Fleisch und Innereien bei der Verarbeitung ausreichend erhitzt werden. Dringend seien zudem öffentliche Investitionen in Forschungsprojekte, um Hepatitis E flächendeckend in deutschen Ställen nachweisen und bekämpfen zu können.

Lange Zeit galt Hepatitis E als eine aus Asien und Afrika importierte Infektionskrankheit. Doch mittlerweile ist bewiesen, dass auch das Virus des Genotyps 3 in Deutschland heimisch ist. Dessen Hauptübertragungswege sind sowohl der direkte Kontakt mit infizierten Tieren, zumeist mit Haus- und Wildschweinen, sowie der Verzehr kontaminierter Lebensmittel, darunter Schweinefleisch, das bei der Zubereitung nicht ausreichend erhitzt wurde. Auch Mettwurst und andere Rohwürste können betroffen sein. Rund drei Schweine von Hundert (1,8 Millionen jährlich) sind zum Schlachtzeitpunkt akut mit Hepatitis E infiziert und kommen unbemerkt in den Handel.

Hepatitis E verläuft beim Menschen in den meisten Fällen ohne jegliche Symptome. Doch Risikogruppen, darunter Schwangere, Immunschwache und Leberkranke, können an einer akuten und zum Teil tödlichen Leberentzündung erkranken.

Tipp: Die SWR-Fernsehsendung „odysso“ berichtet am Donnerstag, den 12. Mai 2016 ab 22 Uhr ausführlich zu Hepatitis E in Lebensmitteln.

Yoga may have health benefits for people with asthma

Yoga kann gesundheitliche Vorteile für Menschen mit Asthma haben

Yoga may have health benefits for people with asthma

 

A new Cochrane Review, published in the Cochrane Library today, suggests that yoga may have a beneficial effect on symptoms and quality of life in people with asthma, but effects on lung function and medication use are uncertain.

Medical Yoga: Anatomisch richtig üben

Buchempfehlung d. R.: Medical Yoga: Anatomisch richtig üben

Asthma is a common chronic disease affecting about 300 million people worldwide. The many typical symptoms of asthma include wheezing, coughing, chest tightness and shortness of breath.

Yoga has gained global popularity as a form of exercise with general life-style benefits, and recent studies have investigated the potential of yoga to relieve asthma-related problems.

A new Cochrane Review summarizes the results of randomised trials and has found evidence that practicing yoga might be able to improve asthma quality of life and symptoms to some extent. However, researchers also warned that higher-quality studies with more participants would be needed to draw any firm conclusions about the effects of yoga.

The team of Cochrane researchers wanted to find out the effects of yoga in people with asthma.

They found 15 randomised controlled trials which involved 1,048 men and women. Most of the trials were conducted in India, followed by Europe and the United States. The majority of participants had mild to moderate asthma for six months to more than 23 years. Six studies looked into the effects of breathing alone during yoga exercise, whilst the other studies assessed the effects of yoga that included breathing, posture and meditation.

Most people continued to take their usual asthma medication while participating in the studies. The studies were conducted over a time period of two weeks to over four years.

The researchers found some moderate quality evidence from five studies that yoga exercise reduces the impact of asthma on people’s quality of life. However, evidence about yoga’s impact on the participants’ lung function is more uncertain because the results varied. The effects of yoga on medication use and any side-effects of yoga are also uncertain, because only a few very small studies reported these outcomes.

Lead author, Dr Zuyao Yang from the Jockey Club School of Public Health and Primary Care, at the Chinese University of Hong Kong commented, “Our findings suggest that yoga exercise may lead to small improvements in asthma quality of life and symptoms. However, it is unclear whether yoga has a consistent impact on lung function and we don’t yet know if yoga can reduce people’s medication usage, or if there are any side-effects of yoga for people with asthma.”

