Archiv der Kategorie: Studien

Teilnehmer für Raucherentwöhnungsstudie gesucht

Raucherentwöhnungsprogramm

Das Universitätsklinikum Freiburg und die Breisgauklinik Bad Krozingen wollen ein spezielles Raucherentwöhnungsprogramm für Menschen mit Morbus Crohn entwickeln – für die Studie werden Probanden mit Morbus Crohn gesucht

Aktives Rauchen beeinflusst den Krankheitsverlauf einer Morbus Crohn Erkrankung. So erhöht sich durch den Tabakkonsum bei betroffenen Patienten unter anderem die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsaktivierung oder die der Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs im Verlauf.

Trotz langjährig bewährter Methoden der Tabakentwöhnung sind die Erfolgsraten im Rahmen der üblichen ambulanten Therapien begrenzt und liegen in der Regel zwischen 30 Prozent und 40 Prozent Langzeitabstinenz. Das Tumorzentrum Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg hat in Kooperation mit der Breisgauklinik Bad Krozingen ein neuartiges Konzept zur Raucherentwöhnung entwickelt: Im Rahmen eines stationären Entwöhnungsprogramms konnte bereits bei einer kleineren Gruppe von 20 gesunden Probanden in der 6-Monatserhebung eine Abstinenzquote von 60 Prozent erreicht werden.

Durch die Förderung im Rahmen des Forschungsstipendiums „Patientenorientierte Forschung bei CED“ der Deutschen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) ist es uns nun möglich, das Programm im Rahmen einer Pilotstudie auch für eine Gruppe betroffener Probanden mit Morbus Crohn anzubieten. Die Experten des Tumorzentrums Freiburg – CCCF und der Breisgauklinik versprechen sich dadurch wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung der Tabakentwöhnungstherapie speziell für diese Personengruppe.

Kernstück der 9-tägigen stationären Therapie an der Breisgauklinik Bad Krozingen sind tägliche therapeutische Einzel- und/oder Gruppengespräche durch ein Team bestehend aus Ärzten, Psychologen und Pädagogen. Die spezifische Entwöhnungstherapie wird zusätzlich begleitet von Entspannungsübungen, Bewegungstherapie sowie ernährungsmedizinischen Schulungen.

An der Studie teilnehmen können Menschen mit  histologisch nachgewiesener Morbus Crohn Erkrankung in einer stabilen Phase. Sie müssen volljährig sein und bisher täglich rauchen. Außerdem sollten sie die Motivation zur Teilnahme an einem 9-tägigen stationären Entwöhnungsprogramm mitbringen. Die Durchführung der Studie ist für Januar 2017 (23.01.-31.01.2017) geplant. Kosten für Unterbringung, Verpflegung und das gesamte therapeutische Programm werden bis auf eine Selbstbeteiligung von 50 Euro komplett durch die Studienförderung der DCCV übernommen. Reisekosten werden bis zu 180 Euro (Auto oder 2. Klasse Bahn) nach Belegen erstattet.

Betroffene mit Morbus Crohn in stabiler Phase können sich bei Interesse per E-Mail oder telefonisch an das Tumorzentrum Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg wenden.

Kontakt:
Dr. Jens Leifert
Projektleitung Tumorzentrum Freiburg – CCCF
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761-270-71720
cpmt@uniklinik-freiburg.de 

Gehirn räumt im Schlaf auf

Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig

Die wesentliche Funktion von Schlaf ist geklärt

Schlaf reduziert die Übertragung zwischen Nervenzellen und schafft dadurch Platz für Neues und Wichtiges

Publikation in Nature Communications

Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, weshalb Menschen und Tiere schlafen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg zeigen in einer am 23. August 2016 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Studie, dass im Schlaf die allgemeine Aktivität der als Synapsen bezeichneten Nervenzell-Verbindungen reduziert wird. Die meisten Verbindungen werden geschwächt, manche sogar ganz abgebaut. Nur wichtige Synapsen bleiben bestehen oder werden gestärkt. Dadurch schafft das Gehirn wieder Platz, um neue Informationen zu speichern. Diese als synaptische Plastizität bezeichnete Anpassungsfähigkeit ist eine wichtige Grundlage für Lernen und eine flexible Informationsverarbeitung. Der Abbau dürfte zudem Platz und Energie sparen, da beides im Gehirn zu einem Großteil von den Verbindungsstellen benötigt wird.

