Aktuell findet eine bundesweite Studie zur Sturzprophylaxe statt. Auch hier spielt Schwindel eine große Rolle. Die Teilnehmenden wurden in 3 Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe macht 1 Jahr lang Heileurythmie, die 2. Gruppe Thai Chi und die 3. Gruppe ist die Kontrollgruppe, die keine Aktivitäten durchführt. Unter der Leitung des Universitätsklinikums Freiburg wird erforscht, ob Bewegungstherapien das Sturzrisiko senken können. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.
Bildquelle: Schwindelambulanz Sinsheim, Behandlungsbild Dr. Schiffmann
Sinsheim im Februar 2020. Wer unter Schwindel leidet, gehört längst nicht mehr zu den Einzelfällen. Jeder vierte Deutsche hatte in seinem Leben bereits schon mal das Gefühl von Schwindel. In der Regel geht dieses schnell vorüber. Doch in einigen Fällen bleiben Beschwerden. „Bei wiederkehrenden Schwindelproblemen liegen häufig bestimmte Erkrankungen im Innenohr oder Störungen des Gleichgewichtszentrums im Gehirn zugrunde. Aber auch psychische Leiden kommen infrage“, erklärt Dr. Bodo Schiffmann, Schwindelexperte, HNO-Arzt und Leiter der Schwindelambulanz Sinsheim.
München ist Deutschlands Sieger, aber nur auf Platz 4
Die Studie analysiert die Auswirkung städtischer Umweltfaktoren auf die dermatologische Gesundheit in 80 internationalen Städten
In München gibt es die sauberste Luft Deutschlands, die der bayrischen Landeshauptstadtweltweit Platz 4 einbringt.
Berlin hat mit 138 deutschlandweit die meisten Sonnentage und landet auf Platz 11.
Hamburg schafft es aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit und starker Windstärke nur auf Platz 18, da diese Witterungsbedingungen die Haut strapazieren.
Berlin, 04.02.2020 – Chemberry, die Suchmaschine, die es Herstellern und Lieferanten ermöglicht, passende chemischen Inhaltsstoffe in Haushalts- und Hygieneprodukten zu finden, veröffentlicht eine Studie, in der die Auswirkung städtischer Umweltfaktoren auf die Hautgesundheit untersucht werden. Ziel ist es, international herauszufinden welche Städte basierend auf Umwelteinflüssen für die Haut am besten und schlechtesten sind.
BKK Gesundheitsreport 2019: Fehltage wegen psychischer Erkrankungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt
Mit einem Krankenstand von 5,1% erreichen die
Fehlzeiten bei den Beschäftigten im Jahr 2018 einen neuen Höchststand,
so der aktuelle BKK Gesundheitsreport 2019: „Psychische Gesundheit und
Arbeit“. Vor allem die stark ausgeprägte Grippewelle und der damit
verbundene starke Anstieg der Fehltage aufgrund Atemwegserkrankungen
bzw. Infektionen ist für diesen Rekordwert verantwortlich. Daneben sind
die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahr
mit +5,4% noch am stärksten angestiegen.
Fast jeder sechste Fehltag geht auf eine psychische Erkrankung zurück
2,9 AU-Tage werden im Jahr 2018 durchschnittlich pro Beschäftigten
durch psychische Erkrankungen verursacht. Das entspricht, gemessen an
den 18,5 AU-Tagen je Beschäftigten insgesamt, fast jeden sechsten AU-Tag
(15,7%). Damit liegen die psychischen Störungen hinter den
Muskel-Skelett-Erkrankungen (23,8%) sowie den Atemwegserkrankungen
(16,4%) als AU-Ursache in diesem Jahr auf dem dritten Platz.
Verglichen mit den Werten von 2008 zeigt sich bei den
Muskel-Skelett-Erkrankungen ein Anstieg um ein Drittel (+34,2%) sowie
bei den Atemwegserkrankungen um mehr als die Hälfte (+51,7%). Im
gleichen Zeitraum haben sich hingegen die Fehltage aufgrund psychischer
Störungen mehr als verdoppelt (+129,4%). Diese hohe Zunahme ist u. a.
dadurch begründet, dass hier mit jedem Krankheitsfall
überdurchschnittlich viele Fehltage (im Schnitt 37 Tage je Fall)
verbunden sind.
Versorgung Betroffener ist heute schneller und besser
Der Anteil Betroffener mit einer psychischen Erkrankung in
Deutschland ist in der letzten Dekade nahezu unverändert geblieben: Etwa
30% der Gesamtbevölkerung erkrankt laut Robert Koch-Institut mindestens
einmal im Leben an einer psychischen Störung. Der Anstieg bei den
AU-Tagen sowie auch in anderen Leistungsbereichen kommt vor allem durch
eine schnellere und bessere Diagnostik und Therapie, die häufiger als
früher Betroffene erkennt und behandelt, zustande.
Die öffentliche Diskussion des Themas hat zudem dazu beigetragen,
dass die Stigmatisierung der Betroffenen abgenommen und gleichzeitig ein
deutlicher Anstieg von Maßnahmen und Initiativen zur Förderung
psychischer Gesundheit (z. B. psyGA) zu verzeichnen ist.
„Das eine ist, dass psychische Erkrankungen kein Tabuthema mehr
sind. Es wird darüber in der Gesellschaft diskutiert, die Mediziner
diskutieren offener darüber, aber auch die Menschen verstecken sich
nicht mehr mit psychischen Erkrankungen. Ich gehe davon aus, dass früher
viele Diagnosen psychische Erkrankungen verdeckt haben. Es wurden dann
allgemeine Befindlichkeitsstörungen oder Ähnliches diagnostiziert. Es
wurden die somatischen Folgen, Kopfschmerzen, Migräne, Unwohlsein
festgestellt. Dahinter lagen aber psychische Erkrankungen“, sagt Franz
Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes.
