Archiv der Kategorie: Studien

EHEC-Studie geht in die nächste Runde

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Epidemiologie setzt EHEC-Studie fort

Die Folgestudie soll klären, wie es den Patienten und Patienentinnen fast 4 Jahre nach der EHEC-/HUS-Erkrankung geht. Auf diese Ergebnisse darf man gespannt sein.

2014 antwortet das Bundesgesundheitsministerium nach langer Zeit auf meine Anfrage. Darin hält das Ministerium an der Sprossen-Theorie von damals fest.

http://patientenkompetenz.info/324/ehec-ausloeser-immer-noch-ungeklaert/

Manche Krankenhäuser nehmen es mit der Hygiene nicht so genau. Diese Fotos zeigen das Krankenzimmer einer EHEC-Patienten 2011 auf der Privatstation eines Freiburger Krankenhaus. Das Zimmer war sehr klein. Bad gab es keines. Nur eine Toilette mit sehr kleinem Waschbecken, die allerdings mit angehängter Infusion nicht zu betreten war, weil die Tür so schmal war. Und das bei einer Durchfallerkrankung.

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

 

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

 

 

 

 

 

IMG_0320Bad3

Ich werde versuchen, ob ich Bundesgesundheitsminister Gröhe beim World Health Summit 2015 in Berlin dazu befragen kann.

Das Robert-Koch-Institut informiert im RKI-Ratgeber für Ärzte über den

Infektionsweg

EHEC-Infektionen können auf vielfältige Art und Weise übertragen werden. Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren, wie z.B. bei Kontakt zu Wiederkäuern oder beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Darüber hinaus können EHEC durch kontaminiertes Wasser (z.B. beim Baden) übertragen werden. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind im Gegensatz zu anderen bakteriellen Gastroenteritis-Erregern ein bedeutender Übertragungsweg – wahrscheinlich begünstigt durch die sehr geringe Infektionsdosis von EHEC (< 100 Erreger für EHEC O157).

In Deutschland sind gemäß einer vom RKI durchgeführten Fall-Kontroll-Studie die Übertragungswege für sporadische EHEC-Erkrankungen altersabhängig. Demnach birgt bei Kindern unter drei Jahren – der Altersgruppe mit der höchsten Meldeinzidenz für EHEC- und HUS-Erkrankungen – der direkte Kontakt zu einem Wiederkäuer (Rind, Schaf oder Ziege) das höchste Erkrankungsrisiko. Weitere Risikofaktoren sind der Konsum von Rohmilch und das Vorkommen von Durchfall bei Familienmitgliedern. Bei Kindern über neun Jahren und Erwachsenen hingegen handelt es sich wahrscheinlich in erster Linie um eine lebensmittelbedingte Erkrankung, wobei insbesondere der Verzehr von Lammfleisch und von streichfähigen Rohwürsten (Zwiebelmettwurst, Streichmettwurst, Teewurst) mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko behaftet ist. Ungefähr die Hälfte aller EHEC-Isolate aus Lebensmitteln in Deutschland tragen die mit erhöhter Virulenz für den Menschen assoziierten Toxine Stx 2, Stx 2c und/oder Stx 2d. Unter diesen sind die häufigsten Serogruppen O113 und O91.

International wurden seit der Erstbeschreibung der Erreger im Jahr 1977 insbesondere durch Ausbruchsuntersuchungen eine Vielzahl von Vehikeln bzw. Übertragungswegen für menschliche EHEC-Erkrankungen nachgewiesen. In den USA beispielsweise waren über 50 % der Ausbrüche lebensmittelbedingt, und Rinderhackfleisch (z.B. in Hamburgern) war das am häufigsten identifizierte Lebensmittel. Aber auch andere Lebensmittel wie Salami, Mettwurst, Rohmilch, nicht pasteurisierter Apfelsaft und roh verzehrtes grünes Blattgemüse (z.B. Sprossen, Spinat) waren für Ausbrüche verantwortlich, wie epidemiologische und mikrobiologische Untersuchungen gezeigt haben.

In Deutschland ereigneten sich in den letzten Jahren mehrfach größere Häufungen von HUS-Erkrankungen, sämtlich verursacht durch eine sorbitol-fermentierende Variante von EHEC der Serogruppe O157, ohne dass bislang eine Infektionsursache ermittelt werden konnte. Hingegen sind hierzulande traditionelle EHEC-Ausbrüche (bei denen nicht überwiegend HUS-Erkrankungen beobachtetet werden) nach aktueller Datenlage selten. Zudem konnte die Infektionsquelle nur in den wenigsten Fällen aufgeklärt werden.