Nehmen wir tagsüber Informationen auf, werden im Gehirn Synapsen gestärkt oder neu angelegt. „Wir konnten jetzt erstmals beim Menschen zeigen, dass Schlaf die Synapsen wieder heruntergeregelt und damit Platz für neue Informationen schafft. Das Gehirn räumt also im Schlaf auf“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Wird dieser Prozess durch Schlafmangel unterbunden, gerät das Gehirn in einen Sättigungszustand. Synapsen können dann nicht mehr ausreichend verstärkt oder neu aufgebaut werden. Entsprechend schwer fallen auch Lernen und flexible Informationsverarbeitung.“

Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Aktivität der Synapsen

Zunächst untersuchten die Forscher die allgemeine Aktivität der Synapsen im Gehirn, die auch als Gesamtverbindungsstärke bezeichnet wird. Mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden reizten sie einen Bereich im Gehirn, der für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist. Dieses Vorgehen wird als Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bezeichnet. Nach Schlafentzug löste bereits ein deutlich schwächerer Reiz eine Kontraktion des Muskels aus, was ein Zeichen für eine hohe synaptische Verbindungsstärke ist.

Außerdem werteten die Forscher mittels Elektroenzephalografie-Messungen (EEG) die unterschiedlichen Frequenzen der Hirnströme aus. Schlafentzug führte dabei zu einem deutlichen Anstieg sogenannter Theta-Wellen. Vorangegangenen Tier- und Humanstudien zufolge ist dies ein weiteres Anzeichen erhöhter synaptischer Gesamtstärke. „Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Gesamtstärke der Synapsen im Gehirn. Nach Schlafentzug bleibt die Aktivität dagegen auf einem hohen Niveau“, sagt Prof. Nissen.

Gehirn wehrt sich gegen Überladung

Außerdem fanden die Forscher erstmals beim Menschen Hinweise für ein Prinzip, das eine dauerhafte Reizverarbeitung gewährleistet, die sogenannte homöostatische Plastizität. Sind die Synapsen durch lange Wachphasen bereits maximal aktiv, führen neue Reize oder Informationen nicht zu einer Stärkung, sondern zu einer Schwächung der Nervenzell-Verbindungen. Neu ankommende Reize können dann wieder normal verarbeitet werden. „Es ist anzunehmen, dass praktisch alle Funktionen des Gehirns dadurch beeinflusst werden, wie etwa Emotionsregulation, Konzentration oder Lernen“, sagt Prof. Nissen.

Im Experiment kombinierten die Forscher wiederholt die Reizung des motorischen Gehirn-Areals mit einem elektrischen Reiz am Arm, der ins Gehirn weiter geleitet wird. Findet eine Stärkung der Verknüpfung von Nervenzellen statt, kontrahiert sich der Daumenmuskel stärker als zuvor. Dieser Effekt zeigte sich nach Nachtschlaf. Nach Schlafentzug dagegen war die Kontraktion des Daumenmuskels sogar schwächer. Auf Verhaltensebene beobachteten die Freiburger Forscher zudem ein schlechteres Neulernen von Wortpaaren nach Schlafentzug.

Möglicher Grund, warum Menschen Schlafmangel unterschiedlich gut vertragen

Weiterhin fanden sie Hinweise darauf, dass der Wachstumsfaktor BDNF (brain derived neurotrophic factor) bei der Regulation der synaptischen Aktivität eine wichtige Rolle spielt. Es ist bekannt, dass BDNF nach normalem Schlaf die Neuverknüpfung von Nervenzellen und damit Lernen fördert. Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine anhaltend hohe BDNF-Konzentration im Blut unter Schlafentzug eher zu einer Sättigung von Synapsen führte. „Das könnte erklären, warum manche Menschen Schlafmangel besser verkraften als andere“, sagt Prof. Nissen.

Therapieansätze für Depression und Schlaganfall

Die Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten beitragen, etwa nach Schlaganfall oder bei depressiven Störungen. Bei diesen Erkrankungen ist es wichtig, Verschaltungen im Gehirn zu verändern. Hierzu könnten eine gezielte Beeinflussung des Schlaf-Wach-Verhaltens, aber auch andere Verfahren wie die transkranielle Gleichstromstimulation oder Medikamente mit neuen Wirkmechanismen auf Plastizität genutzt werden.

Original-Titel der Arbeit: Sleep recalibrates homeostatic and associative synaptic plasticity in the human cortex

DOI: 10.1038/ncomms12455

Löwenstarke Problemlöser – Kinder für Studie gesucht

Institut für Psychologie sucht Kinder für eine Studie, die an Ängsten leiden oder eine Konzentrationsschwäche haben

Quelle: Ansgar Lorenz/Universität Freiburg

Quelle: Ansgar Lorenz/Universität Freiburg

Ob in der Familie, im Freundeskreis oder im Klassenverband: Konflikte, Streitigkeiten und mangelhafte Kommunikation können bei Kindern zu Ängsten und Konzentrationsproblemen führen. Eine neue Studie des Instituts für Psychologie der Universität Freiburg will erforschen, wie diese Phänomene entstehen und wie sie sich entwickeln. Mit dem Projekt LÖWE („Lösen wir es“) möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, wie Kinder alleine oder zusammen mit ihren Müttern Probleme lösen und wie sich die Beteiligten dabei fühlen. Für die Studie suchen die Wissenschaftler Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren, die sehr ängstlich sind oder Aufmerksamkeitsprobleme haben. Die Psychologinnen und Psychologen wollen die Ergebnisse nutzen, um Trainings weiterzuentwickeln, die Kindern und ihren Eltern dabei helfen, gute Problemlöserinnen und Problemlöser zu werden und sich wieder besser zu verstehen.