Nicht jede Diagnose führt automatisch zu Fehlzeiten
Nicht jede psychische Erkrankung führt automatisch zu einer
krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit. Im BKK Gesundheitsreport 2019
wird dies am Beispiel der depressiven Episode (F32) verdeutlicht:
Gemessen an den Beschäftigten, die im Jahr 2018 durch einen
niedergelassenen Arzt oder Therapeuten eine solche Diagnose erhalten
haben, führt dies bei nicht einmal jedem achten (12,1%) zu einer
Arbeitsunfähigkeit. Genauso wie Beschäftigte mit einer somatischen
Erkrankung (z. B. Diabetes) ist es somit auch für Menschen mit einem
psychischen Leiden in der Mehrzahl der Fälle (87,9%) möglich, weiterhin
am Arbeitsleben teilzunehmen.
Die Arbeit(-sbelastung) macht den Unterschied
Wie stark Beschäftige von Fehlzeiten aufgrund psychischer
Erkrankungen betroffen sind, hängt in hohem Maße von der Arbeit und den
damit verbundenen Arbeitsbedingungen ab. Vor allem solche Berufe, die
sich bei der Arbeit hauptsächlich mit anderen Menschen beschäftigten (z.
B. Gesundheits- und Erziehungsberufe sowie Sicherheitsberufe) und
zusätzlich ein hohes Maß an psychosozialem Stress beinhalten, weisen
überdurchschnittlich viele AU-Fälle bzw. AU-Tage auf. Wenig überraschend
sind es die Beschäftigten in der Altenpflege, die mit durchschnittlich
5,8 AU-Tagen wegen psychischer Störungen an der Spitze aller
Berufsgruppen zu finden sind. Im Vergleich zum Durchschnitt (2,9 AU-Tage
je Beschäftigten) ist der Wert in der Altenpflege somit mehr als
doppelt so hoch.
„Arbeit macht eher gesund als krank! Darauf deuten sowohl Studien
zum Effekt der Arbeitslosigkeit als auch Studien zu den Auswirkungen
der Berentung hin. Arbeit kann bis zu einem gewissen Grad die psychische
Gesundheit positiv wie negativ beeinflussen. Studien hierzu legen nahe,
dass Arbeit in erster Linie gesund erhält, und nur unter bestimmten
Arbeitsbedingungen krankmacht“, berichtet Professor Dr. Holger Pfaff,
Direktor des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Uni Köln.
Arbeitsplatzverlust durch gezieltes BGF verhindern
Nicht nur die Arbeit selbst, sondern auch der Erwerbsstatus wirkt
sich deutlich auf die psychische Gesundheit aus. So ist mit
durchschnittlich 15,2 AU-Tagen der Wert für die Arbeitslosen (ALG-I)
fast dreimal so hoch, wie der der am meisten belasteten Beschäftigten in
der Altenpflege. Arbeit, die als sinnstiftend erlebt wird, kann also
durchaus für die (psychische und physische) Gesundheit förderlich sein,
in vielen Tätigkeitsfeldern ist aber darüber hinaus Prävention und
Gesundheitsförderung v. a. im Bereich Psyche dringend notwendig.
Die große Herausforderung in der Arbeitswelt besteht aktuell und
zukünftig nicht allein darin, gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen
zu schaffen, sondern auch psychisch erkrankten Mitarbeitern weiterhin
eine Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Praxishilfen, wie
beispielsweise die durch den BKK Dachverband herausgegebene Broschüre „Psychisch krank im Job“
bieten für Interessierte zahlreiche Informationen, Anlaufstellen und
verständliche Handlungsempfehlungen für die betriebliche Praxis.
„Psychische Störungen lassen sich im Arbeitskontext manchmal fast besser erkennen als in einem privaten, denn man kennt die KollegInnen über längere Zeit, kennt ihr Leistungs- und Sozialverhalten. Und wenn sich das verändert, wenn z. B. mehr Fehler stattfinden, Personen sich zurückziehen, sie weniger gepflegt am Arbeitsplatz erscheinen, wenn sie stärker emotional sind während sie früher vielleicht kontrollierter waren, öfter krank oder mit den Gedanken woanders sind, dann ermutigen wir Kolleginnen und Kollegen und Führungskräfte diese Beobachtungen direkt anzusprechen und zu sagen: Mir fällt auf, du veränderst dich! Ist denn irgendwas? Wie geht‘s Dir wirklich?“, erklärt Dr. Ulrich Birner, Leiter des Fachreferats Psychosocial Health der Siemens AG. „Das kann für Betroffene sehr hilfreich sein, die eigene Situation besser zu erkennen, und lässt dem Angesprochenen die Freiheit, sich zu öffnen oder die Privatsphäre zu wahren.“
Der BKK Dachverband ist die politische Interessenvertretung von 76 Betriebskrankenkassen und vier BKK Lan-desverbänden mit rund neun Millionen Versicherten.
Listerien-Skandal: Erkrankungen bereits seit 2014 – Bisher drei Todesfälle in Baden-Württemberg, NRW und Sachsen-Anhalt
Anmerkung: Dass das Essen in vielen Krankenhäusern eher schlecht als gut ist, ist nicht neu. Aber dass dort nicht einmal bemerkt wird, wenn das Essen verdorben ist, ist ein Skandal.