 

Darmbakterien sorgen für gesundes Gehirn

Darmbakterien steuern Reifung und Funktion von Immunzellen des Gehirns / Zersetzte Ballaststoffe dienen als Botenstoffe zwischen Darm und Gehirn / Veröffentlichung in Nature Neuroscience

gesunde Mikroglia eines Tieres mit Darmflora; Mitte: ohne Darmflora sind die Mikroglia unreif; Rechts: Tiere ohne Darmflora, die ein bakterielles Abbauprodukt fressen, besitzen gesunde Mikroglia Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Gesunde Mikroglia eines Tieres mit Darmflora; Mitte: ohne Darmflora sind die Mikroglia unreif;
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

(01.06.2015) Die Besiedlung des Darms mit Bakterien beeinflusst lebenslang die Immunabwehr des Gehirns und damit möglicherweise auch den Verlauf von Hirnerkrankungen wie Alzheimer und Multipler Sklerose. Dies hat  ein Team um Neuropathologen des Universitätsklinikums Freiburg erstmals an Mäusen festgestellt. Wie die Wissenschaftler nun zeigen konnten, wird die Funktion von Fresszellen des Gehirns, so genannte Mikroglia, durch Abbauprodukte von Darmbakterien gesteuert. Insbesondere bei der Zersetzung von Ballaststoffen produzieren Bakterien kurzkettige Fettsäuren, die für die korrekte Funktion der Mikroglia benötigt werden. Mäuse, deren Darm keine Bakterien enthielt, entwickeln unreife und verkümmerte Mikroglia. Wurde  später eine Darmflora etabliert, waren auch die Mikroglia-Zellen wieder gesünder. Die Studie gibt nicht nur Hinweise auf die mögliche Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen, sondern auch auf die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für die Vorbeugung von Gehirnerkrankungen. Ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher in der Juli-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Neuroscience und vorab in der Online-Ausgabe der Zeitschrift.

Mikroglia sind die sogenannten Fresszellen des Gehirns, auch Gehirn-Makrophagen genannt. Sie beseitigen eingedrungene Keime und abgestorbene Nervenzellen und sind an der lebenslangen Formbarkeit des Gehirns beteiligt. Fehlgesteuerte Mikroglia-Zellen spielen bei mehreren Hirnerkrankungen eine Rolle. Wie die Reifung und Aktivierung dieser Zellen gesteuert wird, war bislang unklar.

Ohne Darmbakterien verkümmern die Immunzellen des Gehirns

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Freiburg und assoziiertes Mitglied des BIOSS Centre for Biological Signalling Studies Freiburg, leitete die Forschungsgruppe mit Mitgliedern aus Freiburg, Rehovot (Israel), München, Mainz, Köln, und Bern (Schweiz). Gemeinsam mit den Erstautoren Dr. Daniel Erny und Anna Lena Hrabě de Angelis konnte er erstmals bei Mäusen zeigen, dass ein intaktes Immunsystem des Gehirns von einer gesunden bakteriellen Darmflora abhängt. Dafür untersuchten sie Tiere, die in einer komplett sterilen Umgebung aufgezogen und gehalten wurden. Diese besaßen verkümmerte und unreife Mikroglia, die auf Entzündungsreize im Hirn kaum reagierten. „Unsere Ergebnisse weisen auf einen ständigen Informationsfluss zwischen Darmbakterien und Hirnmakrophagen hin“, sagt Prof. Prinz.

Auch Tiere, deren Darmbakterien durch eine vierwöchige Antibiotika-Therapie abgetötet worden waren, wiesen eine gestörte Immunantwort auf. Im Kontakt mit gesunden Tieren etablierte sich bei den zuvor steril gehaltenen Tieren schnell eine Darmflora. Dies hatte einen positiven Einfluss auf die Immunabwehr. Dabei galt: „Je größer die Vielfalt der Darmbakterien war, desto besser entwickelten sich auch die Mikroglia“, fasst der Neuropathologe zusammen

Zersetzte Ballaststoffe steuern Immunreaktion im Gehirn

Die Forscher zeigten, dass kurzkettige Fettsäuren als Botenstoff zwischen Darmflora und Mikroglia dienen. Diese werden bei der bakteriellen Verwertung von Ballaststoffen, Milchprodukten und weiteren Nahrungsmitteln produziert. Über das Blut könnten sie ins Gehirn gelangen und dort Mikrogliazellen helfen, Entzündungsreaktionen schnell und effizient zu bekämpfen. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, wie wichtig für die geistige Gesundheit eine ausgewogene Ernährung ist, die zur bakteriellen Bildung von kurzkettigen Fettsäuren beiträgt“, sagt Prof. Prinz.

Hat die Darmflora auch Einfluss auf Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose?

Die Studie dürfte auch für den Menschen eine hohe Relevanz haben. „Die Ergebnisse passen sehr gut zu früheren klinischen Studien und zu Untersuchungen anderer Forschungsgruppen“, so Prof. Prinz. So werden Autoimmunerkrankungen des Darms wie Morbus Crohn mit einem Mangel an kurzkettigen Fettsäuren in Verbindung gebracht. Hier wird seit einiger Zeit die Behandlung durch eine so genannte Stuhltransplantation geprüft, bei der die Darmflora von einem auf einen anderen Menschen übertragen wird. Wie groß der Einfluss der Darmflora auf Funktion und Entwicklung des Gehirns beim Menschen genau ist, müssen zukünftige Studien prüfen.