Zu häufigen Phobien bei Kindern gehört zum Beispiel die Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen, vor der Klasse zu sprechen oder von den Eltern getrennt zu sein. Aufmerksamkeitsprobleme äußern sich etwa darin, wenn sich Kinder in der Schule oder bei den Hausaufgaben schlecht konzentrieren können oder sehr unruhig sind. Außerdem sucht das Team Kinder für die Vergleichsgruppe, die keine Ängste oder Probleme mit der Konzentration haben.

Auch die Eltern sollen sich an der Studie beteiligen: Mütter und Väter füllen Fragebögen aus; die Mütter sind im Anschluss auch bei der Untersuchung dabei. In weiteren Studien ist ebenfalls eine Untersuchung gemeinsam mit den Vätern geplant. Die Studie setzt sich aus drei Teilen zusammen. Beim ersten Treffen werden in einem diagnostischen Interview Fragen zu verschiedenen Bereichen gestellt, in denen Probleme auftreten können. Im Anschluss finden zwei circa anderthalbstündige Termine am Institut für Psychologie statt, bei denen Mutter und Kind sowohl alleine als auch gemeinsam Aufgaben am Computer bearbeiten, Puzzle-Aufgaben lösen oder einen Vortrag halten. Als Dankeschön erhalten die Kinder einen Gutschein für den Drogeriemarkt Müller im Wert von 30 Euro; die Mütter erhalten 20 Euro in bar.

Das LÖWE-Projekt: LÖsen Wir Es – Schwierige Aufgaben gemeinsam angehen!

Wie wir miteinander umgehen, kann beeinflussen, wie wir uns fühlen. In manchen Familien steigern sich Probleme im Austausch bis hin zu ständigen Konflikten und Streitereien, die für alle Teilnehmenden sehr belastend sind. Umso schwieriger ist dies, wenn ein Kind unter Ängsten leidet oder Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren. Um die Entstehung von Ängsten und Aufmerksamkeitsproblemen besser zu verstehen, ist es wichtig zu untersuchen, wie Kinder alleine oder gemeinsam an Aufgaben herangehen. Durch Ihre Teilnahme an dem Projekt können Sie mithelfen, dass wir auf der Basis der Befunde Ängste und Aufmerksamkeitsprobleme besser verstehen können. Langfristig können Trainings weiterentwickelt werden, die Kindern und ihren Eltern helfen, gute Problemlöser zu werden und sich wieder besser zu verstehen. Mit Ihrer Teilnahme an unserer Studie können Sie somit in jedem Fall maßgeblich dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

 

Projektleitung

Prof. Dr. Brunna Tuschen-Caffier

Dr. Julia Asbrand (Dipl. Psych.)

Kontakt:
 

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Institut für Psychologie

Klinische Psychologie und Psychotherapie

Dr. Julia Asbrand

Engelbergerstr. 41

79085 Freiburg

Tel. 0761/203-96766

E-Mail: kinderprojekt@psychologie.uni-freiburg.de

Das LÖWE-Projekt

EHEC-Studie geht in die nächste Runde

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Epidemiologie setzt EHEC-Studie fort

Die Folgestudie soll klären, wie es den Patienten und Patienentinnen fast 4 Jahre nach der EHEC-/HUS-Erkrankung geht. Auf diese Ergebnisse darf man gespannt sein.

2014 antwortet das Bundesgesundheitsministerium nach langer Zeit auf meine Anfrage. Darin hält das Ministerium an der Sprossen-Theorie von damals fest.

http://patientenkompetenz.info/324/ehec-ausloeser-immer-noch-ungeklaert/

Manche Krankenhäuser nehmen es mit der Hygiene nicht so genau. Diese Fotos zeigen das Krankenzimmer einer EHEC-Patienten 2011 auf der Privatstation eines Freiburger Krankenhaus. Das Zimmer war sehr klein. Bad gab es keines. Nur eine Toilette mit sehr kleinem Waschbecken, die allerdings mit angehängter Infusion nicht zu betreten war, weil die Tür so schmal war. Und das bei einer Durchfallerkrankung.

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

 

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

 

 

 

 

 

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Ich werde versuchen, ob ich Bundesgesundheitsminister Gröhe beim World Health Summit 2015 in Berlin dazu befragen kann.

