Archiv der Kategorie: Gesundheit

Mundgesundheit beeinflusst Fruchtbarkeit?

PRESSEINFORMATION

Mundgesundheit beeinflusst Fruchtbarkeit

Frauenärzte der GenoGyn warnen vor Folgen von Parodontitis

Köln. Mundgesundheit und Gynäkologie? Diese Verbindung mag zunächst überraschen. Aber auch die Mundgesundheit hat Einfluss auf die Fruchtbarkeit, und sie ist ein gewichtiger Faktor der Vorbeugung, nicht nur für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere, wie die Präventionsexperten der frauenärztlichen Genossenschaft GenoGyn betonen. „Eine gestörte Mundflora hat vielfältige negative Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Patientinnen. Insbesondere die Volkskrankheit Parodontitis, von der rund 80 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland mehr oder weniger ausgeprägt betroffen sind, birgt weitreichende gesundheitliche Risiken für den ganzen Körper. Sie wird häufig erst sehr spät in dann bereits fortgeschrittenem Stadium entdeckt, wenn eindeutige Symptome auftreten. Daher sind frühzeitige regelmäßige Kontrollen dringend angeraten“, sagt Dr. Jürgen Klinghammer aus dem Vorstand der GenoGyn. Diese Kontrollen können mit einem neuen Speicheltest, der jetzt auch in Praxen von GenoGyn-Frauenärzten als Präventionsleistung angeboten wird, durchgeführt werden.

Von Parodontitis wird bei Entzündungen des Zahnbetts gesprochen, das die Zähne mit dem Kiefer verbindet. Sie beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung. Parodontitis wird oft durch aggressive und giftige Stoffwechselprodukte von Bakterien aus der Mundhöhle verursacht, die die Zähne besiedelt haben. Die raue Oberfläche von Zahnstein begünstigt die schnelle Ausbreitung der Bakterien. Von dort aus entstehen im angrenzenden Zahnfleisch Entzündungen, bilden Taschen an den Zahnwurzeln, die wahre Brutstätten für weitere Erreger sind, und können unbehandelt bis auf den Kieferknochen übergreifen. Betroffen sind besonders „Zahnbürsten-Muffel“, aber auch genetische Anlagen und Erkrankungen wie Diabetes mellitus sowie Rauchen oder unausgewogene Ernährung gehören zu den Faktoren, die das Erkrankungsrisiko für Parodontitis erhöhen.
„Die Folgen von Parodontitis sind vielfältig und schwerwiegend, wie immer mehr Studien belegen“, weiß Dr. Klinghammer. So hat eine große australische Untersuchung mit 3400 Schwangeren ergeben, dass Zahnfleischerkrankungen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Frauen mit Parodontitis brauchten im Durchschnitt zwei Monate länger, um überhaupt schwanger zu werden, als Frauen mit gesundem Gebiss. Entzündungen im Zahnbereich beeinflussen die weibliche Fruchtbarkeit nach der Studie ebenso stark und negativ wie Fettleibigkeit. Schon länger bekannt ist, dass das Risiko schwangerer Frauen mit Parodontitis für eine Frühgeburt oder ein Baby, das bei der Geburt deutlich zu wenig Gewicht auf die Waage bringt, acht Mal höher ist, als bei Frauen ohne Entzündungen an den Zähnen. Zudem weisen Studien darauf hin, dass Parodontitis eine schwere Präeklampsie, im Volksmund „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt,  begünstigen kann. An diesem bedrohlichen Bluthochdruck während der Schwangerschaft erkranken bis zu zehn Prozent aller werdenden Mütter. Die Erkrankung macht bei ausgeprägten Symptomen häufig eine sofortige Entbindung, oft per Notkaiserschnitt, nötig, um schwere Gesundheitsschäden von Mutter und ungeborenem Kind abzuwenden.

Auch für chronisch Kranke stellt Parodontitis ein erhebliches Risiko dar, insbesondere wenn sie nicht bekannt ist und entsprechend unbehandelt bleibt. So steigt die Sterberate von Diabetikern mit erkrankten Nieren laut Universität Dresden durch Parodontitis um das Achtfache. Parodontitis und Diabetes können sich wechselseitig negativ beeinflussen. Andere wissenschaftliche Untersuchungen erkennen Zusammenhänge zwischen Parodontitis und deutlich erhöhten Risiken für Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch für Entstehung und Schweregrad von Rheuma und Arthritis. „Eine frühzeitige und regelmäßige Abklärung auf Parodontitis ist für Frauen wie Männer empfohlen, denn diese chronische Erkrankung ist in fortgeschrittenem Stadium nur durch aufwendige und langwierige Therapien von spezialisierten Zahnärzten zu stoppen“, so GenoGyn-Vorstand Dr. Klinghammer.

Der in Finnland und Deutschland entwickelte neue Speicheltest ist weltweit der erste Selbsttest für die Mundgesundheit. Der Test basiert darauf, das für den parodontalen Gewebeabbau verantwortliche Enzym Matrix-Metalloproteinase-8 (aMMP-8) in seiner aktivierten Form sichtbar zu machen. Weist das Testergebnis auf entzündliche Probleme hin, sollte der unverzügliche Gang zum spezialisierten Zahnarzt für eine exakte Diagnose und die Abklärung besonderer Mundhygiene beziehungsweise einer notwendigen Behandlung folgen.
Für den Kölner Gynäkologen Dr. Klinghammer reiht sich der Test zur Mundgesundheit ein in die Verantwortung für Vorsorge und Früherkennung gegenüber ihren Patientinnen, der sich die Frauenärzte der GenoGyn verschrieben haben. Für sie gilt Präventionsmedizin als Schlüssel der modernen Gynäkologie. Das spiegelt sich auch in ihrem eigenen zertifizierten Fortbildungsprogramm zur Präventionsmedizin wider, mit dem sich bereits über 300 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte für eine erweiterte Primärprävention qualifiziert haben.