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Original-Titel der Arbeit: Host microbiota constantly control maturation and function of microglia in the CNS

DOI: 10.1080/15592294.2015.1039216

Link zum Journal: www.nature.com/neuro/index.html

Kurzes Video-Interview zur Studie mit Prof. Marco Prinz

Richtige Ernährung kann Symptome von Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung verbessern

Informationsveranstaltung am 16. April 2015 zur „Oligoantigenen Diät“ bei Kindern mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen

Verschiedene Stoffe in Nahrungsmitteln können Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen. Einige dieser Stoffe stehen im Verdacht mit den Symptomen von Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) in Verbindung zu stehen, beziehungsweise sie zu verstärken. Forscherinnen und Forscher aus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen derzeit bei Kindern mit diagnostizierter ADHS im Alter von 7 bis 18 Jahren, ob individuelle Lebensmittelunverträglichkeiten bestehen und welche Auswirkungen diese dann auf die Symptome haben. Durch eine auf jeden Patienten speziell zugeschnittene Diät sollen die Symptome der neurobiologischen Erkrankung verbessert werden oder sogar ganz verschwinden. Die „Oligoantigene Diät“, auch Eliminationsdiät genannt, zeichnet sich durch den Verzicht auf Lebensmittel aus, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können.

Zum aktuellen Stand der Studie „Oligoantigene Diät bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit oder Hyperaktivitätsstörungen – Durchführbarkeit und Wirksamkeit“ findet am Donnerstag, den 16. April 2015, von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, eine Infoveranstaltung im Hörsaal der Zoologie (Hauptstraße 1, Freiburg) statt. Betroffene und Interessierte sind dazu herzlich eingeladen. Erste Ergebnisse der seit einem halben Jahr laufenden Studie werden vorgestellt. Kinder und ihre Eltern, die an der Studie teilgenommen haben, werden von ihren Erfahrungen berichten.

Bei etwa 60 Prozent der Kinder mit der Diagnose Informationsveranstaltungwurde in zahlreichen vorherigen Studien eine Unverträglichkeit auf einzelne Lebensmittel gezeigt. „Da die Medikamente, die bei ADHS verabreicht werden, viele Begleiterscheinungen haben, ist die Nachfrage von betroffenen Eltern nach alternativen Behandlungsmethoden groß“, sagt Dr. Christina Clement, Ökotrophologin an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg. „Mit der oligoantigenen Diät soll zukünftig eine weitere Behandlungsmethode für ADHS etabliert werden.“

In den vergangenen Jahren konnten Patientenstudien, in denen es um die praktische Umsetzung einer Ernährungsumstellung im Alltag von ADHS Patienten geht, nicht in Deutschland angeboten werden. Im Rahmen der Studie am Universitätsklinikum Freiburg wird die ambulante Durchführbarkeit der Diät geprüft und für jedes teilnehmende Kind, bei dem eine Ernährungskomponente die Symptomatik der ADHS beeinflusst, eine individuelle Ernährungsempfehlung erstellt. Diese Durchführbarkeitsstudie ist deutschlandweit einmalig.

Weitere Informationen finden im Internet unter: www.uniklinik-freiburg.de/kijupsych/forschung/studienteilnehmer-gesucht.html 

Gegen die Schmerzen im Kopf

Patienten für Studie zur Migränebewältigung gesucht

Für eine klinische Studie an der Klinik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, die den Einfluss eines
achtsamkeitsbasierten kognitiven Trainings zur Migränebewältigung
untersucht, werden Probandinnen und Probanden gesucht, die regelmäßig unter
Migränetattacken leiden. Die Probanden erhalten die Möglichkeit zur
Teilnahme an einem über neun Wochen verlaufenden, einmal wöchentlich
stattfindenden Gruppentraining mit etwa zwölf Teilnehmern. Darin wird ein
verbesserter Umgang mit der Erkrankung und den daraus häufig resultierenden
Einschränkungen anvisiert. Es handelt sich nicht um eine
Medikamentenstudie.

Im Gruppentraining wird primär ein achtsamkeitsbasierter Ansatz in
Kombination mit bewährten Techniken aus dem
kognitiv-verhaltenstherapeutischen Bereich angewendet. Bausteine sind unter
anderem geleitete Meditationen, Körperübungen, schulende Einheiten zum
Thema Stress- und Schmerzbewältigung sowie ein hoher Anteil an
Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern und der Kursleitung. Übungen
für das persönliche Vertiefen zu Hause runden den Ansatz ab. Bei dem
angebotenen Training handelt es sich um ein innovatives
Schmerzbewältigungstraining speziell für Migränepatienten, welches im
deutschen Sprachraum nun erstmals vom Universitätsklinikum Freiburg
bewertet wird.