Deputy Co-ordinating Editor of the Cochrane Airways Group, Rebecca Normansell, added, “At present, we just don’t have enough high quality evidence to determine the effects of yoga as a type of exercise for helping people manage their asthma. Because there is uncertainty about the effects of yoga on lung function and use of asthma medication, it’s important that people with asthma continue to take their medication, as prescribed. The findings of this Cochrane Review will help people make more informed choices about their future treatment options.”

Diabetes: Schon vier Wochen gesunde Ernährung senken den Blutzucker

Interview mit Prof. Dr. Detlev Ganten zum Weltgesundheitstag 2016

Diabetes ist eine der größten Volkskrankheiten unserer Zeit: Rund 350 Millionen Menschen sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit betroffen, fast zwei Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen. Sie können von Herzkreislaufproblemen über Nierenversagen bis sogar zur Erblindung reichen.

90% aller Diabetes-Fälle sind der sogenannte Typ 2, der eine Unempfindlichkeit gegenüber Insulin bewirkt und vor allem durch Übergewicht und ungesunder Lebensführung verursacht wird.

Prof. Dr. Detlev Ganten ist Präsident des World Health Summit, dem weltweit führenden strategischen Forum für Gesundheitsfragen. Außerdem ist er Facharzt für Pharmakologie und Experte für Bluthochdruck, Evolutionäre und Molekulare Medizin.

1.    Warum verbreitet sich Diabetes weltweit so sehr – leben wir so ungesund?

In der Hauptsache: ja. Wir ernähren uns seit Jahrzehnten immer schlechter: Industrienahrung mit zu viel Zucker, Salz und Fett bestimmt das Bild anstatt natürlicher, gesunder Kost z.B. direkt vom Bauern oder vom Wochenmarkt. Wir bereiten unser Essen viel zu oft nicht mehr selber zu, sondern verlassen uns zu sehr auf Industrienahrung, die produziert wird wie ein Fernseher oder Computer – mit strenger Kostenoptimierung, Kundenanalyse und viel Marketing.

Dass wir als Konsumenten so darauf anspringen, ist evolutionär bestimmt. In der Steinzeit waren Zucker, Fett und Salz ein Mangel und hochbegehrt als Energielieferanten bei schwerer körperlicher Arbeit. Die heutigen Bilder von Pizza, Chips und Softdrinks versprechen hohe Energie- und Elektrolytdichte und erzeugen Appetit. Die guten Vorsätze werden vergessen. Womit wir schon beim nächsten Problem sind.

2.    Nämlich?

Die meisten Menschen haben diese guten Vorsätze gar nicht, weil sie nicht ausreichend über den Zusammenhang von gesunder Ernährung, Bewegung und hohem Blutzucker Bescheid wissen. Das gilt vor allem für Kinder, die diesen Zusammenhang noch nicht verstehen. Wenn dann Familie, Schule und das soziale Umfeld nicht helfen oder helfen können, entsteht schon im frühen Alter ein Teufelskreis. Diesen ungesunden Lebensstil exportieren wir auch noch weltweit.

3.    Was kann man denn machen, um sich vor Diabetes zu schützen?

Gesundes Essen und viel Bewegung! In Deutschland leben schon heute über fünf Millionen Menschen mit Diabetes. Das ist zu viel! Sport senkt den Blutzuckergehalt deutlich. Dazu eine ausgewogene Ernährung wie zum Beispiel die mediterrane Küche mit vielen ungesättigten Fettsäuren und pflanzlichen Ölen, sowie frischem Obst und Gemüse. Schon vier Wochen gesunde Ernährung verbessern die Wirkung des Insulins, während vier Wochen ungesunde Ernährung diese messbar verschlechtern. Selbst nach einem Herzinfarkt zeigt eine Ernährungsumstellung eine deutliche Reduktion von Herzinfarkten und plötzlichem Herztod. Zu spät ist es nie.

(Quelle: World Health Summit)

Der World Health Summit findet vom 9.-11. Oktober 2016 im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Er steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident François Hollande und dem Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker. Der WHS gilt als das wichtigste strategische Forum für weltweite Gesundheitsfragen.