Hoffnungsschimmer für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs

Tumorkiller in Hochform

Freiburger Immunologen entdecken neue Methode, mit der sie Immunzellen auf Krebszellen abrichten

Bindet ein Antigen, ein Stoff, der als fremd erkannt wird, an den T-Zell- Rezeptor der γδ T-Zellen, kommt es nicht zur Umlagerung im Protein (blau) wie in anderen T-Zellen. Schamel und seinem Team gelang es mithilfe eines Antikörpers, diese Umlagerung zu erwirken (rot). Sie verstärkt die Fähigkeit der T-Zellen, Tumorzellen zu töten.

Bindet ein Antigen, ein Stoff, der als fremd erkannt wird, an den T-Zell- Rezeptor der γδ T-Zellen, kommt es nicht zur Umlagerung im Protein (blau) wie in anderen T-Zellen. Schamel und seinem Team gelang es mithilfe eines Antikörpers, diese Umlagerung zu erwirken (rot). Sie verstärkt die Fähigkeit der T-Zellen, Tumorzellen zu töten.

Das Signal zum Töten: Prof. Dr. Wolfgang Schamel und sein Team am Institut für Biologie III und am Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies der Universität Freiburg haben ein Signal gefunden, das T-Zellen des Immunsystems anregt, höchst effektiv Krebszellen anzugreifen. Mit Antikörpern aktivieren sie auf neue Weise eine im Blut seltene T-Zellart, die γδ T-Zellen. Diese erkennen Stoffwechselprodukte, die nur Krebszellen freisetzen, und greifen Tumore an. „Mit unserer Methode haben die γδ T- Zellen in der Petrischale zwölfmal so erfolgreich Tumorzellen getötet wie mit bisherigen Aktivierungsverfahren“, erklärt Schamel. In Zukunft ließe sich so das Immunsystem von Patientinnen und Patienten möglicherweise dazu anregen, Krebs wirksamer zu bekämpfen.

Immuntherapien zielen darauf ab, die natürliche Abwehr der Krebspatienten zu stärken, indem sie T-Zellen aktivieren. γδ T-Zellen sind für die Therapie besonders interessant, weil sie ein breiteres Spektrum von unterschiedlichen Krebsarten abtöten als die αβ T-Zellen, zu denen die meisten T-Zellen gehören. αβ T-Zellen reagieren auf Tumorantigene, die sich jedoch von Krebsart zu Krebsart und häufig von Patient zu Patient unterscheiden. γδ T- Zellen wiederum reagieren auf Veränderungen im Zellstoffwechsel, die viele Krebsarten gemeinsam haben. Das macht die  T-Zellen zum Krebskiller für viele verschiedene Krebssorten. Werden sie aktiv, vermehren sie sich und zerstören die kranken Zellen. Doch im Krebspatienten sind sie bisher oft nicht aktiv genug, um dem Krebs Herr zu werden.

Der T-Zell-Rezeptor erkennt Stoffe auf Krebszellen, die das Angriffssignal geben. Bindet einer dieser Stoffe an den Rezeptor, bewirkt das eine strukturelle Änderung des Rezeptors. Diese Konformationsänderung, die in dem von der Europäischen Union geförderten Netzwerk „systems biology of T-cell activation“ (SYBILLA) untersucht wurde, gibt das Signal an das Innere der T-Zelle weiter. Bisher konnten Forscherinnen und Forscher γδ T-Zellen zwar mit Stoffen anregen, aber keine solche Konformationsänderung des Rezeptors beobachten. Schamel konnte sie gemeinsam mit Prof. Dr. Paul Fisch vom Institut für Klinische Pathologie am Universitätsklinikum Freiburg in der Studie, die in der Fachzeitschrift Cell Reports erscheint, erstmals mit Hilfe eines Antikörpers erwirken. Dem Team gelang es in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dieter Kabelitz und Privatdozentin Dr. Daniela Wesch vom Institut für Immunologie des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein auf diese Weise, die Antitumorwirkung der Zellen zu verstärken.

Der Antikörper, mit dem die Forscher die Konformationsänderung bewirken, bindet an den T-Zell-Rezeptor und macht die T-Zellen zu Tumorkillern: „Die Pankreastumorzellen waren in vielen Versuchen nach fünf Stunden komplett abgetötet. Mit der Methode, die Forschende bisher anwendeten, um γδ T- Zellen aktiv zu machen, waren nach fünf Stunden nur 40 Prozent der Tumorzellen tot“, sagt Wolfgang Schamel. „Die Ergebnisse zeigen, dass Konformationsänderungen des T-Zell Rezeptors nicht zwingend für die Abwehrfunktionen im Körper benötigt werden, jedoch eine antitumorale Aktivität enorm verstärken.“

Originalpublikation:

Dopfer E.P., et al. (2014) The CD3 conformational change is not required for γδ T-cell receptor activation, but enhances tumor killing. Cell Reports

Frühblüher-Allergie ohne Spritzen bekämpfen

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) informiert:

Neuer Impfstoff gegen Heuschnupfen in Tablettenform

Dortmund, Mai 2014 – Bei etwa 15 Prozent aller Frauen und Männer stellt ein Arzt im Laufe des Lebens die Diagnose Heuschnupfen. Besonders im Frühjahr und Sommer leiden Betroffene an einer Allergie gegen Birken- und Gräserpollen. Eine „Hyposensibilisierung“ mittels Spritzen lehnen Patienten aber häufig ab. Ihnen bietet sich jetzt eine Alternative in Tablettenform. Die Behandlung von Allergien ist auch Thema auf der 85. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) in Dortmund.