– foodwatch: Informationen über Produkte nicht ausreichend – Behörden müssen Abgabe- und Verkaufsstellen benennen
Der Listerien-Skandal bei Wilke hat bereits globale Ausmaße angenommen. Mittlerweile sind 26 Länder von dem Rückruf betroffen, unter anderem EU-Staaten wie Schweden, Frankreich, Spanien oder Irland sowie auch Drittstaaten wie Japan, die USA, Libanon, Russland und die Schweiz. Das geht aus einer Meldung im europäischen Behörden-Schnellwarnsystem (RASFF) hervor.Berlin, 10. Oktober 2019. Der Skandal um keimbelastete Lebensmittel ist größer und reicht weiter in die Vergangenheit zurück als bisher bekannt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) ordnete insgesamt 37 Erkrankungsfälle aus den Jahren 2014, 2016, 2017, 2018 und 2019 demselben Listeriose-Ausbruch zu. Das geht aus einem vorab online auf der RKI-Website publizierten Auszug aus dem Epidemologischen Bulletin Nr. 41 hervor, wie die Verbraucherorganisation foodwatch am Donnerstag berichtete. Darin wird Bezug zu einem nicht näher bezeichneten hessischen Betrieb genommen. Durch die Angaben des Landkreises Waldeck-Frankenberg aus der vergangenen Woche ist bekannt, dass der nordhessische Wursthersteller Wilke aufgrund von Listerienbefunden geschlossen wurde und mit Todesfällen in Verbindung steht.
Dem RKI-Bericht zufolge sind drei Patienten „direkt oder indirekt an der Listeriose“ verstorben – jeweils ein Fall in Baden-Württemberg im Jahr 2018, in NRW (2017 oder 2018) und in Sachsen-Anhalt (2018). Bei einem weiteren Verstorbenen konnte die Todesursache nicht ermittelt werden. Berichte, nach denen es zwei Todesfälle in Hessen gegeben habe, werden in dem RKI-Bericht nicht bestätigt. Es ist unklar, ob es sich hierbei um weitere Fälle handelt, die bislang nicht vom RKI erfasst wurden.
Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, vermutete das RKI, dass sich die Erkrankten über Lebensmittel in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder Altersheimen infiziert haben. So hatten 20 von 28 betroffene Personen in den Jahren 2018 und 2019 einen „stationären Aufenthalt“ in einer solchen Einrichtung. Aus Sicht von foodwatch belegt dies, dass die bisherige Informationspolitik der hessischen Behörden unzureichend ist: „Es reicht eben nicht, Produktnamen und Marken für etikettierte Lebensmittel zu benennen, wenn sich die Menschen in Kliniken und Kantinen oder mit loser Ware anstecken können. Die hessischen Behörden dürfen nicht länger mauern, sondern müssen endlich alle bekannten Informationen über die Abgabe- und Verkaufsstellen der zurückgerufenen Lebensmittel öffentlich machen. Dafür trägt Verbraucherschutzministerin Priska Hinz die politische Verantwortung“, sagte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker.
Das Robert-Koch-Institut geht grundsätzlich von einer Dunkelziffer („Untererfassung“) bei den Erkrankungsfällen aus, weil nicht jede Listeriose-Erkrankung diagnostiziert und gemeldet wird oder keinem bestimmten Ausbruch zugeordnet werden kann. Während das RKI in dem Fall Informationen bezüglich der Patienten ermittelte und auswertete, untersuchten das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Lieferketten und Lebensmittelproben. Ein von RKI und BfR vorgenommener Abgleich habe schließlich „eine sehr nahe Verwandtschaft der Listerien-Isolate der Patienten und aus dem Lebensmittel“ eines „Betriebs aus Hessen“ festgestellt, so die Ausführungen in dem RKI-Bericht.
In Freiburg werden insgesamt 180 Teilnehmer*innen von insgesamt 550 bundesweit gesucht. Die Badische Zeitung meldet, dass bereits 30 Teilnehmer*innen gefunden wurden.
Jeder dritte ältere Mensch stürzt einmal im Jahr.
Das Sturzrisiko erhöht sich, wenn die Menschen an chronischen
Erkrankungen leiden. Umgekehrt beugen Bewegung und körperliche Fitness
vielen Erkrankungen vor und erleichtern den Umgang mit ihnen. Jetzt wird
in einer bundesweiten Studie unter Leitung des Universitätsklinikums
Freiburg erforscht, ob Bewegungstherapien wie Tai Chi oder
Eurythmie-Therapie das Sturzrisiko senken können. Für diese Studie
(genannt: ENTAiER-Studie), werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab 65
Jahren mit mindestens einer chronischen Krankheit gesucht, die in ihren
Bewegungen unsicher geworden sind. Sie erhalten ein halbes Jahr lang
regelmäßig Tai Chi, Eurythmie-Therapie oder die übliche
Regelversorgung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert
die ENTAiER-Studie für vier Jahre mit rund zwei Millionen Euro.