Das Robert-Koch-Institut informiert im RKI-Ratgeber für Ärzte über den

Infektionsweg

EHEC-Infektionen können auf vielfältige Art und Weise übertragen werden. Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren, wie z.B. bei Kontakt zu Wiederkäuern oder beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Darüber hinaus können EHEC durch kontaminiertes Wasser (z.B. beim Baden) übertragen werden. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind im Gegensatz zu anderen bakteriellen Gastroenteritis-Erregern ein bedeutender Übertragungsweg – wahrscheinlich begünstigt durch die sehr geringe Infektionsdosis von EHEC (< 100 Erreger für EHEC O157).

In Deutschland sind gemäß einer vom RKI durchgeführten Fall-Kontroll-Studie die Übertragungswege für sporadische EHEC-Erkrankungen altersabhängig. Demnach birgt bei Kindern unter drei Jahren – der Altersgruppe mit der höchsten Meldeinzidenz für EHEC- und HUS-Erkrankungen – der direkte Kontakt zu einem Wiederkäuer (Rind, Schaf oder Ziege) das höchste Erkrankungsrisiko. Weitere Risikofaktoren sind der Konsum von Rohmilch und das Vorkommen von Durchfall bei Familienmitgliedern. Bei Kindern über neun Jahren und Erwachsenen hingegen handelt es sich wahrscheinlich in erster Linie um eine lebensmittelbedingte Erkrankung, wobei insbesondere der Verzehr von Lammfleisch und von streichfähigen Rohwürsten (Zwiebelmettwurst, Streichmettwurst, Teewurst) mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko behaftet ist. Ungefähr die Hälfte aller EHEC-Isolate aus Lebensmitteln in Deutschland tragen die mit erhöhter Virulenz für den Menschen assoziierten Toxine Stx 2, Stx 2c und/oder Stx 2d. Unter diesen sind die häufigsten Serogruppen O113 und O91.

International wurden seit der Erstbeschreibung der Erreger im Jahr 1977 insbesondere durch Ausbruchsuntersuchungen eine Vielzahl von Vehikeln bzw. Übertragungswegen für menschliche EHEC-Erkrankungen nachgewiesen. In den USA beispielsweise waren über 50 % der Ausbrüche lebensmittelbedingt, und Rinderhackfleisch (z.B. in Hamburgern) war das am häufigsten identifizierte Lebensmittel. Aber auch andere Lebensmittel wie Salami, Mettwurst, Rohmilch, nicht pasteurisierter Apfelsaft und roh verzehrtes grünes Blattgemüse (z.B. Sprossen, Spinat) waren für Ausbrüche verantwortlich, wie epidemiologische und mikrobiologische Untersuchungen gezeigt haben.

In Deutschland ereigneten sich in den letzten Jahren mehrfach größere Häufungen von HUS-Erkrankungen, sämtlich verursacht durch eine sorbitol-fermentierende Variante von EHEC der Serogruppe O157, ohne dass bislang eine Infektionsursache ermittelt werden konnte. Hingegen sind hierzulande traditionelle EHEC-Ausbrüche (bei denen nicht überwiegend HUS-Erkrankungen beobachtetet werden) nach aktueller Datenlage selten. Zudem konnte die Infektionsquelle nur in den wenigsten Fällen aufgeklärt werden.

 

Darmbakterien sorgen für gesundes Gehirn

Darmbakterien steuern Reifung und Funktion von Immunzellen des Gehirns / Zersetzte Ballaststoffe dienen als Botenstoffe zwischen Darm und Gehirn / Veröffentlichung in Nature Neuroscience

gesunde Mikroglia eines Tieres mit Darmflora; Mitte: ohne Darmflora sind die Mikroglia unreif; Rechts: Tiere ohne Darmflora, die ein bakterielles Abbauprodukt fressen, besitzen gesunde Mikroglia Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Gesunde Mikroglia eines Tieres mit Darmflora; Mitte: ohne Darmflora sind die Mikroglia unreif;
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

(01.06.2015) Die Besiedlung des Darms mit Bakterien beeinflusst lebenslang die Immunabwehr des Gehirns und damit möglicherweise auch den Verlauf von Hirnerkrankungen wie Alzheimer und Multipler Sklerose. Dies hat  ein Team um Neuropathologen des Universitätsklinikums Freiburg erstmals an Mäusen festgestellt. Wie die Wissenschaftler nun zeigen konnten, wird die Funktion von Fresszellen des Gehirns, so genannte Mikroglia, durch Abbauprodukte von Darmbakterien gesteuert. Insbesondere bei der Zersetzung von Ballaststoffen produzieren Bakterien kurzkettige Fettsäuren, die für die korrekte Funktion der Mikroglia benötigt werden. Mäuse, deren Darm keine Bakterien enthielt, entwickeln unreife und verkümmerte Mikroglia. Wurde  später eine Darmflora etabliert, waren auch die Mikroglia-Zellen wieder gesünder. Die Studie gibt nicht nur Hinweise auf die mögliche Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen, sondern auch auf die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für die Vorbeugung von Gehirnerkrankungen. Ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher in der Juli-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Neuroscience und vorab in der Online-Ausgabe der Zeitschrift.