Tränende Augen, wässriger Schnupfen und geschwollene Nasenschleimhäute sind typische Anzeichen einer Frühblüher-Allergie: Das Immunsystem der Betroffenen reagiert überstark auf an sich harmlose Stoffe – die Eiweiße in Pflanzenpollen. Die Symptome sind nicht nur lästig, sondern ziehen oft weitere Schäden nach sich. Asthma mit Atemnot, Nahrungsmittelallergien, eine Ausweitung des Allergiespektrums und chronische Schleimhautschäden können die Folge sein. „Eine Atemwegs-Allergie ist sehr unangenehm und belastend“, sagt Professor Dr. med. Ludger Klimek vom Allergiezentrum in Wiesbaden, „Studien zeigen, dass vier von zehn Patienten mit einer Allergie sich zeitweise so schlecht fühlen, dass sie sich arbeitsunfähig melden müssen“, erläutert der Experte im Vorfeld der Tagung der DGHNO KHC.

Die einzige Möglichkeit, die Ursache dieser Allergie zu behandeln und so Folgeerkrankungen und chronischen Atemwegserkrankungen vorzubeugen, ist die sogenannte spezifische Immuntherapie (SIT), auch als Allergie-Impfung, Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung bekannt. Dabei spritzt der Arzt dem Patienten ein Allergenextrakt am Oberarm unter die Haut – in der Regel monatlich über einen Zeitraum von drei Jahren. „Allerdings erhalten nur sieben Prozent aller Allergiepatienten eine Allergie-Impfung“, erklärt Professor Klimek, „Viele Patienten haben Angst vor den Spritzen und scheuen den regelmäßigen Gang zum Arzt, der damit verbunden ist.“

Derzeit entwickeln Forscher in Mailand, Kopenhagen und Paris einen neuen Impfstoff gegen Birkenpollen, den es dann ausschließlich in Tablettenform geben wird. Der Vorteil: Patienten können die Impfstoffe als Tablette bequem zu Hause einnehmen. Eine zeitlich aufwändige Spritzentherapie mit zahlreichen Arztbesuchen entfällt. „Bisher sind die Tabletten, die der Patient einmal täglich unter die Zunge zergehen lässt, in Deutschland nicht zugelassen,“ erklärt der Experte, „Wir sind aber zuversichtlich, dass nach der bereits erfolgreichen Entwicklung und Zulassung von Tabletten gegen Graspollen-Allergien weitere Immuntherapien in Tablettenform auf den Markt kommen könnten. Studien in mehreren europäischen Ländern haben gezeigt, dass diese Impfstoffe die Beschwerden lindern und den Bedarf an Medikamenten zur Behandlung der Symptome, wie beispielsweise Cortison, beträchtlich reduzieren.“

Auf der 85. Jahresversammlung, die vom 28. Mai bis 1. Juni in Dortmund stattfindet, geht es neben der Behandlung von Allergien auch um Fortschritte in der Therapie von Hörstürzen und Schwerhörigkeit. Die Experten diskutieren auch, wie gesicherte Erkenntnisse schneller in die Versorgung von Patienten gelangen und welche besonderen Anforderungen die Behandlung von Kindern stellt. Im Fokus steht auch die Diagnostik von Schluckstörungen im Alter, die unbehandelt zu Mangelernährung oder Lungenentzündung führen. Weitere Informationen zur 85. Jahresversammlung finden Interessierte unter www.hno.org

Die Zahl der stark übergewichtigen jungen Männer weiter ansteigend

Europäischer Adipositas-Tag 2014

Beauftragter für Diabetes und Adipositas gefordert

Die Deutsche Diabetes-Hilfe und ihre Trägerorganisationen fordern anlässlich des Europäischen Adipositas-Tages zusammen mit der wissenschaftlichen Fachgesellschaft Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) sowie der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS) die Einrichtung eines Beauftragten der Bundesregierung für Diabetes und Adipositas.

„Zwei Drittel der Männer und jede zweite Frau sind übergewichtig, fast jeder Vierte ist adipös; fast 10% der Menschen in Deutschland leiden an Diabetes und die Zahlen nehmen weiter zu. 90 % der Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sind übergewichtig und mindestens 50% leiden an Bluthochdruck. Starkes Übergewicht begünstigt die Entstehung des Diabetes und beide Stoffwechselkrankheiten treten deshalb oft zusammen auf und sind wesentliche Ursachen für die Multimorbidität im Alter“, so Prof. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Ein Beauftragter der Bundesregierung für Diabetes und Adipositas kann und muss sicherstellen, dass Prävention und Therapie dieser Volkskrankheiten kontinuierlich im Fokus der Politik stehen.“

Die Fachgesellschaften sind sich einig, dass dringender Handlungsbedarf an oberster Stelle besteht. „Diabetes und Adipositas sind gesamtgesellschaftliche Probleme, die nur ressortübergreifend in den Griff zu bekommen sind. Das Bundesgesundheitsministerium ist hier genauso gefordert wie das Verbraucherministerium und die Länder mit ihrer Verantwortung für die Schulen. Wir müssen viel früher mit unseren Präventionskonzepten ansetzen als dies bislang der Fall ist“, unterstreicht PD Dr. Erhard Siegel, Präsident der DDG, die Forderung nach einem Beauftragten der Bundesregierung für Diabetes und Adipositas.