Gesundheit von Verbrauchern für BLL scheinbar nicht wichtig

Pressemitteilung – Thema: Mineralöl in Lebensmitteln

Streit zwischen Aldi Süd und Lobbyverband über Mineralölverunreinigungen: Original-Briefe auf foodwatch-Internetseite abrufbar

Labor1Berlin, 7. März 2016. Im Streit zwischen Aldi Süd und dem Lobbyverband der Lebensmittelindustrie über Mineralölverunreinigungen sind die Original-Schreiben auf der Internetseite der Verbraucherorganisation foodwatch abrufbar. In einer am gestrigen Sonntag, 6. März 2016, verbreiteten Pressemitteilung äußerte sich der „Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde“ (BLL) über seine Auseinandersetzung mit Aldi Süd. Der Discounter hatte von den Produzenten seiner Eigenmarken verlangt, in Zukunft ausschließlich Lebensmittel ohne nachweisbare Mineralölbestandteile zu  liefern. Daraufhin forderte der BLL den Handelskonzern schriftlich auf, seine Lieferantenvorgaben wieder zurückzunehmen. foodwatch hatte den Vorgang vergangene Woche publik gemacht. Sowohl das entsprechende Schreiben des Lobbyverbandes an Aldi Süd als auch der Original-Brief von Aldi Süd an seine Lieferanten sind auf der Homepage der Verbraucherorganisation veröffentlicht.

„Aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher ist der Vorstoß von Aldi Süd unbedingt zu begrüßen – die seit Jahren andauernde Debatte um gesundheitlich bedenkliche Mineralölbelastungen in Lebensmitteln kommt dadurch einem überfälligen,  ganzheitlichen Lösungsansatz entschieden näher. Anders als der BLL behauptet, lassen die wissenschaftliche Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sowie des Bundesinstituts für Risikobewertung keinen Zweifel daran: Insbesondere aromatische Mineralölgemische (MOAH) haben in unserem Essen nichts zu suchen. Wir empfehlen allen Mitgliedern des BLL, diese Dokumente selbst aufmerksam zu lesen, um sich so ein qualifiziertes Urteil über die Sachlage zu bilden“, so Luise Molling von foodwatch.

Mineralöle sind die größte Verunreinigung im menschlichen Körper. Insbesondere die aromatischen Mineralöle (MOAH) stehen unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein; die sogenannten gesättigten Mineralöle (MOSH) reichern sich in den Körperorganen an und können diese schädigen.

Link:
– E-Mail-Protestaktion von foodwatch für einen besseren Schutz vor Mineralölbelastungen: www.mineraloel-aktion.foodwatch.de

Quellen und weiterführende Informationen:
– Schreiben des Lobbyverbandes BLL an Aldi Süd: tinyurl.com/zfwp45a
– Schreiben von Aldi Süd an Zulieferbetriebe: tinyurl.com/huzkgy7
– Pressemitteilung des BLL vom 6. März 2016: www.bll.de/de/presse/pressemitteilungen/pm-20160306-foodwatch-mineraloel
– foodwatch-Hintergrundpapier zu Mineralöl: www.mineraloel-hintergrund.foodwatch.de
– Testergebnisse von foodwatch: www.mineraloel-test.foodwatch.de
– Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu Mineralöl: tinyurl.com/ovgvtkz

Pneumokokken sind die häufigste Ursache für Lungenentzündungen

Pneumokokken-Impfung – Mit Blick auf ältere Patienten wird falscher Impfstoff favorisiert

 

Female doctor preparing syringe for injection

Female doctor preparing syringe for injection

(02.03.2016) Pneumokokken sind die häufigste Ursache für Lungenentzündungen. Menschen über 60 Jahre sind besonders gefährdet: Bei ihnen sind 80 Prozent der Erkrankungen auf die Bakterien zurückzuführen. Seit Jahren wird daher zu einer Impfung geraten. Nun ist jedoch eine Diskussion um das Vakzin entbrannt: In einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) widersprechen Experten der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO). Co-Autor Prof. Dr. Hans Jürgen Heppner, Sprecher der AG-Impfen der DGG, Chefarzt der Geriatrischen Klinik und Tagesklinik am Helios Klinikum Schwelm und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie an der Universität Witten/Herdecke, erläutert die Hintergründe.