„Eine wirksame Sturzprävention hebt die
Lebensqualität und senkt die Kosten aufgrund gesundheitlicher Folgen
enorm“, sagt Studienleiterin Dr. Gunver Kienle, Ärztin am Zentrum
für Naturheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. „Wenn die
Betroffenen wieder Sicherheit in der Bewegung verspüren, dürften sie
auch weniger Angst vor Stürzen haben und sich selbständiger im Alltag
bewegen. Das wäre eine deutliche Entlastung.“
In der ENTAiER-Studie (Multizentrische,
randomisierte, kontrollierte klinische Studie zur Untersuchung der
Wirksamkeit und Sicherheit von Tai Chi und Eurythmie-Therapie bei
älteren Menschen mit chronischen Erkrankungen und einem erhöhten
Sturzrisiko) wird untersucht, ob diese Übungen einen Einfluss auf die
Balance, die Mobilität und das Risiko zu stürzen haben. Weiterhin wird
analysiert, wie sich die Übungen auf die gesundheitsbezogene
Lebensqualität, die Stimmung und die Kognition auswirkt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen bereit
sein, während der Studienzeit regelmäßig zu den Therapiestunden zu
kommen und zu Hause zu üben. Sie werden monatlich telefonisch befragt
und bei einer Eingangsuntersuchung und drei weiteren Vor-Ort-Terminen im
Studienzentrum untersucht. Die Studienteilnehmerinnen und
Studienteilnehmer sollten selbstständig zum Studienzentrum und
gegebenenfalls zu den Therapiestunden kommen können. Die Teilnahme ist
jederzeit freiwillig und kostenlos.
Ärzte, Apotheken, AOKs, Patientenverbände und selbst das Gesundheitsministerium wollten Anfang 2019 Arznei-Importe zurückdrängen. Doch E-Mails aus dem Wirtschaftsministerium, die WDR, NDR und SZ vorliegen, zeigen, dass sich Minister Altmaier Mitte Januar persönlich bei Minister Spahn für die Importeure einsetzte. Wenige Tage später war die Abschaffung der Importquote vom Tisch.
Das
saarländische Unternehmen Kohlpharma ist eine der Firmen, die ihr Geld
damit machen, Arzneimittel billig im Ausland einzukaufen, in eine
deutsche Packung zu stecken und als Importarzneimittel an Apotheken zu
verkaufen. Die Apotheken wiederum sind gezwungen, einen bestimmten Teil
ihres Umsatzes mit diesen Importarzneimitteln zu machen.
Die Regel war einst als Sparmaßnahme für die Krankenkassen gedacht,
doch die tatsächlichen Einsparungen sind mittlerweile gering. Wenn zum
Beispiel ein Medikament in Deutschland 1000 Euro kostete und in
Griechenland 600 Euro, könnte es ein Importeur in Griechenland einkaufen
und in Deutschland für 950 verkaufen. Ein glänzendes Geschäft – für den
Importeur. Im vergangenen Jahr sorgten die Importe nur für
Einsparungen von schätzungsweise 0,3 Prozent der Arzneimittelausgaben
der Gesetzlichen Krankenkassen. Auf diese Zahl beruft sich der
Bundesrat. Kohlpharma spricht von doppelt so hohen Einsparungen.
Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft,
Wolf-Dieter Ludwig, forderte jüngst aus einem anderen Grund, den
Importzwang abzuschaffen. Man dürfe Patienten nicht unnötig gefährden.
Hintergrund ist, dass bei mehreren Arzneimittel-Skandalen einigen
kleineren Importeuren vorgeworfen wurde, die ausländische Ware schlecht
zu kontrollieren. Auch die zuständigen Landesbehörden tun sich mit der
Kontrolle der Importe schwer. Patientenverbände, der AOK-Bundesverband
und der Dachverband der Apotheker wollten deshalb ebenfalls den
Importzwang beenden. Kohlpharma hatte mit diesen Skandalen nichts zu
tun.
Das Gesundheitsministerium legte im November 2018 zunächst einen
Gesetzentwurf vor, in dem die Importklausel eingeschränkt werden sollte,
Mitte Januar wollte Spahn die Klausel dann in einem überarbeiteten
Gesetzentwurf sogar komplett abschaffen. Kurz zuvor hatte auch der
Bundesrat die Regierung aufgefordert, die Importpflicht abzuschaffen.
Einzig das Saarland stimmte dagegen. Kohlpharma sagt, die Abschaffung
der Importklausel hätte „der Interessenlage” der großen Pharmakonzerne
entsprochen.
Kohlpharma selbst ist mit mehr als 600 Millionen Euro Umsatz und 800
Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Saarland. Der Firmensitz
Merzig liegt im Wahlkreis von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
(CDU). Laut internen E-Mails und Vorlagen aus dem
Wirtschaftsministerium, die WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung mit Hilfe
des Informationsfreiheitsgesetzes erlangt haben, hat sich Altmaiers
Ministerium seit November 2018 massiv für den Erhalt der Arznei-Importe
eingesetzt. In einem Vermerk des zuständigen Fachreferats zu Spahns
Gesetzesentwurf vom 21. November 2018 heißt es bereits: „Für die
Arzneimittelimporteure bedeutet die beabsichtigte Regelung eine
Verschlechterung ihrer Marktbedingungen. Daher ist mit Widerstand der
Importeure zu rechnen.” Dennoch empfahl die Fachabteilung im
Wirtschaftsministerium die Zustimmung zur damals noch geplanten
Einschränkung der Importregelung. Auf einer Vorlage für Staatssekretärin
Claudia Dörr-Voß vom 10. Dezember ist das Wort “Zustimmung” aber mit
rotem Stift durchgestrichen und handschriftlich “Leitungsvorbehalt”
hinzugefügt, das heißt, die Leitung des Wirtschaftsministeriums behielt
sich das letzte Wort bei der vom Gesundheitsministerium geplanten
Änderung vor. Einen Tag später, am 11. Dezember 2018, hieß es in einer
E-Mail an die Fachabteilung im Wirtschaftsministerium: “Bundesminister
möchte dazu direkt mit Bundesminister Spahn sprechen”.