„Die Politik darf nicht länger die Augen davor verschließen, dass in einer alternden Bevölkerung und bei den in den letzten Jahren zunehmenden sozialen Ungleichheiten beide Krankheitsbilder noch weiter an Bedeutung zunehmen werden. Das zieht weitere Probleme nach sich, z.B. eine Verkürzung der produktiven Arbeitsjahre und eine erschwerte, aufwendigere Pflege – deshalb benötigen wir einen ressortübergreifenden Beauftragten der Bundesregierung“, so auch Prof. Dr. med. Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

„Wir wissen zwar, dass nicht jeder Adipöse auch Diabetiker ist und nicht jeder Diabetiker adipös“, erklärt Prof. Dr. med. Rüdiger Landgraf von der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS), „aber um beide zusammenhängenden Gruppen müssen wir uns besonders kümmern, weil sie ein hohes Risiko für Folgeerkrankungen haben und weil ihr Gesundheitszustand in hohem Maße davon abhängt, ob eine Umstellung des Lebensstils und ein nachhaltig eigenständiges Selbstmanagement im Alltag nach therapeutischer Schulung und Beratung gelingt.“

Wie vom Robert-Koch-Institut (RKI) 2012 veröffentlicht, stagnieren die Zahlen für Übergewicht und Adipositas in Deutschland derzeit auf hohem Niveau, das starke Übergewicht hat jedoch weiter zugenommen, insbesondere bei jungen Männern. Experten der DAG schätzen, dass sich die direkten Kosten der Adipositas auf 20 Mrd. €/ Jahr belaufen.
Nach RKI-Daten leben in Deutschland mehr als 6 Millionen Menschen mit Diabetes, rund 90 % sind an Typ 2 erkrankt und von diesen sind 80-90% übergewichtig. Dabei sind noch gar nicht die Probleme einer frühzeitigen Erkennung und adäquaten Therapie des Bluthochdrucks und der Fettstoffwechselstörungen als wesentliche Risikofaktoren für Gefäßkomplikationen angesprochen. Die direkten Kosten des Diabetes und seiner Folgekrankheiten belaufen sich  derzeit auf ca. 48 Mrd. €/ Jahr. Die EU-Kommisson geht nach Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF) sogar von weit mehr Menschen mit Diabetes in Deutschland aus: demnach wären 7,6 Mio. Menschen in Deutschland erkrankt, ein Spitzenplatz in Europa.

Alt werden und gesund bleiben im Rettungsdienst

Menschen helfen, gesund bleiben

Wirtschaftspsychologen der Universität Freiburg veröffentlichen Studie zur Beanspruchung von Rettungsassistenten

Grafik: DRK Kreisverband Emmendingen

Grafik: DRK Kreisverband Emmendingen

Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten üben einen Beruf aus, der sich in vieler Hinsicht positiv auf ihre psychische Gesundheit auswirkt. Zu diesem Ergebnis kommt der Wirtschaftspsychologe Hans-Eckart Klose von der Universität Freiburg. Seine Studie ist in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband Emmendingen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Projekt „AGIRE – Alt werden und gesund bleiben im Rettungsdienst“ entstanden. Klose hat mit seinem Team Rettungsassistenten bei knapp zehn Schichtdiensten begleitet und die Merkmale ihrer Tätigkeiten erfasst. Außerdem haben die Psychologinnen und Psychologen 176 Fragebögen, ausgefüllt von 41 Rettungsassistenten, ausgewertet.

Einer der zentralen Befunde der Studie: „Rettungsassistenten arbeiten viel und stehen oft unter hohem Zeitdruck, aber durchgängigen psychischen Stress im Sinne einer objektiven Überforderung stellen wir nicht fest“, berichtet Klose. Physische Anstrengung, etwa beim Tragen schwerer Lasten oder bei der Arbeit in ungünstiger Körperhaltung, und organisationale Stressoren wie interne Umstrukturierungen oder personelle Wechsel haben die Rettungsassistenten höher bewertet. Wichtig für ihr Wohlbefinden ist, dass sie ihre Arbeit als besonders sinnhaft und wichtig wahrnehmen. Auch das soziale Klima und das Gemeinschaftsgefühl können die Auswirkungen von Stressoren abpuffern: Die Einsatzkräfte kooperieren und kommunizieren beispielsweise mit Patienten, Angehörigen, Ärzten oder Kollegen und erhalten so viel Feedback und Unterstützung. Zudem ist die Arbeit vielseitig: Sie umfasst die ganze Bandbreite von körperlich und geistig einfachen bis anspruchsvollen Tätigkeiten – von der Desinfektion der Fahrzeuge bis hin zur medizinischen Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten, wobei die Rettungsassistenten den gesamten Einsatzablauf selbst verantworten. All das, so das Fazit, fördert die psychische Gesundheit der Beschäftigten.

Die Studie zeigt auch ungenutzte Potenziale auf: „Vor allem unmittelbare Vorgesetze haben große Möglichkeiten, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern und zu fördern“, sagt Klose. Wichtig ist demnach vor allem, verlässliche organisationale Informationen zu geben, die Häufigkeit organisatorischer Änderungen im Auge zu behalten und Schichtdienste gut zu planen, damit die Rettungsassistenten möglichst nicht aus der Freizeit zur Arbeit gerufen werden müssen – „auch wenn sich Work-Life-Balance-Konflikte in diesem Beruf sicherlich nicht vollständig vermeiden lassen“. Außerdem sollten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung beibehalten werden, weil die Arbeit im Rettungsdienst Lernerfordernisse beim Fachwissen, sozialen Fähigkeiten und praktischen Fertigkeiten mit sich bringt. Darüber hinaus empfiehlt der Psychologe den Einsatzkräften, auf die eigenen Gedanken, Gefühle und körperlichen Signale zu hören, um bei Belastungen frühzeitig gegenzusteuern: „Es gilt, sowohl bei Organisation, Führung und Tätigkeit als auch bei den Menschen anzusetzen.“

Für den Träger des Projekts AGIRE, DRK-Geschäftsführer Jochen Hilpert, liefern die Untersuchungen wichtige Grundlagen für künftige Entscheidungen. „Wir haben mit der Durchführung des Projekts offensichtlich die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden richtig eingeschätzt“, so Hilpert. „Jetzt geht es darum, die Balance zwischen betrieblichen Notwendigkeiten und einer gesundheitsorientierten Personalentwicklung zu halten.“ So garantiere das DRK zum Beispiel durch die neu eingeführten Gesundheitsbeauftragten den kontinuierlichen Ausbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die Ergebnisse des Projekts AGIRE und der Studie der Freiburger Wirtschaftspsychologen stoßen Hilpert zufolge bereits jetzt auf großes Interesse, da sie durch ihre wissenschaftliche Basis auch anderen Rettungsdienstbereichen Impulse geben.