Der Studienbeginn ist Anfang Januar 2015. Die Teilnehmer werden in zwei
zufällig ausgewählte Gruppen eingeteilt.  Der erste Kurs beginnt Ende
Januar, der zweite Kurs beginnt Ende April / Anfang Mai. Voraussetzungen
zur Studienteilnahme sind neben dem Erfüllen der Einschlusskriterien
(Migräneattacken) die Bereitschaft zur regelmäßigen Kursteilnahme und zum
Absolvieren täglicher Übungseinheiten im Rahmen eines
Hausaufgabenprogramms. Zusätzlich sollte die Bereitschaft zum Ausfüllen
eines Kopfschmerztagebuches vorhanden sein. Das Training wird im Rahmen der
Studienteilnahme kostenlos angeboten, um einen freiwilligen
Selbstkostenanteil von 35 Euro wird gebeten. Interessierte werden nach
einem kurzen Telefonat zu einem Studieneinschlusstermin ins
Universitätsklinikum eingeladen.  Bei dem Termin erfolgen eine kurze
ärztliche Abklärung sowie eine detaillierte Studienaufklärung durch die
Studienleitung.

An der Studienteilnahme Interessierte können bis zum 05. Dezember 2014
entweder per E-Mail an ronja.pohl@uniklinik-freiburg.de oder telefonisch
unter 0761 270-68823 (Dienstag und Donnerstag 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr sowie
14.00 Uhr bis 19.00 Uhr) Kontakt aufnehmen. Bei einer Kontaktaufnahme per
E-Mail sollten die Telefonnummer und Kontaktzeiten angegeben werden.

Attraktive Alternative zur herkömmlichen Schmerztherapie

Die schmerzlindernde Wirkung von Morphin wird zu einem großen Teil durch Opioid-Rezeptoren vermittelt, die außerhalb des Gehirns lokalisiert sind. Dies konnten Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin jetzt erstmals in einer klinischen Studie nachweisen. Wenn die peripheren Opioid-Rezeptoren deaktiviert wurden, benötigten Patienten nach einer Operation deutlich mehr Morphin, um schmerzfrei zu sein, als Patienten, deren periphere Rezeptoren nicht blockiert waren. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift PAIN* veröffentlicht.
Morphin und verwandte Arzneistoffe (Opioide) werden zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt, beispielsweise bei Krebserkrankungen oder nach Operationen. Allerdings haben diese Medikamente oftmals eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen, unter anderem Übelkeit, Müdigkeit und Atemdepression. Weiterhin besteht die Gefahr, dass Patienten abhängig werden. Viele Ärzte und Wissenschaftler gingen bislang davon aus, dass die schmerzstillende Wirksamkeit der Opioide ausschließlich durch die Aktivierung von Opioid-Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS) – also im Gehirn und im Rückenmark – vermittelt wird. In den letzten Jahren häuften sich in der Grundlagenforschung jedoch die Hinweise, dass ein erheblicher Anteil der schmerzlindernden Wirkung durch Opioid-Rezeptoren vermittelt wird, die sich auf Nervenfasern außerhalb des Gehirns befinden.

In einer klinischen Studie untersuchten die Wissenschaftler um Prof. Christoph Stein, Direktor der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin, das Schmerzempfinden von Patienten nach der Implantation eines künstlichen Kniegelenks. Ein Teil der Patientengruppe erhielt nach der Operation den Wirkstoff Methylnaltrexon, einen sogenannten peripheren Opioid-Rezeptor-Antagonisten. Durch ihn werden die Opioid-Rezeptoren, die außerhalb des Gehirns lokalisiert sind, deaktiviert. Die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo-Präparat. Es zeigte sich, dass die Patienten, die den Wirkstoff Methylnaltrexon erhielten, einen um 40 Prozent erhöhten Morphinbedarf hatten, um schmerzfrei zu sein, als die Patienten, die das Placebo erhielten.

»Unsere Ergebnisse belegen das enorme Potential einer Schmerzstillend durch die peripheren Opioid-Rezeptoren und bilden einen wichtigen Ansatzpunkt für moderne Schmerzmedikamente«, betont Prof. Christoph Stein. »Dies ist besonders für Patienten, die aufgrund einer langfristigen Einnahme von Opioidanalgetika unter Nebenwirkungen leiden und deswegen mit Methylnaltrexon behandelt werden, wichtig. Denn diese Patienten müssen damit rechnen, dass die schmerzstillende Wirkung der Opioide durch Methylnaltrexon oder ähnliche Wirkstoffe erheblich abgeschwächt wird«, fügt er hinzu.

Die Ergebnisse der Forscher belegen den erfolgreichen Wissenstransfer von der Laborbank zum Patientenbett ‚bench to bedside‘, denn sie untermauern die vorangegangene Forschung im Labor und Tierexperiment. Durch die vielversprechende Strategie einer peripheren Opioid-Rezeptor-Aktivierung könnten künftig sowohl limitierende Nebenwirkungen von Nicht-Opioid-Analgetika, wie beispielsweise Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure, als auch die schweren zentralen  Nebenwirkungen von Opioiden umgangen werden.

*Jagla C, Martus P, Stein C. Peripheral opioid receptor blockade increases postoperative morphine demands-A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Pain. 2014 Jul 18. pii: S0304-3959(14)00330-3. doi: 10.1016/j.pain.2014.07.011. [Epub ahead of print] PubMed PMID: 25046272.