Am 8. Januar hält das Wirtschaftsministerium in einem Vermerk zu einer
Abteilungsleitersitzung mit ausdrücklichem Verweis auf den
saarländischen Importriesen noch einmal fest: “Position BMWI:
Minister-Vorbehalt („Kohlpharma“)”.
Drei Tage später wendet sich Kohlpharma direkt per E-Mail an den
Minister. “Sehr geehrter Herr Altmaier”, heißt es darin, “wenn eine
Änderung überhaupt Sinn macht, dann wäre es am Besten, die Ergänzungen
aus dem Rahmenvertrag nachzuvollziehen. Gerne würde ich darüber kurz mit
Ihnen telefonieren.” In diesem so genannten Rahmenvertrag hatte sich
der Spitzenverband der Krankenkassen einige Monate vorher mit dem
Apothekerverband auf eine Neuregelung bei den Importen verständigt.
Importarzneimittel unter 100 Euro sollen demnach mindestens 15 Prozent
günstiger sein, zwischen 100 und 300 Euro mindestens 15 Euro und ab 300
Euro nur noch 5 Prozent. Kohlpharma räumt auf Nachfrage zu der E-Mail
ein: “In einem wenige Tage später stattgefundenen kurzen Telefonat hat
sich Herr Altmaier nach den ökonomischen Auswirkungen der geplanten
Regelung erkundigt”, habe aber keine Zusagen gemacht.
Wenige Stunden nachdem die Mail von Kohlpharma bei Altmaier eintraf,
wurde der Abteilungsleiter Gesundheitswirtschaft um eine Einschätzung
(“EILT sehr”) zu dem Vorschlag gebeten. “Für eine kurzzeitige
Rückmeldung noch heute wäre ich sehr dankbar, gerne per Mail, damit wir
BM (Bundesminister Altmaier, d. Red.) dies noch ergänzend zur Vorlage
mitgeben können.” In seiner Antwort hielt der Abteilungsleiter den
Vorschlag von Kohlpharma für “nicht tragfähig”: “Er geht weiter hinter
den Gesetzentwurf des BMG zurück und hinter die Position der
Bundesländer.” Doch nur sechs Tage später findet sich in einer E-Mail
des Gesundheitsministeriums ans Wirtschaftsministerium die Feststellung:
“Wie bereits angekündigt, haben sich BM Altmaier und BM Spahn nach
hiesiger Kenntnis zur Importregelung verständigt”. Es folgten genau die
Konditionen aus dem Apotheken-Rahmenvertrag, die Kohlpharma am 11.
Januar an Peter Altmaier vorgeschlagen hatte. In einer Vorlage für Peter
Altmaier am 21. Januar heißt es: “Dieser Vorschlag entspricht
inhaltlich dem Vorschlag, den Sie mit BM Spahn ausgehandelt haben.”
Damit bestünden “seitens des BMWI keine Hindernisse mehr für einen
Beschluss durch das Kabinett”.
Die Abschaffung der Importförderklausel war damit vom Tisch. Mehrere
Bundestagsabgeordnete berichten gegenüber WDR, NDR und SZ, dass sich vor
allem ihre saarländischen Kollegen in den vergangenen Monaten massiv
für den Erhalt der Importregel eingesetzt hätten.
Warum auch Jens Spahn nachgegeben und die Importklausel doch nicht
abgeschafft hat, beantwortet das Gesundheitsministerium auf Anfrage
nicht. Sein Sprecher teilt dazu lediglich mit: “Kein Gesetzentwurf, der
in den Bundestag eingebracht wird, wird ohne Änderungen vom Parlament
beschlossen.”
Die Frage, ob Peter Altmaier sich bei Spahn für das von Kohlpharma
vorgeschlagene Preismodell eingesetzt hat, beantwortet das
Wirtschaftsministerium nicht. Altmaiers Sprecherin teilt nur knapp mit:
“Zu etwaigen internen bilateralen Gesprächen nehmen wir wie üblich keine
Stellung.”
Baden-Württembergs AOK-Chef Christopher Hermann wunderte sich über den
Sinneswandel innerhalb der Bundesregierung. All die mit der Importquote
verbundenen Probleme bleiben nun bestehen, sagt Hermann auf Anfrage.
“Profiteure der Importförderung sind heute ausschließlich die
Importunternehmen, deren Absatz per Gesetz garantiert wird.” Seine AOK
werde dagegen “weiterhin für die Abschaffung der Importquote eintreten”.
Kohlpharma selbst kann mit der neuen Regelung dagegen zufrieden sein,
auch wenn “die jetzige Regelung für die Importeure eine deutliche
Verschlechterung ist”, wie das Unternehmen offiziell mitteilt.
Tatsächlich rechnet Geschäftsführer Jörg Geller aber auch damit, dass
die neuen Regeln “wohl zu einer Umsatzausweitung führen”, weil sie so
komplex seien, dass die Apotheker sie “wahrscheinlich übererfüllen”
werden.
Die intensive Nutzung von Smartphones fördert vermutlich einen Nerven-Engpass im Handgelenk mit schmerzhaften Taubheitsgefühlen, das sogenannte Karpaltunnelsyndrom (KTS). Das belegen aktuelle Studien aus Asien. „Drehende Bewegungen im Handgelenk verstärken das KTS, das ist bekannt“, bestätigt Professor Dr. med. Helmut Buchner von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Wer häufig Kribbeln im zweiten und dritten Finger spürt, sollte einen Neurologen aufsuchen.