„Zehn Minuten Bewegung täglich sollen das Sterberisiko“ senken

Bluthochdruck kann lebensgefährlich sein

(Quelle: World Health Summit)

Interview mit dem Bluthochdruck-Experten Prof. Dr. Detlev Ganten zum
Welt Hypertonie Tag am 17. Mai 2014

Millionen Deutsche haben einen zu hohen Blutdruck, weltweit ist es
jeder dritte Erwachsene. Die Folgen können lebensbedrohend sein:
Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenschäden. Der Welt Hypertonie Tag
am 17. Mai soll auf die Gefahr aufmerksam machen, denn Bluthochdruck
kann völlig unbemerkt zur ernsten Krankheit werden. Dabei ist es ganz
einfach, Bluthochdruck zu erkennen, zu behandeln und sogar zu
vermeiden.

Prof. Dr. Detlev Ganten ist Facharzt für Pharmakologie und Molekulare
Medizin und einer der weltweit führenden Experten für Bluthochdruck.
Außerdem ist der Medizinforscher Präsident des World Health Summit
(WHS), der jedes Jahr Fachleute aus aller Welt nach Berlin holt, um
Lösungen für die Probleme globaler Gesundheitsversorgung zu finden.

Der 6. WHS findet vom 19. – 22. Oktober 2014 im Auswärtigen Amt
statt.

1. Herr Professor Ganten, Bluthochdruck ist die größte Gefahr für
die Gesundheit, der größte Killer weltweit, zugleich aber ein massiv
erforschtes Feld in der Medizin – warum sterben dann immer noch
Millionen Menschen jedes Jahr an den Folgen von Bluthochdruck?

Die meisten messen leider viel zu selten ihren Blutdruck! Dabei ist
das kinderleicht und geht sogar schneller als Fieber messen. Ein
Blutdruck-Messgerät gehört in jeden Haushalt und jeder sollte seinen
Blutdruck kennen. Wenn er zu hoch ist, das heißt der obere Wert liegt
über 140 mmHG und der untere Wert über 90, sollte man auf jeden Fall
zum Arzt gehen. Zu hoher Blutdruck belastet die Blutgefäße und die
Adern platzen, häufig zum Beispiel im Gehirn. An Hirnschlag sterben
viele Menschen. Dabei könnte man das vermeiden.

2. Was macht Bluthochdruck zu einem so großen Rätsel für Mediziner?

Wir wissen in über 80 Prozent der Fälle nicht, weshalb der Blutdruck
ansteigt, wir sprechen dann von „primärer Hypertonie“. Das liegt
daran, dass das ganze System so kompliziert ist: Die Niere reguliert
das Blutvolumen in den Gefäßen. Die wiederum werden durch Nerven und
Hormone weit oder eng gestellt, denn Blutgefäße sind dehnbar. Das
Herz pumpt das Blut dann entsprechend schneller oder langsamer durch
die Arterien. Gesteuert wird das Ganze von Gehirn und Nerven. Und bei
Stress gesellen sich noch Hirnanhangsdrüse und Nebenniere dazu. Es
ist ein äußerst kompliziertes Zusammenspiel, das aus den Fugen
geraten kann. Warum, wissen wir tatsächlich immer noch nicht genau.

3. Ist denn Bluthochdruck eindeutig auf Lebenswandel und
Verhaltensweise zurückzuführen?

In vielen Fällen eindeutig ja! Jedes Kilo Übergewicht lässt den
Blutdruck um 1mmHG ansteigen. Bei 20 Kg mehr auf den Rippen geht der
Blutdruck also von 90 auf 110, das ist zu viel! Das bedeutet,
Ernährung und Bewegung sind die zentralen Faktoren, den Blutdruck zu
beeinflussen. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor ist übrigens
Dauerstress.

4. Was also sollen wir tun? Die WHO zum Beispiel empfiehlt jedem
Erwachsenen, sich zweieinhalb Stunden in der Woche zu bewegen.

Ein sehr guter Ratschlag. Es muss allerdings noch nicht mal so viel
sein und auch gar nicht unbedingt Sport. Jeder Schritt und jede Minute
Bewegung helfen. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass zehn Minuten
Bewegung am Tag das Sterberisiko schon um fast zehn Prozent senken,
bei 30 Minuten sind es sogar rund 20 Prozent. Das lohnt sich doch!
Spazierengehen ist ja zudem eine angenehme Tätigkeit.

5. Sie plädieren dafür, regelmäßig Blutdruck zu messen – das
Überwachen unserer Körperfunktionen ist ja gerade sehr in Mode: Apps
kontrollieren Puls, Cholesterin, Kalorienverbrennung, sogar den
Schlaf. Kann einen diese Selbstvermessung nicht geradezu krank machen?

Computer und Apps machen nicht gesund! Manchmal machen sie sogar krank
und neurotisch, insbesondere wenn man gestresst und verrückt wird vor
lauter Messerei und Angst vor den vielen Daten bekommt, die man nicht
versteht und die sich beständig ändern! Ich finde es aber gut, wenn
man gesundheitsbewußt die leicht messbaren Werte kennt und sich von
einem Arzt dabei beraten lässt. Auch ich messe meinen Blutdruck und
meinen Puls beim Joggen.

