Archiv für den Monat: Oktober 2014

Im Gehirn läuft nicht alles glatt

Freiburger Wissenschaftler entschlüsseln, welche Rolle Nanostrukturen bei der Funktion des Nervensystems spielen

Elektronenmikroskopie einer Nervenzelle im direkten Kontakt mit nanorauer Oberfläche. Quelle: Nils Blumenthal und Prasad Shastri

Elektronenmikroskopie einer Nervenzelle im direkten Kontakt mit nanorauer Oberfläche. Quelle: Nils Blumenthal und Prasad Shastri

Eine Ursache der Alzheimer-Krankheit sind Proteinablagerungen im Gehirn: Beta-Amyloid sammelt sich in so genannten Plaques an und sorgt dafür, dass Nervenzellen absterben. Bislang wussten Forscherinnen und Forscher wenig darüber, welche Rolle die Struktur des die Neuronen umgebenden Hirngewebes bei der Krankheit spielt. Wie beeinflussen Makromoleküle und makromolekulare Anordnungen, beispielsweise Mehrfachzucker, sowie Zellen aus dem Stützgerüst der Nervenzellen die Interaktion der Zellen im Gehirn? Prof. Dr. Prasad Shastri und der Doktorand Nils Blumenthal haben in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernd Heimrich und Prof. Dr. Ola Hermanson gezeigt: Die Beschaffenheit von Makromolekülen oder Stützgerüst-Zellen, zu denen Astrozyten gehören, spielt eine entscheidende Rolle bei der gesunden Interaktionen zwischen Hirnzellen im Hippocampus. Die Forschungsergebnisse hat das Team in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.

Der Hippocampus gilt als das GPS-System des Gehirns: Er verarbeitet und speichert räumliche Informationen. Bei der Alzheimer-Krankheit bilden sich die Neuronen im Hippocampus zurück. Nehmen die umliegenden Moleküle oder Stützgerüst-Zellen eine zufällige, raue Struktur an, die Rüschen ähnelt, fördert und erhält dies die Kommunikation der Nervenzellen. „Lange nahmen Forscher an, dass nur biologische Signale die Gesundheit und die Funktion von Hirnzellen beeinflussen. Wir haben gezeigt, dass die Struktur der Moleküle, die diese Zellen umgeben, ebenso wichtig ist“, sagt Shastri.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Rauheit im Nanobereich innerhalb bestimmter Grenzen liegen muss. Gibt es mehr oder weniger der rauen Struktur, verändern sich die Nervenzellen so, dass sie ihre Funktion nicht mehr ausüben können. Shastris Team untersuchte menschliche Hirnzellen von Patientinnen und Patienten, die an Alzheimer erkrankt waren. Die Forscher entdeckten eine entscheidende Verbindung zwischen Regionen im Gehirn, in denen sich Beta-Amyloid angesammelt hatte, und unvorteilhaften Veränderungen in der Nanotopografie des Gewebes um die betroffenen Nervenzellen herum. Die Beschaffenheit der Oberfläche des Gewebes hatte sich verändert.

Das Team fand heraus, dass Astrozyten im Nanobereich eine physikalische Umgebung schaffen, die Nervenzellen brauchen, um gut zu funktionieren. Die Forscher setzten für ihre Experimente mit Neuronen synthetische Substrate mit unterschiedlicher Rauheit ein. „Unsere Entdeckung zeigt erstmals: Ionenkanäle, die auf Bewegungsreize reagieren, könnten Funktion und Erkrankung des zentralen Nervensystems beeinflussen. Die Ergebnisse deuten auf neue Angriffsziele für die Entwicklung von Medikamenten hin“, sagt Blumenthal. Moleküle, die ein mechanischer Reiz aktiviert, wie der Ionenkanal Piezo-1 in Hirnzellen von Mäusen, steuern das Zusammenspiel von Nanotopografie, Astrozyten und Nervenzellen. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass MIB-1 – das Gegenstück von Piezo-1 in den Zellen des Menschen – in menschlichen Alzheimer-Patienten verändert ist.