Mikroglia sind die sogenannten Fresszellen des Gehirns, auch Gehirn-Makrophagen genannt. Sie beseitigen eingedrungene Keime und abgestorbene Nervenzellen und sind an der lebenslangen Formbarkeit des Gehirns beteiligt. Fehlgesteuerte Mikroglia-Zellen spielen bei mehreren Hirnerkrankungen eine Rolle. Wie die Reifung und Aktivierung dieser Zellen gesteuert wird, war bislang unklar.

Ohne Darmbakterien verkümmern die Immunzellen des Gehirns

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Freiburg und assoziiertes Mitglied des BIOSS Centre for Biological Signalling Studies Freiburg, leitete die Forschungsgruppe mit Mitgliedern aus Freiburg, Rehovot (Israel), München, Mainz, Köln, und Bern (Schweiz). Gemeinsam mit den Erstautoren Dr. Daniel Erny und Anna Lena Hrabě de Angelis konnte er erstmals bei Mäusen zeigen, dass ein intaktes Immunsystem des Gehirns von einer gesunden bakteriellen Darmflora abhängt. Dafür untersuchten sie Tiere, die in einer komplett sterilen Umgebung aufgezogen und gehalten wurden. Diese besaßen verkümmerte und unreife Mikroglia, die auf Entzündungsreize im Hirn kaum reagierten. „Unsere Ergebnisse weisen auf einen ständigen Informationsfluss zwischen Darmbakterien und Hirnmakrophagen hin“, sagt Prof. Prinz.

Auch Tiere, deren Darmbakterien durch eine vierwöchige Antibiotika-Therapie abgetötet worden waren, wiesen eine gestörte Immunantwort auf. Im Kontakt mit gesunden Tieren etablierte sich bei den zuvor steril gehaltenen Tieren schnell eine Darmflora. Dies hatte einen positiven Einfluss auf die Immunabwehr. Dabei galt: „Je größer die Vielfalt der Darmbakterien war, desto besser entwickelten sich auch die Mikroglia“, fasst der Neuropathologe zusammen

Zersetzte Ballaststoffe steuern Immunreaktion im Gehirn

Die Forscher zeigten, dass kurzkettige Fettsäuren als Botenstoff zwischen Darmflora und Mikroglia dienen. Diese werden bei der bakteriellen Verwertung von Ballaststoffen, Milchprodukten und weiteren Nahrungsmitteln produziert. Über das Blut könnten sie ins Gehirn gelangen und dort Mikrogliazellen helfen, Entzündungsreaktionen schnell und effizient zu bekämpfen. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, wie wichtig für die geistige Gesundheit eine ausgewogene Ernährung ist, die zur bakteriellen Bildung von kurzkettigen Fettsäuren beiträgt“, sagt Prof. Prinz.

Hat die Darmflora auch Einfluss auf Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose?

Die Studie dürfte auch für den Menschen eine hohe Relevanz haben. „Die Ergebnisse passen sehr gut zu früheren klinischen Studien und zu Untersuchungen anderer Forschungsgruppen“, so Prof. Prinz. So werden Autoimmunerkrankungen des Darms wie Morbus Crohn mit einem Mangel an kurzkettigen Fettsäuren in Verbindung gebracht. Hier wird seit einiger Zeit die Behandlung durch eine so genannte Stuhltransplantation geprüft, bei der die Darmflora von einem auf einen anderen Menschen übertragen wird. Wie groß der Einfluss der Darmflora auf Funktion und Entwicklung des Gehirns beim Menschen genau ist, müssen zukünftige Studien prüfen.

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Original-Titel der Arbeit: Host microbiota constantly control maturation and function of microglia in the CNS

DOI: 10.1080/15592294.2015.1039216

Link zum Journal: www.nature.com/neuro/index.html

Kurzes Video-Interview zur Studie mit Prof. Marco Prinz

Richtige Ernährung kann Symptome von Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung verbessern

Informationsveranstaltung am 16. April 2015 zur „Oligoantigenen Diät“ bei Kindern mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen

Verschiedene Stoffe in Nahrungsmitteln können Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen. Einige dieser Stoffe stehen im Verdacht mit den Symptomen von Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) in Verbindung zu stehen, beziehungsweise sie zu verstärken. Forscherinnen und Forscher aus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen derzeit bei Kindern mit diagnostizierter ADHS im Alter von 7 bis 18 Jahren, ob individuelle Lebensmittelunverträglichkeiten bestehen und welche Auswirkungen diese dann auf die Symptome haben. Durch eine auf jeden Patienten speziell zugeschnittene Diät sollen die Symptome der neurobiologischen Erkrankung verbessert werden oder sogar ganz verschwinden. Die „Oligoantigene Diät“, auch Eliminationsdiät genannt, zeichnet sich durch den Verzicht auf Lebensmittel aus, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können.