Studienteilnehmer gesucht

Chronische Schmerzen bewältigen

© Jiaxi Lin

© Jiaxi Lin

Chronische Schmerzen können Menschen im Alltag einschränken und ihre Lebensqualität mindern. Ein Online-Training soll Betroffenen dabei helfen, mit ihrem Leiden besser umzugehen. Das Institut für Psychologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sucht für eine Studie Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die seit mindestens sechs Monaten unter chronischen Schmerzen leiden und die sich durch Schmerzen im Alltag eingeschränkt fühlen. Interessierte erhalten auf folgender Internetseite weitere Informationen und können sich für die Teilnahme vormerken lassen: https://www.geton-training.de/chronischeSchmerzen.php

Die Studie soll zeigen, ob das Online-Training wirksam und kosteneffektiv ist. Dieses basiert auf der Akzeptanz-und-Commitment-Therapie. Die Studienteilnehmer lernen zum Beispiel verschiedene Strategien zum Umgang mit Schmerzen kennen. Außerdem erfahren sie, wie sie bedeutsamen Lebensbereichen sowie -zielen mehr Raum geben und mit unangenehmen Gedanken und Gefühlen umgehen. Die Patienten erhalten sieben Lektionen mit Informationen, interaktiven Übungen sowie Audio- und Videodateien, die sie wöchentlich bearbeiten sollen. Die Teilnehmer werden vor Beginn der Studie in drei verschiedene Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bekommt zusätzliche Unterstützung und Feedback durch einen persönlichen Trainer, während die zweite Gruppe das Training selbstständig bearbeitet. Eine dritte Gruppe erhält sechs Monate später Zugriff auf das Angebot. Das Forschungsprojekt entstand aus einer Zusammenarbeit der Universität mit dem Universitätsklinikum Freiburg sowie den Universitäten Marburg und Lüneburg.

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Zwei Drittel sind für die Erlaubnis aktiver Sterbehilfe

60 Prozent für die Zulassung privater Sterbehilfe-Organsationen.
Hohe Zustimmung auch für passive Sterbehilfe

Im Herbst beginnt im Bundestag die Debatte um ein Gesetz zur Sterbehilfe. Ein wesent­licher Diskussionspunkt ist dabei die rechtliche Bewertung der aktiven Sterbehilfe bzw. der Beihilfe zur Selbsttötung. Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung steht der Forde­rung, unheilbar schwerstkranken Menschen auf deren Wunsch hin aktiv Sterbehilfe zu gewähren, positiv gegenüber: 67 Prozent sprechen sich dafür aus, aktive Sterbehilfe in Deutschland zu erlauben. Damit ist die Akzeptanz für die aktive Sterbehilfe in den letz­ten Jahren weiter gestiegen. 2008 sprachen sich 58 Prozent für die Möglichkeit der akti­ven Sterbehilfe in Deutschland aus (Schaubild 1).

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Eine deutliche Mehrheit der Bürger spricht sich in diesem Zusammenhang auch für die Zulassung von privaten Sterbehilfe-Organisationen wie etwa in der Schweiz aus. 60 Pro­zent sind der Meinung, dass man auch in Deutschland privaten Sterbehilfe-Organisationen erlauben sollte, unheilbar kranke Menschen bei der Selbsttötung zu unterstützen. Ledig­lich jeder fünfte ist der Meinung, dass solche Organisationen verboten bleiben sollten (Schaubild 2).

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Die Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe geht quer durch alle Bevölkerungsschichten, wei- testgehend unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung oder Konfessionszugehörigkeit. So sind 70 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen für die Möglichkeit einer aktiven Sterbehilfe; in den verschiedenen Generationen sind es zwischen 65 und 68 Prozent. Auch die Schulbildung hat kaum eine Auswirkung. In allen Bildungsschichten ist mit 64 bis 70 Prozent eine große Mehrheit dafür, dass schwerkranke Menschen dabei unterstützt werden dürfen, ihr Leben auf eigenen Wunsch hin zu beenden. Auch unter Katholiken und Pro- testanten ist jeweils eine große Mehrheit für die aktive Sterbehilfe. Weniger eindeutig ist das Bild lediglich bei den regelmäßigen – und damit ihren Kirchen besonders verbundenen – Kirchgängern. Von ihnen sind 39 Prozent für, 33 Prozent gegen die aktive Sterbehilfe (Schaubild 3).

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Noch größer als die Akzeptanz für die aktive Sterbehilfe ist die Zustimmung zur passiven Sterbehilfe, dass also ein Arzt lebensverlängernde Maßnahmen einstellen kann, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht. Derzeit sprechen sich 78 Prozent für, nur 7 Prozent ge- gen diese Form der Sterbehilfe aus. Damit entspricht die Zustimmung in etwa dem Ni- veau, das auch über die letzten Jahre zu messen war, als sich zwischen 72 Prozent und 80 Prozent der Bevölkerung für die passive Sterbehilfe aussprachen (Schaubild 4). Wie bei der aktiven Sterbehilfe gibt es kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevöl- kerungsgruppen. Im Fall der passiven Sterbehilfe spricht sich auch die überwältigende Mehrheit der regelmäßigen Kirchgänger für deren Zulässigkeit aus.