Prasad Shastri forscht am Institut für Makromolekulare Chemie und am Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies der Universität Freiburg. Der Doktorand Nils Blumenthal wird von BIOSS gefördert. Bernd Heimrich forscht am Institut für Anatomie und Zellbiologie der Albert-Ludwigs-Universität. Ola Hermanson arbeitet am Karolinska Institut der Universität Stockholm/Schweden.

Originalpublikation:
Nils Blumenthal, Ola Hermanson, Bernd Heimrich and V. Prasad Shastri. (2014) Stochastic Nanoroughness Modulates Neuron-Astrocyte Interactions and Function via Mechanosensing Cation Channels, Proc. Natl. Acad. Sci. USA. www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1412740111

SPOT ON – Film- und Spendenacht in der Blutspendezentrale am 21. November

Die Blutspendezentrale des Universitätsklinikums Freiburg lädt zur Film-
und Spendenacht ein. Am 21. November haben alle Feierabend-Blutspender von
18 Uhr bis 23 Uhr die Gelegenheit zum Premierenpublikum zu werden.
Erstmalig werden die Beiträge der Preisträger des Filmwettbewerbs „SPOT ON“
öffentlich gezeigt.

Im Wettbewerb wurden kreative und humorvolle Mini-Spots gesucht, die
positiv über die Themen Blut und Blutspenden informieren. Die Ergebnisse
sind alle mit viel Engagement und Herzblut entstanden und lassen die
Lachmuskeln keineswegs ungerührt.

Bei der Film- und Spendenacht lässt sich die gute Tat am Abend mit einem
interessanten Programm verbinden. Für alle Blutspenderinnen und -spender
gibt es bei der Film- und Spendenacht Popcorn, Punsch und peppige Musik –
und immer wieder die Präsentation der sechs Sieger-Spots zum Thema
Blutspende.

Öffnungszeiten Blutspendezentrale:

Montag und Dienstag             08.00 bis 15.00 Uhr
Mittwoch und Donnerstag      12.00 bis 19.00 Uhr
Freitag                                    08.00 bis 13.00 Uhr
1. und 3. Samstag                  08.00 bis 13.00 Uhr

Weitere Informationen und Hinweise für Erstspender im Internet unter:
www.blutspende-uniklinik.de oder telefonisch unter 0761 270-44444 (Mo-Fr
von 8-12 Uhr).

Bei jeder Blutspende sind der Personalausweis und der Impfpass
mitzubringen.   Blutspender können in der nur wenige Meter von der
Blutspendezentrale entfernten Tiefgarage kostenlos parken. Auch mit
öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Blutspendezentrale im Haus Langerhans,
Hugstetter Straße 55, gut erreichbar (Linie 5, Haltestelle:
Friedrich-Ebert-Platz).

Operationsentscheidung bei Arthrose individuell treffen

Gelenkverschleiß bei Kreuzbandverletzungen und Fehlstellungen wirkungsvoll verhindern

Bei Arthrose Operationsentscheidung individuell treffen
Berlin – Der Verschleiß des Hüft- und Kniegelenkes zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Deutschen. Schreitet die Arthrose fort und führt zu chronischen Schmerzen, müssen Orthopäden und Unfallchirurgen das Gelenk wieder herstellen oder ein künstliches einsetzen. Wann eine Operation notwendig wird, diskutieren Experten im Rahmen der Pressekonferenz am 29. Oktober 2014 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2014, der vom 28. bis 31. Oktober in Berlin stattfindet und von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Fehlstellungen und Verletzungen sind häufig Ursache für spätere Arthrosen. Nicht immer ist eine Operation Mittel der Wahl. Insbesondere prophylaktische Operationen stehen in der Kritik, ohne Nutzen zu sein. In einigen Fällen belegen Studien deren Vorteil jedoch eindeutig. „Das trifft etwa für angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks von Neugeborenen zu“, so Professor Dr. med. Hanns-Peter Scharf, Direktor der Orthopädischen Klinik in Mannheim. Auch bei schweren Achsabweichungen, wie X- oder O-Beinen rät der Experte zu einer Operation, um eine Gelenkabnutzung und deren Folgeschäden zu verhindern.