Zum aktuellen Stand der Studie „Oligoantigene Diät bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit oder Hyperaktivitätsstörungen – Durchführbarkeit und Wirksamkeit“ findet am Donnerstag, den 16. April 2015, von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, eine Infoveranstaltung im Hörsaal der Zoologie (Hauptstraße 1, Freiburg) statt. Betroffene und Interessierte sind dazu herzlich eingeladen. Erste Ergebnisse der seit einem halben Jahr laufenden Studie werden vorgestellt. Kinder und ihre Eltern, die an der Studie teilgenommen haben, werden von ihren Erfahrungen berichten.

Bei etwa 60 Prozent der Kinder mit der Diagnose Informationsveranstaltungwurde in zahlreichen vorherigen Studien eine Unverträglichkeit auf einzelne Lebensmittel gezeigt. „Da die Medikamente, die bei ADHS verabreicht werden, viele Begleiterscheinungen haben, ist die Nachfrage von betroffenen Eltern nach alternativen Behandlungsmethoden groß“, sagt Dr. Christina Clement, Ökotrophologin an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg. „Mit der oligoantigenen Diät soll zukünftig eine weitere Behandlungsmethode für ADHS etabliert werden.“

In den vergangenen Jahren konnten Patientenstudien, in denen es um die praktische Umsetzung einer Ernährungsumstellung im Alltag von ADHS Patienten geht, nicht in Deutschland angeboten werden. Im Rahmen der Studie am Universitätsklinikum Freiburg wird die ambulante Durchführbarkeit der Diät geprüft und für jedes teilnehmende Kind, bei dem eine Ernährungskomponente die Symptomatik der ADHS beeinflusst, eine individuelle Ernährungsempfehlung erstellt. Diese Durchführbarkeitsstudie ist deutschlandweit einmalig.

Weitere Informationen finden im Internet unter: www.uniklinik-freiburg.de/kijupsych/forschung/studienteilnehmer-gesucht.html 

Gegen die Schmerzen im Kopf

Patienten für Studie zur Migränebewältigung gesucht

Für eine klinische Studie an der Klinik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, die den Einfluss eines
achtsamkeitsbasierten kognitiven Trainings zur Migränebewältigung
untersucht, werden Probandinnen und Probanden gesucht, die regelmäßig unter
Migränetattacken leiden. Die Probanden erhalten die Möglichkeit zur
Teilnahme an einem über neun Wochen verlaufenden, einmal wöchentlich
stattfindenden Gruppentraining mit etwa zwölf Teilnehmern. Darin wird ein
verbesserter Umgang mit der Erkrankung und den daraus häufig resultierenden
Einschränkungen anvisiert. Es handelt sich nicht um eine
Medikamentenstudie.

Im Gruppentraining wird primär ein achtsamkeitsbasierter Ansatz in
Kombination mit bewährten Techniken aus dem
kognitiv-verhaltenstherapeutischen Bereich angewendet. Bausteine sind unter
anderem geleitete Meditationen, Körperübungen, schulende Einheiten zum
Thema Stress- und Schmerzbewältigung sowie ein hoher Anteil an
Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern und der Kursleitung. Übungen
für das persönliche Vertiefen zu Hause runden den Ansatz ab. Bei dem
angebotenen Training handelt es sich um ein innovatives
Schmerzbewältigungstraining speziell für Migränepatienten, welches im
deutschen Sprachraum nun erstmals vom Universitätsklinikum Freiburg
bewertet wird.

Der Studienbeginn ist Anfang Januar 2015. Die Teilnehmer werden in zwei
zufällig ausgewählte Gruppen eingeteilt.  Der erste Kurs beginnt Ende
Januar, der zweite Kurs beginnt Ende April / Anfang Mai. Voraussetzungen
zur Studienteilnahme sind neben dem Erfüllen der Einschlusskriterien
(Migräneattacken) die Bereitschaft zur regelmäßigen Kursteilnahme und zum
Absolvieren täglicher Übungseinheiten im Rahmen eines
Hausaufgabenprogramms. Zusätzlich sollte die Bereitschaft zum Ausfüllen
eines Kopfschmerztagebuches vorhanden sein. Das Training wird im Rahmen der
Studienteilnahme kostenlos angeboten, um einen freiwilligen
Selbstkostenanteil von 35 Euro wird gebeten. Interessierte werden nach
einem kurzen Telefonat zu einem Studieneinschlusstermin ins
Universitätsklinikum eingeladen.  Bei dem Termin erfolgen eine kurze
ärztliche Abklärung sowie eine detaillierte Studienaufklärung durch die
Studienleitung.