Seit langem wissen Mediziner, dass Karpaltunnel-Beschwerden durch
intensive Handarbeit entstehen können. „Bei Fleischern etwa gilt das KTS
als Berufskrankheit“, berichtet Buchner. „Die drehenden Bewegungen im
Handgelenk mit dem Messer fördern den Nerven-Engpass.“ Das gilt
gleichermaßen für intensives Stricken oder Reinigungskräfte, die
unablässig Wäsche auswringen. „Insofern ist es plausibel, dass der
dramatische Mehrgebrauch von Smartphones und Computertastaturen ein KTS
auslösen kann, auch wenn dies bisher nur Studien aus Asien belegen“,
führt der Neurologe aus. „Ich kann keinen Grund erkennen, warum es bei
uns anders sein sollte.“
Beim Karpaltunnel-Syndrom gerät der Nervus medianus unter Druck, der
an einer Engstelle durch das Handgelenk führt. Ursache ist meist eine
Schwellung, die durch belastende Bewegungen entsteht, ferner durch
nächtliches Schlafen mit abgeknickten Handgelenken, starke
Gewichtszunahme oder hormonelle Einflüsse wie Schwangerschaft und
Wechseljahre. „Frauen sind drei bis vier Mal häufiger als Männer
betroffen“, erläutert Buchner. „Schon aufgrund ihres Monatszyklus können
Schwellungen leichter entstehen.“ Die Schwellung führt häufig zu
Entzündungen, die wiederum Vernarbungen hervorrufen können, was die
Durchblutung weiter verschlechtert und die Schwellung befördert.
Erste Symptome sind ein Kribbeln in den Spitzen der ersten drei
Finger, vom Daumen bis zum Mittelfinger. „Das Kribbeln fühlt sich
elektrisierend und brennend an“, so Buchner. Schüttelt man die Hände,
verschwinden die Missempfindungen häufig. Im weiteren Verlauf können
Schmerzen auftreten, die nachts sogar bis in den Arm ziehen. „Zum
Schluss kann das Kribbeln in ein permanentes Taubheitsgefühl übergehen
und sich die Muskulatur am seitlichen Daumenballen der betroffenen Hand
zurückbilden“, erklärt DGKN-Experte Buchner, der an der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen tätig ist.
Um zu klären, ob ein KTS vorliegt, erfragt der Neurologe zunächst
Vorgeschichte und Beschwerden. Dann folgen meist zwei einfache Tests.
Beim Phalen-Test presst der Patient die Handflächen wie beim Beten
aneinander und knickt zugleich die Handgelenke im 90-Grad-Winkel ab.
„Mit dieser Haltung provoziert man die Enge“, erläutert Buchner. „Tritt
nach zwei Minuten kein Kribbeln auf, liegt kein KTS vor.“ Beim
Hoffmann-Tinel-Zeichen beklopft der Arzt den Mediannerv in der
Innenseite des Handgelenks mit dem Finger. Führt das zum Kribbeln in den
Fingerspitzen, ist dies ein Hinweis auf ein KTS.
Eine eindeutige Aussage erlaubt die elektrische Diagnostik,
die Elektroneurographie. „Mit leichten Stromimpulsen messen wir, wie
viel Zeit der Mediannerv für die Weiterleitung eines Reizes benötigt“,
so Buchner. Dauert es zu lange, das heißt länger als 4,2 bis 4,5
Millisekunden, hat der Nerv eine Funktionsstörung erlitten. Dann kann
eine Therapie erforderlich werden. „Dafür eignet sich ein dreistufiges
Vorgehen“, rät Buchner.
Im Anfangsstadium hilft es mitunter, Belastungen zu vermeiden – etwa
mit einer Handschiene, die ein Abknicken der Gelenke verhindert. „Oder
durch den Verzicht auf intensive Smartphone-Nutzung, vor allem auf
drehende Handgelenkbewegungen wie beim Wischen auf dem Display“, rät
Buchner. Verhaltensänderungen lösen allerdings die Engstelle nicht auf,
räumt der DGKN-Experte ein.
Gut schlägt häufig das einmalige Spritzen von entzündungshemmendem Kortison
in die Engstelle an, ein in Deutschland eher selten angewandtes
Verfahren. „Diese Behandlung ist besonders für Schwangere geeignet,
deren Hormonhaushalt sich nach der Geburt wieder umstellt“, meint
Buchner. Sorgen um das ungeborene Kind sind laut Buchner unbegründet:
„Die Kortison-Dosis ist minimal und nur örtlich wirksam.“
Am häufigsten und am wirksamsten ist jedoch nach wie vor die
Operation, die bei anhaltenden Beschwerden unumgänglich wird. Dabei
spalten Hand- oder Neurochirurgen über einen kleineren Schnitt in
örtlicher Betäubung das Bindegewebsgewebsband über dem Karpaltunnel, so
dass der eingeklemmte Nerv mehr Platz bekommt und der Druck sinkt.
Jährlich erfolgen etwa 300.000 Eingriffe dieser Art in Deutschland.
Quellen:
Studien zum Thema: • Woo EHC, White P, Lai CWK. Effects of electronic device overuse by university students in relation to clinical status and anatomical variations of the median nerve and transverse carpal ligament. Muscle Nerve. 2017 Nov;56(5):873-880. doi: 10.1002/mus.25697. Epub 2017 Jun 21. (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/mus.25697)
Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.