 

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Quelle: Aliensbacher Archiv, IfD-Umfragen 10023, 11029

Zur Vorab-Veröffentlichungen der Bertelsmann Stiftung

S T E L L U N G N A H M E
der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und
Hals-Chirurgie e.V.; Bonn

zur Vorab-Veröffentlichungen der Bertelsmann Stiftung zu Studien von OECD und
Bertelsmann-Stiftung zum Thema regionaler Unterschiede in der Gesundheitsversorgung

Wie schon in einer Studie der Bertelsmann Stiftung, gemeinsam mit den IGES-Institut Berlin, aus dem Jahre 2013, kündigt die Bertelsmann Stiftung eine weitere Studie an, nach der teilweise erhebliche regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Mandeloperationen bestehen. In manchen Städten und Kreisen sei die Häufigkeit achtmal höher als in anderen Regionen. Ähnliche Variationen von Operationshäufigkeiten werden in der angekündigten Studie auch bei künstlichen Kniegelenken, Kaiserschnitten und Gebärmutterentfernungen vorab berichtet. Eine Studie der OECD ergebe vergleichbare regionale Variationen in anderen untersuchten Ländern wie Frankreich, Spanien und England.

Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie möchte aufgrund der Aktualität von Mediennachfragen bereits zum jetzigen Kenntnisstand, ohne dass die erwähnten Studien vorliegen, wie folgt Stellung nehmen:

Zum medizinischen Sachverhalt:
Die Notwendigkeit, eine komplette Entfernung der Gaumenmandeln vorzunehmen liegt dann vor, wenn der Patient, oder im Falle von Kindern Eltern oder Bezugspersonen, über gehäufte Mandelentzündungen berichten. Die Notwendigkeit / Sinnhaftigkeit einer Mandeloperation bemisst man an der Häufigkeit und Erheblichkeit berichteter Mandelentzündungen bzw. Rachenbeschwerden. Der Untersuchungszustand der Mandeln beim Arzt ist für eine Operationsentscheidung auch wichtig, wichtiger ist jedoch die berichtete Krankengeschichte. In einer amerikanischen Studie, die vor Jahren in Pittsburgh durchgeführt wurde, wurden als Kriterien für die Notwendigkeit einer Mandeloperation folgende Häufigkeiten festgelegt: Siebenmal Rachenbeschwerden mit Rachenentzündungen im aktuellen Jahr oder je fünfmal in den vergangenen zwei Jahren oder je dreimal in den vergangenen drei Jahren. Diese mit dem Namen des Studienautors Jack Paradise belegten Paradise-Kriterien wurden in der Studie willkürlich festgelegt und werden in der nachfolgenden Literatur immer wieder als Kriterien für die Notwendigkeit einer Mandeloperation genannt. An den sog. Paradise-Kriterien wurde auch Kritik geübt, weil nicht jede Rachenentzündung mit Schluckbeschwerden, Fieber und Lymphknotenschwellungen eine Mandelentzündung darstellt. Auch Rachenentzündungen ohne wesentliche Beteiligung der Mandeln können ähnliche und für den Laien nicht zu unterscheidende Symptome erzeugen. Mandeloperationen sind dann als erfolgreich zu bezeichnen, wenn die vom Patienten beklagten Beschwerden nach der Operation verschwunden sind oder sich deutlich gebessert haben. Es existieren in der Literatur etliche Studien, die erkennen lassen, dass der Erfolg durchgeführter Mandeloperationen umso größer sind, je ausgeprägter die Beschwerden vor der Operation waren. Bei einer entsprechend kritischen Indikationsstellung zu einer Mandeloperation sind Erfolgsraten von über 80 % berichtet.

Für den Arzt, der die Notwendigkeit der Mandeloperation beurteilen soll, ist deswegen eine zuverlässige und aussagekräftige Krankengeschichte über Häufigkeit, Ausprägung und Behandlungsnotwendigkeit beklagter Rachenbeschwerden entscheidend. Im günstigen Fall hat der Operateur selbst den Patienten vor der Operation mehrfach gesehen und die Erheblichkeit der Rachenbeschwerden im Sinne von Mandelentzündungen beurteilen können oder er erhält einen zuverlässigen und sorgfältigen Bericht eines vorher betreuenden Hausarztes, Hals-Nasen-Ohrenarztes oder Kinderarztes. Im Zweifelsfall berät der Arzt sich mit vorbehandelnden Ärzten. Die Entscheidung über die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit einer Mandeloperation bleibt eine gewissenhafte Ermessungsentscheidung und Abwägung, die Patienten individuell getroffen werden muss. Diese Ermessensentscheidungen haben eine gewisse Spannbreite. Die Risiken wie Nachblutungen hat der Arzt dabei im Auge und weist Patienten / Eltern darauf hin. Mit Blick auf das oben Gesagte ist verständlich, dass streng operationalisierte Leitlinien für Notwendigkeit bzw. Sinnhaftigkeit einer Mandeloperation an der medizinischen Realität vorbeigehen würden.