An der Studienteilnahme Interessierte können bis zum 05. Dezember 2014
entweder per E-Mail an ronja.pohl@uniklinik-freiburg.de oder telefonisch
unter 0761 270-68823 (Dienstag und Donnerstag 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr sowie
14.00 Uhr bis 19.00 Uhr) Kontakt aufnehmen. Bei einer Kontaktaufnahme per
E-Mail sollten die Telefonnummer und Kontaktzeiten angegeben werden.

Attraktive Alternative zur herkömmlichen Schmerztherapie

Die schmerzlindernde Wirkung von Morphin wird zu einem großen Teil durch Opioid-Rezeptoren vermittelt, die außerhalb des Gehirns lokalisiert sind. Dies konnten Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin jetzt erstmals in einer klinischen Studie nachweisen. Wenn die peripheren Opioid-Rezeptoren deaktiviert wurden, benötigten Patienten nach einer Operation deutlich mehr Morphin, um schmerzfrei zu sein, als Patienten, deren periphere Rezeptoren nicht blockiert waren. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift PAIN* veröffentlicht.
Morphin und verwandte Arzneistoffe (Opioide) werden zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt, beispielsweise bei Krebserkrankungen oder nach Operationen. Allerdings haben diese Medikamente oftmals eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen, unter anderem Übelkeit, Müdigkeit und Atemdepression. Weiterhin besteht die Gefahr, dass Patienten abhängig werden. Viele Ärzte und Wissenschaftler gingen bislang davon aus, dass die schmerzstillende Wirksamkeit der Opioide ausschließlich durch die Aktivierung von Opioid-Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS) – also im Gehirn und im Rückenmark – vermittelt wird. In den letzten Jahren häuften sich in der Grundlagenforschung jedoch die Hinweise, dass ein erheblicher Anteil der schmerzlindernden Wirkung durch Opioid-Rezeptoren vermittelt wird, die sich auf Nervenfasern außerhalb des Gehirns befinden.

In einer klinischen Studie untersuchten die Wissenschaftler um Prof. Christoph Stein, Direktor der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin, das Schmerzempfinden von Patienten nach der Implantation eines künstlichen Kniegelenks. Ein Teil der Patientengruppe erhielt nach der Operation den Wirkstoff Methylnaltrexon, einen sogenannten peripheren Opioid-Rezeptor-Antagonisten. Durch ihn werden die Opioid-Rezeptoren, die außerhalb des Gehirns lokalisiert sind, deaktiviert. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo-Präparat. Es zeigte sich, dass die Patienten, die den Wirkstoff Methylnaltrexon erhielten, einen um 40 Prozent erhöhten Morphinbedarf hatten, um schmerzfrei zu sein, als die Patienten, die das Placebo erhielten.

»Unsere Ergebnisse belegen das enorme Potential einer Schmerzstillend durch die peripheren Opioid-Rezeptoren und bilden einen wichtigen Ansatzpunkt für moderne Schmerzmedikamente«, betont Prof. Christoph Stein. »Dies ist besonders für Patienten, die aufgrund einer langfristigen Einnahme von Opioidanalgetika unter Nebenwirkungen leiden und deswegen mit Methylnaltrexon behandelt werden, wichtig. Denn diese Patienten müssen damit rechnen, dass die schmerzstillende Wirkung der Opioide durch Methylnaltrexon oder ähnliche Wirkstoffe erheblich abgeschwächt wird«, fügt er hinzu.

Die Ergebnisse der Forscher belegen den erfolgreichen Wissenstransfer von der Laborbank zum Patientenbett ‚bench to bedside‘, denn sie untermauern die vorangegangene Forschung im Labor und Tierexperiment. Durch die vielversprechende Strategie einer peripheren Opioid-Rezeptor-Aktivierung könnten künftig sowohl limitierende Nebenwirkungen von Nicht-Opioid-Analgetika, wie beispielsweise Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure, als auch die schweren zentralen  Nebenwirkungen von Opioiden umgangen werden.

*Jagla C, Martus P, Stein C. Peripheral opioid receptor blockade increases postoperative morphine demands-A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Pain. 2014 Jul 18. pii: S0304-3959(14)00330-3. doi: 10.1016/j.pain.2014.07.011. [Epub ahead of print] PubMed PMID: 25046272.