Es ist ein Disput, der weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit älterer Patienten haben könnte: Wie zum Jahreswechsel aus Kreisen der STIKO verlautete, soll der Konjugatimpfstoff PCV 13 nicht mehr neben der Standardimpfung mit dem Polysaccharidimpfstoff PPSV23 empfohlen werden. Bislang wurde dieser gleichberechtigt neben dem Konjugatimpfstoff PCV13 genannt.

Dies entspricht nicht der aktuellen Datenlage, sind sich Experten der DGG und DGP einig. Gemeinsam haben sie nun ein Positionspapier veröffentlicht, das nicht nur darauf drängt, weiterhin PCV13 für die Impfung von Patienten über 60 Jahren zu empfehlen – sondern ihm sogar möglichst den Vorzug zu geben.

Ältere Patienten bei der Empfehlung nicht wirklich bedacht

Prof._Dr._Hans_Juergen_Heppner_web„Der Konjugatimpfstoff ist wirksamer für ältere Menschen als der Polysaccharidimpfstoff“, sagt Prof. Hans-Jürgen Heppner. Gemeinsam mit Prof. Dr. Santiago Ewig (Herne/Bochum), Prof. Dr. Mathias Pletz (Jena) und Prof. Dr. Tobias Welte (Hannover) ist er überzeugt, das die STIKO zu viel Gewicht auf die Rate der invasiven Infektionen durch Pneumokokken legt. Stattdessen müsste beachtet werden, dass Pneumokokken Auslöser bei 80 Prozent der Lungenentzündungen sind. „Eine Lungenentzündung ist für ältere Menschen eine Katastrophe. Auch wenn diese Patienten erfolgreich behandelt werden, verlieren sie oft an Selbständigkeit und Funktionalität, wodurch die Mortalität auch ein halbes Jahr später noch hoch bleibt.“
Gestützt auf eine breite Datenbasis, kommen die Experten darüber hinaus zu dem Schluss, dass eine Impfung mit PPSV23 eine geringere Wirkung hat – auch was die Dauer des Schutzes angeht. Studien zufolge scheint dieser bereits nach zwei Jahren abzunehmen. Bei PCV13 hält er dagegen sogar nach vier Jahren an.
Starker Impfstoff und schwacher Impfstoff – es wird der falsche favorisiert

Auch der Effekt, wenn die zwei unterschiedlichen Impfstoffe nacheinander gegeben werden, fällt demnach unterschiedlich aus. Wird nach einer PPSV23-Impfung mit dem gleichen Vakzin oder PCV13 „aufgefrischt“, ist die Wirkung schwächer als zuvor. Wird erst PCV13 gegeben und später mit PPSV23 geimpft, ergibt sich den Experten zufolge eine „Booster-Reaktion“.
„Für uns sind das eindeutige Gründe, warum wir PCV13 favorisieren“, sagt Prof. Heppner, der sich auch in der Arbeitsgruppe Impfen der DGG unter der Leitung von Frau Dr. Anja Kwetkat engagiert. Er erhofft sich, dass das Positionspapier ein Signal an andere Geriater ist. „Wir wollen damit die Kollegen wachrütteln: Sie sollen zum einen die Gefahr der Pneumokokken-Pneumonie stärker wahrnehmen. Und zum anderen sollen sie vermehrt das Gespräch mit den Patienten suchen – laut Zahlen von 2010 sind bislang nur 20 Prozent in der Altersgruppe geimpft. Dank des Positionspapiers haben die Kollegen nun die wissenschaftliche Grundlage, warum eine Impfung sinnvoll ist und welcher Impfstoff hierfür optimaler Weise ausgewählt werden sollte.“

„Stellungnahme zur Empfehlung der Pneumokokken-Impfung für Erwachsene
– Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)“