6. Sie sind ja nicht nur Experte für Hypertonie sondern als
Präsident und Gründer des World Health Summit auch für
Weltgesundheit: Ist Bluthochdruck eine reine Zivilisationskrankheit
oder in allen Teilen der Welt gleichermaßen zu beobachten?

Ursprünglich hatten die Bevölkerungen in Südamerika, Afrika und
Asien keinen Bluthochdruck, aber wir exportieren unsere Lebensweise
und die industriell gefertigte Nahrung in diese Länder und
verursachen damit Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck. Das sind
die neuen Plagen der sogenannten Zivilisation. Auch darauf will der
Welt Hypertonie Tag aufmerksam machen. In so wohlhabenden Ländern wie
Deutschland müssen wir uns auch um die Gesundheit in den weniger
privilegierten Regionen dieser Welt kümmern. Das machen wir auf dem
Weltgesundheitsgipfel. Wir haben eine große Verantwortung.

(Quelle: World Health Summit)

Vom 19. – 22. Oktober 2014 findet der sechste World Health Summit im
Auswärtigen Amt in Berlin statt. Er steht traditionell unter der
Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs
Staatspräsident Hollande.

Weitere Informationen zu Themen, Sprechern und Tickets:
http://phplist.charite.de/lists/lt.php?id=Z0gADkQABh8KBVo

Billiges Restfleisch ohne Kennzeichnung im Handel?

WANTED: foodwatch startet Fahndungsaktion nach 70.000 Tonnen „Separatorenfleisch“ –

Billiges Restfleisch ohne Kennzeichnung im Handel?

Berlin, 29. April 2014. Rund 70.000 Tonnen Separatorenfleisch werden in Deutschland jedes Jahr verarbeitet – doch niemand erfährt, in welchen Lebensmitteln dieses billige, mechanisch vom Knochen abgelöste Restfleisch landet. Trotz Kennzeichnungspflicht finden sich kaum Produkte mit dem Hinweis auf „Separatorenfleisch“ im Handel. foodwatch hat heute einen Fahndungsaufruf nach den verschwundenen zigtausend Tonnen gestartet: Über die Internetseite www.foodwatch.de/separatorenfleisch sammelt die Verbraucherorganisation auch anonym Hinweise darüber, welche Anbieter Separatorenfleisch verwenden, ohne es auf der Verpackung oder Speisekarte zu kennzeichnen.

Bei verpackten Produkten muss laut Gesetz die Zutat „Separatorenfleisch“ ausgewiesen werden. In den vergangenen Jahren wurden jedoch etliche Betrugsfälle bekannt, in denen die Restware undeklariert in den Handel kam. Gegenüber foodwatch äußerten Branchen-Insider den Verdacht, dass regelmäßig und im großen Stil Separatorenfleisch ohne Kennzeichnung für Lebensmittel wie Würste oder Buletten verwendet werde. Fakt ist: Nach offiziellen Angaben werden in Deutschland pro Jahr rund 70.000 Tonnen Separatorenfleisch verarbeitet. In einer intensiven Recherche hat foodwatch versucht zu rekonstruieren, wo es landet – ohne Erfolg. Im Einzelhandel gibt es allenfalls einzelne Produkte mit dem Hinweis „Separatorenfleisch“. foodwatch-Anfragen beim Bundesernährungsministerium, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, bei den 16 zuständigen Ministerien der Bundesländer, bei Verbänden der Fleischindustrie sowie dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, bei Separatorenfleisch- und Tiernahrungs-Herstellern sowie bei führenden Anbietern der Systemgastronomie (wo es keine gesetzliche Deklarationspflicht gibt) brachten keine Klarheit: Vereinzelte Hinweise erklären nur einen Bruchteil der gesuchten Menge – über den Verbleib der Massen an Separatorenfleisch kann oder will niemand Auskunft geben.

„Keiner in der Lebensmittelbranche will mit Separatorenfleisch etwas zu tun haben – aber 70.000 Tonnen pro Jahr können sich nicht in Luft auflösen“, erklärte Luise Molling von foodwatch. „Wenn einfach tausende Tonnen Restfleisch wie in einem schwarzen Loch verschwinden können, zeigt das einmal mehr, wie intransparent der Fleischmarkt ist – und wie anfällig für Betrug und dunkle Geschäfte.“

Werden bei der Produktion alle Vorgaben eingehalten, ist die Verwendung von Separatorenfleisch gesundheitlich unbedenklich. Die Herstellung ist allerdings hygienisch besonders sensibel und das abgelöste und zerkleinerte Fleisch ist – ähnlich wie Hackfleisch – anfälliger für mikrobakterielle Verunreinigungen. Für Lebensmittelhersteller ist der Anreiz groß, Separatorenfleisch ohne Kennzeichnung einzusetzen: Es ist im Schnitt zwei bis fünf Mal günstiger als gewachsenes Muskelfleisch, kann aber durch die amtlichen Lebensmittelkontrollen im Labor nur schwer nachgewiesen werden.

Aus den verschollenen jährlich 70.000 Tonnen Separatorenfleisch ließen sich rund zwei Milliarden Bockwürstchen herstellen – eine Würstchenkette, die sieben Mal um die Erde  reicht. Das entspricht einer Kolonne von fast 13.000 Lkw. „Das verschwindet einfach im Nirwana“, sagte ein Branchen-Experte im Zuge der Recherche. Luise Molling von foodwatch: „Das Gerede von einer funktionierenden Überwachung des Fleischmarkts ist blanker Hohn. Der Fleischmarkt lädt geradezu ein zum Betrügen und Täuschen. Die Lebensmittelbehörden interessiert das offensichtlich wenig.“

In Deutschland werden nach Angaben der Europäischen Union jedes Jahr etwa 130.000 Tonnen Restfleisch maschinell mit Hilfe von Druck vom Knochen gelöst. Etwa 60.000 Tonnen dieses Separatorenfleischs werden exportiert, die übrigen rund 70.000 Tonnen bleiben im Land. Seit dem BSE-Skandal dürfen nur noch Gerippe von Schwein, Huhn oder Pute zur Gewinnung von Separatorenfleisch verwendet werden.