Schwieriger hingegen sei die Entscheidung bei der Wiederherstellung des Kreuzbandes nach einer Verletzung. Die gefürchtete Sportverletzung betrifft jährlich 40.000 Menschen in Deutschland. Ist das Kreuzband gerissen, kann das zu Gelenkverschleiß führen. „Neuere Studien zeigen jedoch, dass auch der operative Ersatz des verletzten Kreuzbandes die Arthrose des Kniegelenkes nicht sicher verhindert“, so Scharf im Vorfeld des DKOU 2014.

Auch die Gelenkspiegelung an Schulter-, Hüft- und Kniegelenk, bei der die Gelenkoberfläche geglättet oder die Knorpelbildung angeregt wird, sei häufig nicht notwendig: „Die alleinige Diagnose einer Arthrose reicht nicht aus, um eine Arthroskopie durchzuführen“, betont Dr. med. Johannes Flechtenmacher, niedergelassener Orthopäde und Unfallchirurg sowie DKOU-Kongresspräsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Ist hingegen das Gelenk blockiert, etwa durch einen instabilen Meniskusriss oder freiliegende Gelenke, hilft der operative Eingriff dem Patienten“, ergänzt Scharf.

Einen hohen Gewinn an Lebensqualität verspricht auch der Gelenkersatz bei fortgeschrittener Arthrose. „Die meisten Patienten profitieren von dieser erfolgreichen und zudem sehr sicheren Operations-Methode“, sagt Professor Dr. med. Henning Windhagen, ebenfalls Kongresspräsident des DKOU 2014 und Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Denn die Endoprothese ermöglicht den Betroffenen, sich wieder schmerzfrei zu bewegen, auch im Alter aktiv am Leben teilzunehmen und sich sportlich zu betätigen.

Die Kritik, dass der künstliche Gelenkersatz in Deutschland zu häufig durchgeführt werde, widerlegen aktuelle Zahlen des Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC. Dieser erfasst etwa 40 Prozent aller AOK-Versicherten zwischen 2005 und 2012. „Danach sinkt die Zahl der Hüftendoprothesen um drei Prozent, während im gleichen Zeitraum der Anteil der über 65-Jährigen um mehr als vier Prozent gestiegen ist“, so Windhagen. Ein Trend zur weiteren Steigerung sei bei der Hüftprothesenversorgung nicht abzusehen.

Ob eine Operation notwendig ist, sollten Ärzte in keinem Fall ausschließlich von Zahlen und Fakten abhängig machen. „Wichtig ist auch die Einschätzung des Patienten“, so die DKOU-Kongresspräsidenten. Der Arzt sollte gemeinsam mit dem Betroffenen die Vor- und Nachteile des Eingriffs abwägenwelche Behandlung passt zu seinem Lebensstil und würde die Lebensqualität verbessern.

Quelle:
Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC

BfArM begrüßt aktuelles Gutachten des Wissenschaftsrates

Pressemitteilung: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bonn, 27. Oktober 2014

 BfArM begrüßt aktuelles Gutachten des Wissenschaftsrates: „Gute Grundlage für eine weitere Stärkung der Patientensicherheit.“

Der Wissenschaftsrat hat die wissenschaftliche Leistung und Struktur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet. Die Ergebnisse wurden jetzt veröffentlicht. Darin wird dem BfArM eine Spitzenstellung im Wettbewerb mit den europäischen Zulassungsbehörden bescheinigt.