Aktivitäten zur Qualitätssicherung:
Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie hatte schon vor Jahren eine S1-AWMF-Leitlinie zur Mandeloperation erstellt und auf der Website der AWMF (Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften) publiziert. Diese Leitlinie wurde nach den Statuten der AWMF aus dem Netz genommen, da sie aktualisiert werden muss. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie erarbeitet derzeit eine Leitlinie zu Mandeloperationen auf dem S2k-Niveau. Eine Publikation dieser Leitlinie, die mit viel Literatur-Studium verbunden ist und mit beteiligten Fachgesellschaften, wie z. B. der Kinderheilkunde, konsentiert wird, steht absehbar für das Jahr 2015 an.

Auf den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und –Hals-Chirurgie, sind in den letzten Jahren regelmäßige Rundtischgespräche zu Fragen der Mandeloperationen durchgeführt worden, auf denen Indikation, Durchführung und Komplikationen ausführlich diskutiert wurden; dieses auch unter Beteiligung internationaler Experten und z. B. Vertretern der Cochrane-Gruppe.

Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, hat im Jahre 2013 ein deutsches Studienzentrum für HNO-Heilkunde, gemeinsam mit dem Berufsverband deutscher HNO-Ärzte, gegründet. Dieses Studienzentrum koordiniert multizentrische klinische Studien. Im Rahmen der Aktivitäten dieses Studienzentrums ist auch eine multizentrische Studie zur Frage der Indikationsstellung von Mandeloperationen auf dem Weg. Nach Kenntnis der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, hat der gemeinsame Bundesausschuss auch auf das Thema der Mandelchirurgie fokussiert und das AQUA-Institut in Göttingen mit Recherchen hierzu beauftragt. Vertreter der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, sind als Berater in diesen Recherchen engagiert. Seitens der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung wurde noch in den 90iger Jahren ein Qualitätsmodul für Mandeloperationen aufgelegt. Hier wurden bundesweit Mandeloperationen mit Durchführungsqualität und Komplikationen erfasst. Leider konnten Komplikationen und Verläufe nur während der immer kürzer werdenden stationären Aufenthalte der Patienten erfasst werden und nicht nach Entlassung. Da Komplikationen nach Mandeloperationen und Beurteilung der Qualität nicht innerhalb der kurzen stationären Verweildauer möglich sind, andererseits die Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung keine Möglichkeiten sah, auch ambulante Verläufe zu erfassen, wurde dieses Qualitätsbeobachtungsprojekt wegen Ineffizienz eingestellt.

Zusammenfassung:
Zusammenfassend ist zu bemerken, dass die von der Bertelsmann-Stiftung berichteten starken regionalen Unterschiede, wenn sie sich nach kritischer Wertung der noch nicht veröffentlichten Studie so bewahrheiten, ihre Ursache darin haben, dass rein wissenschaftlich und medizinisch eine bindende operationalisierte Indikationsstellung für Mandeloperationen nicht erstellt werden kann. Dass im Rahmen ärztlicher Ermessensentscheidungen Variationen entstehen, ist nachvollziehbar. Betont werden kann jedoch auch, dass für die Frage einer Notwendigkeit einer Mandeloperation in aller Regel nicht ein einzelner Arzt gefragt wird, sondern bei Kindern z. B. der Kinderarzt, bei Erwachsenen der Hausarzt, einen beratenden Einfluss auf die Patienten bzw. Elternentscheidung bei den in der Regel nicht dringlichen Eingriffen hat. Bei eng kalkulierten Budgets für Mandeloperationen entfallen ökonomische Anreize für die Durchführung dieser Eingriffe weitgehend; auch mit Blick auf den Aufwand und die Notwendigkeit, dass ärztlicherseits bei Komplikationen 24 Stunden an 7 Tagen schnelle Hilfe organisiert sein muss.

Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie fördert alle Initiativen, die die Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit medizinischer Prozeduren für die Patienten ohne Ansehen ökonomischer Effekte fördert.

Wie bilden sich automatische Verhaltensweisen?

Elektrische Schwingungen in tiefer gelegenen Hirnstrukturen regeln Handlungsabläufe

Berlin, 25.08.2014 Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt herausgefunden, welche Hirnstrukturen wiederkehrende Handlungsabläufe, wie Klavierspielen oder Fahrradfahren, steuern. Zudem konnten sie die zugrundeliegenden neuronalen Prozesse entschlüsseln. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Brain* veröffentlicht.

Ganz automatisch kann einmal gelerntes Verhalten wie Fahrradfahren oder Klavierspielen wiederholt werden. Die Fähigkeit des Menschen, eine Regelmäßigkeit in der Abfolge von Ereignissen erkennen, speichern und abrufen zu können, wird als sequentielles Verhalten bezeichnet. Dieses Verhalten besteht aus mehreren Einzelbewegungen, die in einer bestimmten zeitlichen Reihenfolge angeordnet sind und einen Anfangs- und einen Endpunkt haben.