Studienteilnehmer gesucht

Chronische Schmerzen bewältigen

© Jiaxi Lin

© Jiaxi Lin

Chronische Schmerzen können Menschen im Alltag einschränken und ihre Lebensqualität mindern. Ein Online-Training soll Betroffenen dabei helfen, mit ihrem Leiden besser umzugehen. Das Institut für Psychologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sucht für eine Studie Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die seit mindestens sechs Monaten unter chronischen Schmerzen leiden und die sich durch Schmerzen im Alltag eingeschränkt fühlen. Interessierte erhalten auf folgender Internetseite weitere Informationen und können sich für die Teilnahme vormerken lassen: https://www.geton-training.de/chronischeSchmerzen.php

Die Studie soll zeigen, ob das Online-Training wirksam und kosteneffektiv ist. Dieses basiert auf der Akzeptanz-und-Commitment-Therapie. Die Studienteilnehmer lernen zum Beispiel verschiedene Strategien zum Umgang mit Schmerzen kennen. Außerdem erfahren sie, wie sie bedeutsamen Lebensbereichen sowie -zielen mehr Raum geben und mit unangenehmen Gedanken und Gefühlen umgehen. Die Patienten erhalten sieben Lektionen mit Informationen, interaktiven Übungen sowie Audio- und Videodateien, die sie wöchentlich bearbeiten sollen. Die Teilnehmer werden vor Beginn der Studie in drei verschiedene Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bekommt zusätzliche Unterstützung und Feedback durch einen persönlichen Trainer, während die zweite Gruppe das Training selbstständig bearbeitet. Eine dritte Gruppe erhält sechs Monate später Zugriff auf das Angebot. Das Forschungsprojekt entstand aus einer Zusammenarbeit der Universität mit dem Universitätsklinikum Freiburg sowie den Universitäten Marburg und Lüneburg.

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Zwei Drittel sind für die Erlaubnis aktiver Sterbehilfe

60 Prozent für die Zulassung privater Sterbehilfe-Organsationen.
Hohe Zustimmung auch für passive Sterbehilfe

Im Herbst beginnt im Bundestag die Debatte um ein Gesetz zur Sterbehilfe. Ein wesent­licher Diskussionspunkt ist dabei die rechtliche Bewertung der aktiven Sterbehilfe bzw. der Beihilfe zur Selbsttötung. Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung steht der Forde­rung, unheilbar schwerstkranken Menschen auf deren Wunsch hin aktiv Sterbehilfe zu gewähren, positiv gegenüber: 67 Prozent sprechen sich dafür aus, aktive Sterbehilfe in Deutschland zu erlauben. Damit ist die Akzeptanz für die aktive Sterbehilfe in den letz­ten Jahren weiter gestiegen. 2008 sprachen sich 58 Prozent für die Möglichkeit der akti­ven Sterbehilfe in Deutschland aus (Schaubild 1).

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Eine deutliche Mehrheit der Bürger spricht sich in diesem Zusammenhang auch für die Zulassung von privaten Sterbehilfe-Organisationen wie etwa in der Schweiz aus. 60 Pro­zent sind der Meinung, dass man auch in Deutschland privaten Sterbehilfe-Organisationen erlauben sollte, unheilbar kranke Menschen bei der Selbsttötung zu unterstützen. Ledig­lich jeder fünfte ist der Meinung, dass solche Organisationen verboten bleiben sollten (Schaubild 2).

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Die Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe geht quer durch alle Bevölkerungsschichten, wei- testgehend unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung oder Konfessionszugehörigkeit. So sind 70 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen für die Möglichkeit einer aktiven Sterbehilfe; in den verschiedenen Generationen sind es zwischen 65 und 68 Prozent. Auch die Schulbildung hat kaum eine Auswirkung. In allen Bildungsschichten ist mit 64 bis 70 Prozent eine große Mehrheit dafür, dass schwerkranke Menschen dabei unterstützt werden dürfen, ihr Leben auf eigenen Wunsch hin zu beenden. Auch unter Katholiken und Pro- testanten ist jeweils eine große Mehrheit für die aktive Sterbehilfe. Weniger eindeutig ist das Bild lediglich bei den regelmäßigen – und damit ihren Kirchen besonders verbundenen – Kirchgängern. Von ihnen sind 39 Prozent für, 33 Prozent gegen die aktive Sterbehilfe (Schaubild 3).

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Noch größer als die Akzeptanz für die aktive Sterbehilfe ist die Zustimmung zur passiven Sterbehilfe, dass also ein Arzt lebensverlängernde Maßnahmen einstellen kann, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht. Derzeit sprechen sich 78 Prozent für, nur 7 Prozent ge- gen diese Form der Sterbehilfe aus. Damit entspricht die Zustimmung in etwa dem Ni- veau, das auch über die letzten Jahre zu messen war, als sich zwischen 72 Prozent und 80 Prozent der Bevölkerung für die passive Sterbehilfe aussprachen (Schaubild 4). Wie bei der aktiven Sterbehilfe gibt es kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevöl- kerungsgruppen. Im Fall der passiven Sterbehilfe spricht sich auch die überwältigende Mehrheit der regelmäßigen Kirchgänger für deren Zulässigkeit aus.

 

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029