Das Bundesinstitut erfülle seine Aufgaben auf nationaler und zunehmend auf europäischer Ebene sehr kompetent. Der Rat betonte, dass eigene Forschung unabdingbar sei, um diese Position auch künftig behaupten zu können. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung von Forschung zur Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln bzw. Leistungsfähigkeit von Medizinprodukten. Hierzu bearbeite das Bundesinstitut derzeit ein sehr breites Themenspektrum. Für einen Austausch mit den übrigen Abteilungen gebe es dabei noch zu wenig Berührungspunkte. Durch eine entsprechende Strategie müsse daher die Vernetzung zwischen der Forschung und allen anderen Abteilungen optimiert werden. Das BfArM hat hier durch die Ernennung der Leiterin der Forschungsabteilung, Prof. Dr. Julia Stingl, zur Vizepräsidentin bereits einen entscheidenden Schritt unternommen. Die Forschungsschwerpunkte werden sich zukünftig auf die Themen Pharmakovigilanz, Pharmakoepidemiologie und Pharmakogenetik sowie Klinische Implantatsicherheit ausrichten. Ziel ist es, die gesetzlichen Aufgaben des BfArM wissenschaftlich zu fundieren und die gesundheitliche Versorgung und Sicherheit der Bevölkerung weiter zu verbessern.

Das BfArM hat 2012 einen entsprechenden Forschungsbereich aufgebaut und ist eine der wenigen regulatorischen Behörden in Europa, die auf diesem Gebiet aktiv sind. Es habe seither eine deutliche Zunahme wettbewerblich eingeworbener Drittmittel, Publikationen in international führenden Fachzeitschriften sowie eine verbesserte wissenschaftliche Vernetzung und großes Engagement in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gegeben, so die positive Bewertung des Wissenschaftsrates.

Er nannte die Forschung zur Pharmakogenomik als ein sehr gutes Beispiel. Dabei wird untersucht, wie und warum Arzneimittel auf jeden Menschen unterschiedlich wirken. Der Rat lobte unter anderem die teilweise federführende Beteiligung der Abteilung an deutschen und europäischen Verbundforschungsprojekten. Auch das Vorhaben, diesen Bereich in die sogenannte Rheinland-Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen einzubinden, wird nachdrücklich unterstützt. Dabei handelt es sich um eine auf Jahrzehnte angelegte Gesundheitsstudie mit dem Ziel, das Verständnis von Gesundheit und Krankheit im Laufe des menschlichen Lebens zu verbessern.

Eine weitere Empfehlung des Wissenschaftsrates ist der Ausbau der beiden Schwerpunkte Pharmakoepidemiologie und Klinische Implantatsicherheit. Die Daten zur Meldung von Medizinprodukterisiken und Verdachtsmeldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen seien ein nationales Alleinstellungsmerkmal gegenüber universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, so das Gremium. Die Daten aus Meldungen von Medizinprodukterisiken  sollten künftig besser zugänglich gemacht und publiziert werden, damit auch Dritte eine Auswertung vornehmen können.

Prof. Dr. Karl Broich, Präsident des BfArM, begrüßt das Gutachten als gute Grundlage für die weitere Ausrichtung des BfArM: “Unser Ziel ist es, unsere Forschungstätigkeit auch im Rahmen unserer regulatorischen Arbeit bestmöglich im Sinne der Patientensicherheit nutzbar zu machen. Das Gutachten des Wissenschaftsrates bietet uns dafür in vielen Fragestellungen wichtige Entscheidungshilfen und kann uns bei weiteren Weichenstellungen wertvolle Unterstützung bieten.
Ich freue mich, diese Entwicklung zusammen mit Prof. Dr. Stingl als Vizepräsidentin weiter voranzutreiben.“