Die Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen von der Klinik für Neurologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité hat am Beispiel von Parkinson-Patienten untersucht, welche neuronalen Aktivitätsmuster im Gehirn diese wiederkehrenden Handlungsabläufe bestimmen. Nach bisherigen Forschungserkenntnissen sind Parkinson-Patienten in ihrem sequentiellen Verhalten beeinträchtigt, was sich zum Beispiel in Starthemmungen beim Laufen äußert. Verantwortlich dafür sind tiefer gelegene Kerngebiete im Gehirn, die sogenannten Basalganglien, denn sie steuern die Bewegungsabläufe.

»In unserer Studie haben wir nun erstmals untersucht, welche neuronalen Prozesse der Basalganglien beim Menschen Einfluss auf das sequentielle Verhalten ausüben«, sagt die Erstautorin Dr. Maria Herrojo Ruiz. Dazu wurde die neuronale Aktivität bei Parkinson-Patienten gemessen, die mit einer tiefen Hirnstimulation (THS) in einem Teilbereich der Basalganglien, dem Nucleus subthalamicus, therapiert werden. Bei dieser Therapie werden Elektroden im Gehirn implantiert und über einen Stimulator elektrische Impulse in die Zielregion geleitet, womit die Parkinson-Symptome erfolgreich gelindert werden. Für die Studie sollten die Probanden kurze Musiksequenzen an einem Klavier einüben, während die elektrischen Signale aus dem Nucleus subthalamicus aufgezeichnet wurden.

So konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass die Basalganglien eine entscheidende Funktion bei der Kodierung der Anfangs- und Endpunkte von Handlungsabfolgen einnehmen. Zudem zeigten sie, welche Modulation von elektrischen Schwingungen, die als Oszillationen bezeichnet werden, dafür verantwortlich ist. Bei Patienten, die die Musiksequenzen besser spielen konnten, haben vor dem ersten und letzten Element der Sequenz, die sogenannten Beta- Oszillationen, im Frequenzbereich 13-30 Hz abgenommen. Bei Patienten, die Schwierigkeiten hatten, die Übung auszuführen, haben die Oszillationen hingegen innerhalb der Sequenz nachgelassen. Die Leiterin der Arbeitsgruppe Prof. Dr. Andrea Kühn betont: »Die Basalganglien bestimmen mit der Kodierung von Anfangs- und Endpunkten die innere Beschaffenheit der gelernten Sequenz und sind somit maßgeblich dafür verantwortlich, ob automatische Verhaltensweisen sich im Gehirn festigen. Unsere Befunde bekräftigen zudem, dass Parkinson-Patienten in ihren Bewegungsabläufen aufgrund der verstärkt auftretenden Beta-Oszillationen beeinträchtigt sind.«

* Herrojo Ruiz M, Rusconi M, Brücke C, Haynes J.-D, Schönecker T, Kühn A. A. Encoding of sequence boundaries in the subthalamic nucleus of patients with Parkinson’s disease. Brain 2014 July 16. Doi: 10.1093/brain/awu191

Knee Cartilage

Glucosamine Fails to Prevent Deterioration of Knee Cartilage, Decrease Pain

A short-term study found that oral glucosamine supplementation is not associated with a lessening of knee cartilage deterioration among individuals with chronic knee pain. Findings published in Arthritis & Rheumatology, a journal of the American College of Rheumatology (ACR) journal, indicate that glucosamine does not decrease pain or improve knee bone marrow lesions—more commonly known as bone bruises and thought to be a source of pain in those with osteoarthritis (OA).

According to the ACR 27 million Americans over 25 years of age are diagnosed with OA—the most common form or arthritis and primary cause of disability in the elderly. Patients may seek alternative therapies to treat joint pain and arthritis, with prior research showing glucosamine as the second most commonly-used natural product. In fact, a 2007 Gallup poll reports that 10% of individuals in the U.S. over the age of 18 use glucosamine, with more than $2 billion in global sales of the supplement.

For this double-blind, placebo-controlled trial, Dr. C. Kent Kwoh from the University of Arizona in Tucson and colleagues, enrolled 201 participants with mild to moderate pain in one or both knees. Participants were randomized and treated daily with 1500 mg of a glucosamine hydrochloride in a 16-ounce bottle of diet lemonade or placebo for 24 weeks. Magnetic resonance imaging (MRI) was used to assess cartilage damage.

Trial results show no decrease in cartilage damage in participants in the glucosamine group compared to the placebo group. Researchers report no change in bone marrow lesions in 70% of knees, 18% of knees worsened and 10% improved. The control group had greater improvement in bone marrow lesions compared to treated participants, with neither group displaying a worsening of bone marrow lesions. Glucosamine was not found to decrease urinary excretion of C-telopeptides of type II collagen (CTX-II)—a predictor of cartilage destruction.

The joints on glucosamine (JOG) study is the first to investigate whether the supplement prevents the worsening of cartilage damage or bone marrow lesions. Dr. Kwoh concludes, “Our study found no evidence that drinking a glucosamine supplement reduced knee cartilage damage, relieved pain, or improved function in individuals with chronic knee pain.”

This study was funded by the Beverage Institute for Health & Wellness, The Coca-Cola Company and the National Institute of Arthritis, Musculoskeletal and Skin Diseases (P60 AR054731).