Link:
– foodwatch-Kontaktformular für anonyme Hinweise auf die Verwendung von Separatorenfleisch in der Lebensmittelwirtschaft: www.foodwatch.de/separatorenfleisch

Dein Stress ist auch mein Stress

Allein das Beobachten stressiger Situationen kann eine körperliche Stressantwort auslösen

Stress ist ansteckend. Es kann ausreichen, eine andere Person in einer stressigen Situation zu beobachten, damit der eigene Körper das Stresshormon Kortisol ausschüttet. Zu diesen Ergebnissen kommen Wissenschaftler in einem groß angelegten Kooperationsprojekt zwischen den Abteilungen von Tania Singer am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften und Clemens Kirschbaum von der Technischen Universität Dresden. Empathischer Stress trat besonders häufig auf, wenn Beobachter in einer Paarbeziehung zu der gestressten Person standen und das Geschehen direkt über eine Glasscheibe verfolgen konnten. Aber auch wenn fremde Personen lediglich auf einem Bildschirm zu sehen waren, versetzte das einige Menschen in Alarmbereitschaft. In unserer von Stress geprägten Gesellschaft ist dieser empathisch vermittelte Stress ein nicht zu vernachlässigender Faktor für das Gesundheitswesen.

Stress ist heutzutage einer der wichtigsten Krankheitsauslöser. Er verursacht verschiedene psychische Probleme wie Burn-out, Depression oder Angstzustände. Selbst wer ein relativ entspanntes Leben führt, kommt ständig mit gestressten Personen in Berührung. Ob bei der Arbeit oder im Fernsehen: Irgendwer hat immer gerade Stress, und dieser kann auf die Umwelt abfärben. Nicht nur gefühlt, sondern auch körperlich messbar als erhöhte Konzentration des Stresshormons Kortisol.

„Dass wir diesen empathischen Stress in Form einer bedeutsamen Hormonausschüttung wirklich messen konnten, war schon erstaunlich“, sagt Veronika Engert, eine der Erstautorinnen der Studie. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es in vielen Untersuchungen nicht gelingt, das Stresssystem mittels direkt erlebtem Stress zu aktivieren. Empathische Stressreaktionen konnten unabhängig („stellvertretender Stress“) oder proportional („Stressansteckung“) zu den Stressreaktionen der aktiv gestressten Probanden sein. „Es scheint also eine Möglichkeit der Übertragung zu geben, die abhängig vom Empfinden anderer eine Stressantwort bei uns auslöst.“

Beim Stresstest mussten die Probanden mit schwierigen Kopfrechenaufgaben und Vorstellungsgesprächen kämpfen, während zwei vermeintliche Verhaltensanalysten ihre Leistung beurteilten. Nur fünf Prozent der direkt gestressten Probanden ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, alle anderen zeigten eine physiologisch bedeutsame Erhöhung des Kortisol-Spiegels.

Insgesamt zeigten 26 Prozent Beobachter, die selbst keinerlei Stress ausgesetzt waren, einen physiologisch bedeutsamen Anstieg von Kortisol. Der Effekt war besonders stark, wenn Beobachter und gestresste Person eine partnerschaftliche Beziehung verband (40 Prozent), aber auch bei völlig fremden Menschen sprang der Stress immerhin noch auf zehn Prozent der Beobachter über. Emotionale Verbundenheit ist demzufolge keine Voraussetzung für empathischen Stress.

Konnten die Beobachter das Geschehen direkt verfolgen, reagierten 30 Prozent gestresst. Aber selbst wenn der Stresstest nur auf dem Bildschirm flimmerte, reichte das aus, um bei 24 Prozent der Beobachter die Kortisol-Spiegel in die Höhe zu treiben. „Das bedeutet, dass selbst Fernsehsendungen, die mich mit dem Leid anderer konfrontieren, den Stress auf mich übertragen können“, sagt Engert. „Stress hat ein enormes Ansteckungspotential.“

Ein Problem ist Stress vor allem dann, wenn er chronisch wird. „Eine hormonelle Stressreaktion hat evolutionär natürlich auch einen Sinn. Wenn sie einer Gefahr ausgesetzt sind, dann wollen sie auch, dass ihr Körper mit einem Anstieg des Stresshormons reagiert“, erklärt Engert. „Aber konstant erhöhte Kortisol-Werte sind nicht gut. Auf Dauer leiden darunter z.B. das Immunsystem und die Nervenzellen.“ Von potenziell schädlichen Konsequenzen empathischen Stresses sind daher besonders Menschen in Helferberufen oder Angehörige dauergestresster Personen betroffen. Wer ständig direkt mit dem Leid und Stress anderer konfrontiert wird, der hat ein erhöhtes Risiko auch selbst darunter zu leiden.

Mit einem anderen Vorurteil räumen die Ergebnisse hingegen auf: Männer und Frauen reagierten gleich häufig mit empathischem Stress. „Auf Fragebögen schätzen Frauen sich als empathischer ein, als Männer dies tun. Bisher konnte das jedoch noch in keinem Experiment, das objektive biologische Marker verwendete, nachgewiesen werden.“ Zukünftige Studien sollen zeigen, wie genau der Stress übertragen wird und was getan werden kann, um den negativen Einfluss von Stress auf die Gesellschaft zu verringern.