 
Der Wissenschaftsrat

Der durch ein Bund-Länder-Verwaltungsabkommen gegründete Wissenschaftsrat hat die Aufgabe, Empfehlungen zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung von Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung zu erarbeiten und Bund und Länder in diesen Fragen zu beraten. Hinzu kommen die Begutachtung von Forschungseinrichtungen und die Entscheidung über die Akkreditierung von Neugründungen privater Hochschulen. Wissenschaftler und Repräsentanten des öffentlichen Lebens wirken im Wissenschaftsrat gleichberechtigt mit Vertretern von Bund und Ländern zusammen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.wissenschaftsrat.de

cloud4health soll datenschutzgerechte Auswertungen ermöglichen

So lange der Präsident der Bundesärztekammer öffentlich bekennt, dass er WhatsApp nutzt, so lange werde ich skeptisch bleiben, was den Datenschutz im medizinischen Bereich angeht.

 

Pressemitteilung:

CLOUD4HEALTH ZEIGT, DASS MEDIZINISCHE DATEN SICHER IN DER CLOUD VERARBEITET WERDEN KÖNNEN

Dipl.-Journalist (TU Dortmund) Michael Krapp Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI

Forscher, Entwickler und Datenschützer entwickeln gemeinsam datenschutzkonforme und sichere Cloud-Dienste für die Auswertung medizinischer Daten. Vielfältige Anwendungen im Bereich der Diagnoseunterstützung, des Qualitätsmanagements und der Gesundheitsökonomie stehen bereit. Erfolgreicher Abschluss des Projekts cloud4health, ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Technologieprogramms Trusted Cloud unterstütztes Cloud-Computing-Projekt.

Motivation und das Projekt:

cloud4health macht erstmals Smart-Data-Auswertungen auf medizinischen Daten möglich und stellt hierfür eine sichere Cloud-Architektur bereit. In cloud4health wurden Textanalyse-Technologien und Cloud-Computing-Ansätze in konkreten medizinischen und ökonomisch relevanten Anwendungsszenarien entwickelt und evaluiert. Von jetzt an können große, virtuelle Patientenpopulationen erschlossen werden, die zur datenschutzgerechten Auswertung vielfältiger Fragen aus Forschung, Entwicklung und Gesundheitsökonomie dienen und somit zu einer verbesserten Patientenversorgung beitragen.
Für den Schutz der sensiblen medizinischen Daten entwickelte das Projektteam in enger Zusammenarbeit mit Datenschützern der Kliniken und Länder ein Datenschutz- und Sicherheitskonzept, das den besonderen Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht wird. Das Konzept wurde durch ein Rechtsgutachten ergänzt und soll das Vertrauen des Gesundheitssektors in Cloud-Anwendungen stärken – gerade bei der Verwertung besonders schutzwürdiger Daten.

Projektabschluss:

In einem öffentlichen Workshop im Hörsaal des Medical-Valley Centers in der Henkestrasse 91, 91052 Erlangen am 20. November 2014 werden die verschiedenen Projektergebnisse sowohl im Hinblick auf die etablierte datenschutzkonforme technische Infrastruktur als auch im Projekt etablierte Verfahren und deren Evaluation vorgestellt. Projektbeteiligte, Kliniker, Softwarehersteller und Interessenten sind herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen. Eine ausführliche Agenda sowie das Einladungschreiben finden Sie anbei.

Konsortium:

Das Projektkonsortium besteht aus der Averbis GmbH, dem Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wisschenschaftliches Rechnen SCAI, dem Lehrstuhl für Medizinische Informatik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der RHÖN-KLINIKUM AG sowie der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V.. Das Projekt startete zum 01.12.2011 und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Förderprogramm Trusted Cloud unter dem Kennzeichen 01MD11010 aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel gegen Gelenkverschleiß meist wirkungslos
Medikamentöse Arthrose-Therapie unverzichtbar

Berlin – Viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versprechen Menschen mit Arthrose, die Schmerzen in den Gelenken zu lindern oder einem Verschleiß vorzubeugen. Diese angebliche Wirkung ist jedoch in Studien nur in geringem Maße belegt. Anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 28. bis 31. Oktober 2014 in Berlin diskutieren Experten, wie wichtig die gezielte Gabe von Medikamenten bei Arthrose-Patienten ist, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und eine Operation hinauszuzögern.