Genetische Analysen machen europaweite Verbreitungswege von Erregern sichtbar / Krankenhäuser sind die entscheidenden Multiplikatoren / Gute Krankenhaushygiene kann hochresistente Erreger kontrollieren
Das Bakterium Klebsiella pneumoniae gehört zu den häufigsten Erregern in Krankenhäusern. Ein internationales Team um Freiburger Forscher zeigt nun, dass sich die Erreger maßgeblich durch das Verlegen von Patienten zwischen Krankenhäusern verbreiten. Bildrechte: Centers for Disease Control and Prevention
Gegen sogenannte extrem resistente Bakterien sind
fast alle bekannten Antibiotika wirkungslos. Die Anzahl an Todesfällen,
die sich auf eine Infektion mit solchen Erregern zurückführen lassen,
hat sich zwischen 2007 und 2015 in Europa mehr als versechsfacht. Wie
sich diese Bakterien verbreiten, beschreibt eine internationale
Forschergruppe um Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg in
in einer Studie, die am 29. Juli 2019 in der Fachzeitschrift Nature Microbiology
erschienen ist. Demnach leisten Krankenhäuser und die Verlegung von
Patienten den entscheidenden Beitrag zur Verbreitung der Erreger. Nur
eine geringe Rolle spielen Übertragungen in der Allgemeinbevölkerung,
aus der Umwelt, der Landwirtschaft und über Lebensmittel.
Je näher die Krankenhäuser, desto ähnlicher die Erreger
Die Verbreitungswege extrem resistenter Bakterien
ließen sich anhand detaillierter genetischer Analysen nachvollziehen.
Sechs Monate lang wurden in 455 Krankenhäusern in 36 europäischen
Ländern Proben gesammelt. Auf Grundlage dieser repräsentativen
Erreger-Stichprobe sequenzierten die Forscher die gesamte genetische
Information von fast 2.000 Bakterien der Spezies Klebsiella pneumoniae.
„Die genetischen Unterschiede zwischen extrem resistenten Isolaten
nahmen zu, je größer die Entfernung zwischen den Krankenhäusern war“,
sagt Prof. Dr. Hajo Grundmann, Leiter des Instituts für
Infektionsprävention und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums
Freiburg und Letztautor der Studie. Hingegen stammte die Mehrzahl der
genetisch ähnlichsten Isolate von Patienten, die innerhalb des
Beobachtungszeitraums im selben Krankenhaus behandelt wurden. „Unsere
Beobachtungen sprechen dafür, dass sich extrem resistente Bakterien vor
allem innerhalb einzelner Krankenhäuser sowie bei der Verlegung von
Patienten zwischen geografisch naheliegenden Krankenhäusern verbreiten“,
erläutert Grundmann.
Portrait Prof. Dr. Hajo Grundmann
Gute Krankenhaushygiene kann die Verbreitung von Erregern kontrollieren
Über Landesgrenzen hinweg verbreiten sich die
Erreger hingegen nur sporadisch. Dennoch hatten einzelne internationale
Übertragungen landesweite Ausbrüche zur Folge. „Es ist extrem wichtig,
Patienten bei der Aufnahme nach früheren Krankenhausaufenthalten im In-
und Ausland zu fragen“, hält Grundmann fest. Mit solchen Befragungen
können Risikopatienten erfasst, frühzeitig diagnostiziert und
nötigenfalls isoliert werden, um einer Weiterverbreitung von Erregern
vorzubeugen. Die Befragung wird als unabdingbarer Teil der klinischen
und hygienisch guten Praxis ausdrücklich vom Robert Koch-Institut
empfohlen. „Wir sind optimistisch, dass wir mit guter Krankenhaushygiene
die Verbreitung dieser Erreger nicht nur verzögern, sondern auch
erfolgreich kontrollieren können“, sagt Grundmann.
Original-Titel der Studie: ‚Epidemic of carbapenem-resistant Klebsiella pneumoniae in Europe is driven by nosocomial spread‘
Berlin – Sie wissen nicht, wie Sie am Arbeitsplatz mit Ihrer Diabeteserkrankung umgehen sollen? Sie bekommen Ihren Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c nicht in den Griff oder leiden zusätzlich unter Depressionen? Sie müssten dringend abnehmen, sich mehr bewegen und gesund ernähren? Dann könnte eine medizinische Rehabilitation die richtige Maßnahme für Sie sein. Was bei der Antragstellung zu beachten ist, erklären Experten.
Fast sieben Millionen Menschen sind in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt, 90 Prozent davon an Diabetes Typ 2. Dass diesen Patientinnen und Patienten grundsätzlich die Möglichkeit offensteht, auf sachkundige Unterstützung in Form einer Reha-Maßnahme zurückzugreifen, wissen viele nicht. Denn Diabetes mellitus ist eine chronische Erkrankung, die einen Reha-Bedarf begründen kann. Hier ein Überblick über die wichtigsten Fakten:
Wann eine Reha in Frage kommt
Bei der Behandlung des Diabetes steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Mittelpunkt – die Betroffenen sollen befähigt werden, ihre Erkrankung so zu managen, dass ihre Lebensqualität nicht beeinträchtigt ist. „Ist jedoch die Stoffwechseleinstellung auf Dauer unzureichend, sind Erwerbsfähigkeit und Selbstständigkeit des Patienten gefährdet“, erläutert Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Zu den drei „harten“ Kriterien, die einen dringenden Reha-Bedarf begründen, zählen daher schlechte Stoffwechseleinstellungen mit erhöhtem HbA1c-Wert, häufige Unterzuckerungen in der Vergangenheit und arbeitsplatzbedingte Probleme im Umgang mit der Erkrankung. „Liegen bereits Begleit- oder Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder diabetesbedingte Schädigungen der Augen, Nerven oder Nieren vor, ist der Bedarf umso höher“, sagt Stephan Ohlf vom Vorstand des Bundesverbandes Klinischer Diabetes-Einrichtungen e.V. (BVKD). Hinzu kommen weitere Kriterien, die neben Übergewicht, Bluthochdruck oder Depression auch Lebensstilfaktoren einschließen (siehe Kasten).