Dr Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation

Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Originalpublikation:
Engert, V., Plessow, F., Miller, R., Kirschbaum, C., & Singer, T.
Cortisol increase in empathic stress is modulated by social closeness and observation modality.
Psychoneuroendocrinology, 17. April 2014

Tamiflu & Relenza: how effective are they?

The BMJ and Cochrane call on government and health policy decision makers to review guidance on use of Tamiflu in light of most recent evidence

Tamiflu (the antiviral drug oseltamivir) shortens symptoms of influenza by half a day, but there is no good evidence to support claims that it reduces admissions to hospital or complications of influenza. This is according to the updated Cochrane evidence review, published today by The Cochrane Collaboration, the independent, global healthcare research network and The BMJ. Evidence from treatment trials confirms increased risk of suffering from nausea and vomiting. And when Tamiflu was used in prevention trials there was an increased risk of headaches, psychiatric disturbances, and renal events. Although when used as a preventative treatment, the drug can reduce the risk of people suffering symptomatic influenza, it is unproven that it can stop people carrying the influenza virus and spreading it to others.

The latest updated Cochrane Review: Neuraminidase inhibitors for preventing and treating influenza in healthy adults and children, is based on full internal reports of 20 Tamiflu (oseltamivir) and 26 Relenza (zanamivir) trials. These trials involved more than 24,000 people and the findings challenge the historical assumption that neuraminidase inhibitors are effective in combating influenza. The evidence also suggests there are insufficient grounds to support the use of Tamiflu in preventing person-to-person spread of influenza. This raises further questions about the most effective way to support drug regulation and public health policy decision-making. Claims about the effectiveness of Tamiflu against complications were a key factor in decisions made by governments around the world to stockpile these drugs in case of a pandemic. The US has spent more than $1.3 billion buying a strategic reserve of antivirals, while in the UK the government has spent almost £424 million for a stockpile of about 40 million doses*.

In 2009, a lack of access to available trial data hampered the efforts of the Cochrane researchers to verify the safety and effectiveness of Tamiflu – and led to questions over decisions to stockpile the drug while the risks and benefits remained uncertain. Today, The BMJ and Cochrane issue a joint call to government and health policy decision makers the world over, asking in light of the latest findings from the Cochrane Review, would you make the same recommendations today, choosing to stockpile Tamiflu?

Compared with a placebo, taking Tamiflu led to a quicker alleviation of influenza-like symptoms of just half a day (from 7 days to 6.3 days) in adults, but the effect in children was more uncertain. There was no evidence of a reduction in hospitalisations or serious influenza complications; confirmed pneumonia, bronchitis, sinusitis or ear infection in either adults or children. Tamiflu also increased the risk of nausea and vomiting in adults by around 4 percent and in children by 5 percent. There was a reported increased risk of psychiatric events of around 1 percent when Tamiflu was used to prevent influenza. Evidence also suggests that Tamiflu prevented some people from producing sufficient numbers of their own antibodies to fight infection.

The worldwide use of Tamiflu, has increased dramatically since the outbreak of H1N1 virus (Swine Flu) in April 2009. It was initially believed that it would reduce hospital admissions and complications of influenza, such as pneumonia, during influenza pandemics. However, the original evidence presented to government agencies around the world was incomplete. The Cochrane Review has benefited from access to more complete reports of the original research, now made available by the manufacturers, Roche and GlaxoSmithKline. Although the review has confirmed small benefits on symptom relief, there is little to justify any belief that it reduces hospital admission or the risk of developing confirmed pneumonia. Along with the evidence of harms from the medication, it raises the question of whether global stockpiling of the drugs is still justifiable given the lack of reliable evidence to support the original claims of its benefits.

Dr David Tovey, Editor-in-Chief, Cochrane, said: “We now have the most robust, comprehensive review on ‘neuraminidase inhibitors’ that exists. Initially thought to reduce hospitalisations and serious complications from influenza, the review highlights that Tamiflu is not proven to do this, and it also seems to lead to harmful effects that were not fully reported in the original publications. This shows the importance of ensuring that trial data are transparent and accessible.”

Dr Tom Jefferson, Dr Carl Heneghan, Dr Peter Doshi, authors of the review, Cochrane Neuraminidase Inhibitors Review Team, said: “Drug approval and use cannot be based on biased or missing information any longer. We risk too much in our population’s health and economy. This updated Cochrane review is the first time a Cochrane systematic review has been based only on clinical study reports and regulator’s comments. It is the first example of open science in medicine using full clinical study reports available without conditions. And therefore the conclusions are that much richer. We urge people not to trust in published trials alone or on comment from conflicted health decision makers, but to view the information for themselves.”

The review clearly recommends that guidance on the use of both neuraminidase inhibitors (oseltamivir and zanamivir) in the prevention or treatment of influenza should be revised to take account of the evidence of small benefit and increased risk of harms.

Dr Fiona Godlee, Editor-in-Chief, British Medical Journal, said: “This review is the result of many years of struggles to access and use trial data, which was previously unpublished and even hidden from view. It highlights with certainty that future decisions to purchase and use drugs, particularly when on a mass scale, must be based on a complete picture of the evidence, both published and unpublished. We need the full data from clinical trials made available for all drugs in current use. With the new European Clinical Trials Directive bringing in rules for future drugs, it highlights the enormous challenge we face. We need the commitment of organisations and drug companies to make all data available, even if it means going back 20 years. Otherwise we risk another knee-jerk reaction to a potential pandemic. And can we really afford it?”

*Reference: HHS spent nearly a quarter of the funds (about $1.30 billion) on activities related to developing and stockpiling antiviral drugs. GAO report www.gao.gov/assets/330/320181.html

The Department of Health spent £424 million on stockpiling Tamiflu. http://thetyee.ca/News/2014/04/28/BMJ2.pdf

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