„Viele Medikamente, die einer Arthrose vorbeugen oder ihr Fortschreiten verhindern sollen, liegen nur knapp über oder auf dem Niveau eines *Placebo-Effekts“, erklärt Dr. med. Uwe de Jager, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin, aus Freudenstadt. Auch für Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin-Sulfat, Muschelextrakte, acetyliertes Hydroxyprolin (Oxaceprol), Heilpflanzen, homöopathische Mittel oder Gele, Salben, Cremes und Sprays sei die Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen. Lediglich bei Glucosamin sei die Datenlage etwas besser. Hier gebe es in den aktuellen Leitlinien der Osteoarthritis Research Society International (OARSI) eine zurückhaltende Empfehlung.

Hingegen bekämpfen viele Medikamente die mit der Arthrose einhergehenden Schmerzen effektiv und ermöglichen den Patienten damit eine bessere Lebensqualität. Orthopäden unterscheiden bei der Behandlung von Schmerzen zwischen entzündeten und nicht-entzündeten Gelenken. Liegt eine Entzündung im Gelenk vor, ist es wichtig, diese zu beseitigen, um ein Fortschreiten der Arthrose zu verhindern. „Hier stehen uns nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder auch Coxibe zur Verfügung. Auch die intraartikuläre Gabe von Cortison hat sich bewährt, wobei der Langzeiteffekt noch unsicher ist“, erklärt de Jager. Hat ein Patient zwar keine akute Entzündung, leidet aber dennoch unter Schmerzen, empfiehlt der Orthopäde Paracetamol, schwache Opiate oder gegebenenfalls Medikamente, die den Nervenschmerz beseitigen. Bei Kniegelenkarthrose können auch Injektionen mit Hyaluronsäure helfen. Tatsächlich benötigt aber nur ein Teil der Patienten mit diagnostizierter Arthrose eine Schmerzbehandlung: „Erfreulicherweise hat fast jeder zweite Arthrose-Patient überhaupt keine Schmerzen. Die anderen Betroffenen können zielgerichtet mit schmerzlindernden Substanzen behandelt werden“, so de Jager.

Da die Symptome wechselhaft sind, ist die Arthrose-Therapie hierbei sehr anspruchsvoll: Schmerzen und Gelenkunbeweglichkeit treten phasenweise auf. „Für eine erfolgreiche Therapie ist es daher sehr wichtig, den Patienten nach seinem individuellen Krankheitsverlauf zu behandeln. Der Arzt muss dabei Schmerzsymptome, das Stadium der Arthrose, Begleiterkrankungen sowie die Vorgeschichte und persönliche Fitness des Patienten berücksichtigen“, erläutert Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Kongresspräsident des DKOU 2014, der vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ausgerichtet wird. Der niedergelassene Orthopäde empfiehlt Arthrose-Patienten, sich viel zu bewegen, gegebenenfalls abzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu verfolgen.

*Ein Placebo-Effekt kann durchaus hilfreich sein.  Bei Medikamenten muss man auch immer das Risiko der Nebenwirkungen berücksichtigen.

Dieses Buch kann ich zum Thema empfehlen:

Maly-Samiralow, Das Prinzip Placebo

Jubiläumssoiree der Psychosozialen Krebsberatungsstelle in Freiburg

Abendveranstaltung bietet Raum zum Austausch

TumorbiologieAm 6. November 2014 feiert die Psychosoziale Krebsberatungsstelle im
Historischen Kaufhaus (Münsterplatz 29, Freiburg) von 17 bis 19 Uhr ihr fünfjähriges Bestehen. Die Psychosoziale Krebsberatungsstelle ist ein
Kooperationsangebot des Tumorzentrums Freiburg-CCCF am Universitätsklinikum
und der Klinik für Tumorbiologie Freiburg. Eingeladen sind Krebspatienten, Angehörige und Interessierte. Die Mitarbeiter der Krebsberatungsstelle gestalten den Abend aktiv mit und informieren über ihr Angebot, Menschen im Umgang mit der Diagnose Krebs zu helfen. Auch Kinder, deren Eltern von einer Krebserkrankung betroffenen sind, finden bei „Tigerherz…wenn Eltern Krebs haben“ Unterstützung.