Darüber hinaus besteht nach akuter Behandlung in einer Klinik die Möglichkeit eines beschleunigten Antragsverfahrens im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung (AHB). „In diesem Fall muss der Antrag durch das Akutkrankenhaus gestellt werden“, erklärt Ohlf. Der Verwaltungsleiter der Eleonoren-Klinik der Deutschen Rentenversicherung Hessen fügt hinzu: „Jede akutmedizinische Krankenhausbehandlung, die durch die Diabeteserkrankung erforderlich ist, stellt in sich eine AHB-Indikation dar.“ Im Regelfall beginnt die Maßnahme innerhalb von 14 Tagen nach Entlassung.
Der Weg zum Antrag
Üblicherweise ist der erste Ansprechpartner der behandelnde Arzt. „Er erstellt ein Gutachten, das unter anderem den Bedarf und die Aussichten der Reha begründet“, so Siegel. Der Arzt kann den Antrag an den zuständigen Kostenträger weiterleiten. Bei Berufstätigen ist es die Gesetzliche Rentenversicherung, bei Rentnern die Krankenkasse. „Bei der Klinikwahl für eine stationäre und ambulante Reha können die Patienten zudem ihre persönlichen Wünsche einbringen“, erläutert Siegel.
Was in der Reha passiert
Eine Reha dauert mindestens drei Wochen und kann stationär oder ambulant erfolgen. „Ein besonderes Merkmal der medizinischen Rehabilitation ist der fächerübergreifende Therapieansatz, die Behandlung in einem multidisziplinären Team“, erläutert Siegel. Das bedeutet: Ärzte, Pflegepersonal, Psychologen, Physiotherapeuten, Diabetesberaterinnen, Diätassistentinnen und Sozialarbeiter arbeiten zusammen. „In vielen Kliniken können dazu auch noch andere gesundheitliche Probleme etwa an Wirbelsäule, Hüfte oder Knie mitbehandelt werden“, fügt der DDG Experte hinzu.
Die zweite Besonderheit ist die Intensität. „Eine Reha-Maßnahme gibt genügend Zeit, Patienten auch bei schwierigen Problemlagen ausführlich zu schulen, mit neuen Medikamenten, Techniken oder Lebensstiländerungen vertraut zu machen“, so Siegel. Ob Umstellung auf Pumpentherapie, Bewegungstherapie, rasche Gewichtsreduktion, psychologische Betreuung oder Klärung diabetesbedingter beruflicher Probleme – alle diese Aspekte können mit qualifizierten Fachleuten nachhaltig bearbeitet werden.
Wie man eine Klinik findet
Die Internetseite der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bietet einen Überblick über Kliniken, die Diabetesschwerpunkte haben: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de, Menüpunkt „Zertifizierte Arztpraxen/Kliniken“ anklicken und Suchkriterien eingeben.
Zu den weiteren Kriterien, die einen Reha-Bedarf begründen können, zählen:
1. Übergewicht
2. Bluthochdruck
3. Fettstoffwechselstörungen
4. Bewegungsmangel
5. geringes Diabeteswissen
6. derzeit Raucher
7. vorliegende Depression
8. krankmachender Stress
9. ungesundes Ernährungsverhalten
Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der fast sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.
Vortragsabende für Medizininteressierte beginnen am Dienstag, 2. Juli 2019
Auch in diesem Jahr finden an
drei Sommerabenden die „Freiburger Abendvorlesungen“ statt, die vom
Universitätsklinikum Freiburg in Zusammenarbeit mit der Badischen
Zeitung veranstaltet werden.
Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums
Freiburg geben Medizininteressierten Einblicke in typische Erkrankungen
des Alters. Die „Freiburger Abendvorlesungen“ starten am
Dienstag, 2. Juli 2019 um 18.30 Uhr im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik, Hugstetter Straße 55, Freiburg
mit der Auftaktveranstaltung zum Thema „Veränderungen im Alter: Was ist normal, wo fängt Krankheit an?“. Dr. Bernhard Heimbach,
Ärztlicher Leiter des Zentrums für Geriatrie und Gerontologie am
Universitätsklinikum Freiburg, wird sich damit auseinandersetzen, was
Altern überhaupt ist, welche Veränderungen als normal gelten und wo
ärztlicher Rat gesucht werden sollte.
Die öffentlichen Veranstaltungen richten sich an
alle, die sich für medizinische Themen und das Universitätsklinikum
Freiburg interessieren.
Im Anschluss an die Vorträge beantworten die
Referenten die Fragen der Besucher. Die Abende klingen bei Getränken,
Häppchen und Gesprächen mit den Experten im Garten vor der Frauenklinik
aus.
Der Eintritt ist frei.
Die folgenden Veranstaltungen der „Freiburger
Abendvorlesungen“ finden an zwei weiteren Terminen jeweils um 18.30 Uhr
im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik statt:
Mittwoch, 10. Juli 2019: Tabus im Alter: Depression und Inkontinenz
Dienstag, 23. Juli 2019: Beweglich im Alter: Arthrose und Prävention