Zu den Rednern zählen unter anderem der Freiburger Bürgermeister für Kultur, Integration, Soziales und Senioren, Ulrich von Kirchbach, sowie der langjährige ehemalige Vorsitzende des „Krebs-Selbsthilfe-/Patientenbeirates“ der Deutschen Krebshilfe e.V., Prof. Dr. Gerhard Englert. Als Kernstück des Abends findet eine Experten-Talkrunde statt. Sie wird von Prof. Dr. Michael Wirsching, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg, moderiert.

 

 

Zu sehen sind auch Bilder von Patienten, die in der Psychosozialen
Krebsberatungsstelle bei der Kunsttherapie entstanden sind. Die
Kunsttherapeutin Hanna Nöthig wird anwesend sein. Zudem bieten
Informationsstände die Möglichkeit, sich über die vielfältige Arbeit der
Krebsberatungsstelle zu informieren. Das „Freiburger Senioren Salon
Orchester“ führt die Soiree bei Wein und Gebäck zu einem klanglichen
Abschluss.

Flyer_5-jähriges-Krebsberatungsstelle-END-Ansicht

Meine Daten – deine Daten?

Wissenschaftsjahr 2014: Fishbowl-Diskussion zum Wert persönlicher Angaben im Netz

Wie viel ist mein Beziehungsstatus bei Facebook wert? Wie viel mein Lebenslauf bei XING? Daten im Tausch für die Nutzung sozialer Netzwerke – Ist das ein faires Geschäft? Um diese Fragen dreht sich die Fishbowl-Diskussion „E-Mail, Wohnort und Konto-Nr. im Sonderangebot! – Welchen Wert haben meine persönlichen Daten?“ am Dienstag, den 28. Oktober 2014 um 19 Uhr in der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg.

Experten diskutieren den Wert persönlicher Daten und die Möglichkeiten, auf deren Weitergabe und Verwendung Einfluss zu nehmen. Unter der Moderation von Sebastian Hautli nehmen zwei Professoren der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zum Thema Stellung: Prof. Dr. Ralf Poscher ist Direktor des Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie, Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Müller leitet das Institut  für Informatik und Gesellschaft.

Das Fishbowl-Format ermöglicht dem Publikum, sich an der Diskussion zu beteiligen und kritisch einzubringen. Die Besucher werden eingeladen, im Anschluss an den Expertenaustausch, Chancen, Risiken und Fragen zum Thema zu äußern und in großer Runde zu diskutieren.

Die Positionen der Expertinnen und Experten werden bereits vor der Veranstaltung auf der Online-Plattform www.wissenschaft-kontrovers.de zur Debatte gestellt. Dort können anschließend auch die Ergebnisse eingesehen und kommentiert werden.

Die Fishbowl-Diskussion ist Teil der Diskussionsreihe „Wissenschaft kontrovers“, einer Veranstaltungsreihe und Online-Plattform von Wissenschaft im Dialog (WiD).  „Wissenschaft kontrovers“ ist ein Projekt im Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Charité hilft traumatisierten Flüchtlingen in Jordanien

Berlin, 17.10.2014 Das Hilfsprojekt »Balsam« der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist jetzt mit dem Förderpreis der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ausgezeichnet worden. Mit dem Projekt unterstützt die Charité die psychische Gesundheitsversorgung von traumatisierten syrischen Flüchtlingen in Jordanien. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an besonders vorbildhafte medizinisch-humanitäre Projekte in Entwicklungsländern verliehen. Mehr als drei Millionen Menschen sind vor dem syrischen Bürgerkrieg in angrenzende Länder wie die Türkei, Jordanien oder den Libanon geflohen. Allein in Jordanien befinden sich mehr als 600.000 syrische Flüchtlinge. Viele von ihnen sind vom Krieg traumatisiert – etwa jeder vierte benötigt eine psychologisch-psychiatrische Behandlung. Um das dortige Gesundheitssystem zu entlasten, hat die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Benjamin Franklin (CBF) das »Balsam-Projekt« ins Leben gerufen.

Bereits seit Juli 2013 bildet die Charité in enger Zusammenarbeit mit dem jordanischen Gesundheitsministerium und der Hilfsorganisation »Help – Hilfe zur Selbsthilfe« in Amman Psychologen, Psychiater und Allgemeinmediziner zu Trauma-Therapeuten aus. Bislang konnten 73 Ärzte erfolgreich ausgebildet werden. Sie behandeln nun in Flüchtlingscamps und Gesundheitszentren traumatisierte Kinder und Erwachsene. Die Charité hilft den Trauma-Therapeuten weiterhin aktiv mit einer andauernden Beratung der arabischsprachigen Spezialambulanz und versorgt sie mit notwendigen Medikamenten. Das Projekt wird gegenwärtig aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.

»In einem nächsten Schritt sollen junge Menschen aus Syrien, Jordanien und Israel in Deutschland gemeinsam als Trauma-Therapeuten ausgebildet werden – nicht zuletzt auch mit dem Ziel, die arabisch-israelische Verständigung zu fördern. Das Preisgeld der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ist für die fachliche Ausbildung der Ärzte vorgesehen«, sagt Prof. Dr. Malek Bajbouj von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am CBF, der das Hilfsprogramm koordiniert.

Claudia Bozzaro erhält Nachwuchspreis der Akademie für Ethik in der Medizin

Claudia Bozzaro für Studie zum Begriff des Leidens ausgezeichnet

Dr. Claudia Bozzaro (Quelle: privat)

Dr. Claudia Bozzaro (Quelle: privat)

Freiburger Philosophin erhält Nachwuchspreis 2014 der Akademie für Ethik in der Medizin

Die Akademie für Ethik in der Medizin hat ihren diesjährigen Nachwuchspreis an Dr. Claudia Bozzaro verliehen. Die Philosophin vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universität Freiburg hat untersucht, wie sich menschliches Leiden in der Palliativmedizin besser verstehen und angemessen lindern lässt. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

Bozzaro betrachtet in ihrer prämierten Studie insbesondere die palliative Sedierung, bei der Patientinnen und Patienten bewusstseinsmindernde Medikamente erhalten. Ziel ist, das Leiden am Lebensende zu reduzieren. Bei der so genannten tiefen und kontinuierlichen palliativen Sedierung werden die Patienten bis zum Tod in einen schlafähnlichen Zustand versetzt. Sollte dieses Verfahren nicht nur bei körperlichem, sondern auch bei psycho-existenziellem, als unerträglich und aussichtslos empfundenem Leiden zum Einsatz kommen? Wie können Ärztinnen und Ärzte dieses nicht messbare, subjektive Leiden der Patienten feststellen? Kann es eine endgültige Sedierung schon vor dem Beginn der natürlichen Sterbephase rechtfertigen? Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Debatte in der Medizin arbeitet Bozzaro die theoretischen Grundlagen des Leidensbegriffs heraus. Sie verweist darauf, dass geklärt werden müsse, wie weit der Auftrag der Medizin zur Linderung von Leid reichen solle: Leiderfahrungen seien ein natürlicher Teil des Lebens, sodass es keine überzogenen Ansprüche und Erwartungen absoluter Leidfreiheit an die Medizin geben dürfe.