Archiv der Kategorie: Pressemitteilungen

„Bist Du sicher? Patientensicherheit geht alle an!“


15. APS-Jahrestagung am 14./15. Mai 2020 in Berlin

Berlin – Die Jahrestagung des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) ist die Gelegenheit des Jahres, sich über aktuelle Entwicklungen der Patientensicherheit und des klinischen Risikomanagements auszutauschen. Hier treffen Praktiker auf Praktiker. Im kommenden Jahr wird der inhaltliche Schwerpunkt auf der sicheren Versorgung von Menschen mit besonderem Versorgungsbedarf beziehungsweise besonderen Herausforderungen bezüglich der Patientensicherheit liegen. Nun ruft das APS auf, sich an der inhaltlichen Gestaltung der Jahrestagung am 14./15. Mai 2020 in Berlin mit einem Kurzvortrag zu beteiligen. Der CALL FOR ABSTRACTS läuft bis zum 15. Dezember 2019

Patientensicherheit ist eine tägliche Herausforderung. Eine noch größere Herausforderung ist die Patientensicherheit, wenn die zu versorgenden Personen besondere Risiken mitbringen! Etwa, wenn sie sich nur eingeschränkt oder gar nicht mitteilen können, weil es sich um Kinder oder Menschen mit Demenz oder anderen kognitiven Einschränkungen handelt. Vor allem, wenn sie zusätzlich kein belastbares soziales Umfeld haben. Wenn Dosierungen von Arzneimitteln bei chronischer Erkrankung berücksichtigt, oder die Funktion von medizintechnischer Ausstattung angepasst werden müssen. Was ist zu tun bei sprachlichen und kulturellen Barrieren? Welche besonderen Bedürfnisse bringen Menschen mit Behinderungen mit und wie muss die Versorgung gestaltet sein, um auch für sie sicher zu sein? Wie kann dabei eine sektorenübergreifende Versorgung ohne Sicherheitsrisiken gelingen? „Sicherheitskultur ist nicht nur im Normalfall wichtig, sondern vor allem dann, wenn besondere Risiken zu bewältigen sind. Deshalb widmet sich unsere Jahrestagung insbesondere Ansätzen, die zur sicheren Versorgung von Patientengruppen mit besonderen Risiken beitragen,” sagt Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des APS.

Das APS möchte darüber hinaus den internationalen Austausch zur Patientensicherheit fördern. „Wir wollen mit verschiedenen Akteuren weltweit in Kontakt treten und voneinander lernen“, sagt Generalsekretär Marcel Weigand. „Deshalb suchen wir Best-Practice-Beiträge als Beispiele für Deutschland und Berichte von internationalen Kooperationsprojekten zur Patientensicherheit.“ Dabei stellt sich für das Aktionsbündnis auch die Frage: Wie können grenzüberschreitende Anliegen des Welttags für Patientensicherheit genutzt werden?

„Und schließlich ist und bleibt das APS auch weiterhin das Netzwerk für all diejenigen, die sich für Patientensicherheit engagieren“, ergänzt Heike Morris, zweite Vorsitzende des APS. „Wir möchten die Vernetzung unter den verschiedenen Akteuren weiter fördern und darüber hinaus über den Tellerrand blicken.“ In diesem Jahr sind auch Vertreter aus Bereichen wie beispielsweise der Lebensmittelindustrie oder der Fahrzeugtechnik eingeladen, um von ihren Herausforderungen und Lösungsansätzen zu einer adäquaten Sicherheitskultur zu berichten. Beiträge in diesem dritten Themenbereich werden sich von daher mit der Vernetzung und Übertragungsmöglichkeit von weiteren Strategien der Sicherheitskultur beschäftigen. 

Das APS ruft Interessierte dazu auf, sich an der inhaltlichen Gestaltung der Jahrestagung am 14./15. Mai 2020 in Berlin mit einem Kurzvortrag zu beteiligen. Der CALL FOR ABSTRACTS, über den sich Interessierte für eine Beteiligung an der Jahrestagung bewerben können, läuft noch bis zum 15. Dezember 2019. Informationen zu Schwerpunktthemen und zur Einreichung von Abstracts gibt es hier: https://www.aps-ev.de/aps-jahrestagung2020/#call

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Terminhinweis:

15. Jahrestagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS)

Termin:         14. bis 15. Mai 2020
Ort:             Seminaris Campushotel Berlin Dahlem, Takustraße 39, 14195 Berlin


Informationen zur Teilnahme und das Online-Formular zur Anmeldung finden Sie unter:
https://www.orphea-gmbh.de/teilnehmerregistrierung-2020.php

Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS):

Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Industrie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden.

Mehr Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de

Neue WDR- Gesundheitssendung mit Prominenten in der Arztpraxis

Die Sendungen – jeweils von 20.15 bis 21 Uhr im WDR Fernsehen und in der WDR Mediathek

Prominente erzählen, was sonst nur ihre Ärzte erfahren: Horst Lichter, Wolfgang Bosbach und Janine Kunze kommen am 6., 13. und 20. Januar 2020 (jeweils 20.15 bis 21 Uhr) in „Hirschhausens Sprechstunde“ im WDR Fernsehen. In den ersten drei Folgen der neuen Gesundheitssendung sprechen sie mit Dr. Eckart von Hirschhausen über ihre Krankheiten. Aus dem Talk entwickeln sich Themen und Zusammenhänge, die den Zuschauer*innen Orientierung geben sollen im Dschungel der Gesundheits-Tipps. Zum Start geht es um „Horst Lichter und den Schlaganfall“, „Wolfgang Bosbach und den Krebs“ sowie die Volkskrankheit „Rücken“ mit der Schauspielerin und ehemaligen Krankenschwester Janine Kunze.

„Ich freue mich sehr auf diese Sendung, die ich mit entwickeln durfte. Wir haben viele Ideen, die über die klassischen Gesundheitsformate hinausgehen. Wir verbinden Unterhaltung, Wissen, ernste Gespräche und viel Spontaneität miteinander – genau das, was ich seit Jahren auch auf der Bühne so liebe“, sagt Eckart von Hirschhausen.

Horst Lichter und Schlaganfall

Die erste Ausgabe von „Hirschhausens Sprechstunde“ widmet sich am 6. Januar 2020 dem Thema Schlaganfall. Jedes Jahr erleiden knapp 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Was kann man vorbeugend tun, wie wichtig ist die Früherkennung und welche Auswirkungen hat in diesem Zusammenhang der Faktor Stress? Um diese und andere Fragen zu klären, trifft Eckart von Hirschhausen in seiner „Praxis“ auf Horst Lichter, bekannt als der ewig gut gelaunte TV-Koch und Entertainer. Nur wenige wissen, dass Lichter schon mit Mitte 20 zwei Schlaganfälle überstehen musste. Der Grund: Extreme Arbeitsüberlastung und Stress. In der medizinischen Konsultation bei Eckart von Hirschhausen erläutert Lichter, wie seine Lebensumstände damals waren, was er danach in seinem Leben geändert hat und was er heute zur Entspannung macht.

Wolfgang Bosbach und Krebs

Jährlich erkranken insgesamt etwa 480.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Blickt man auf die Erkrankungszahlen der vergangenen Jahre, zeigt sich jedoch ein Trend: Seit 2011 ist die Zahl zurückgegangen. Wolfgang Bosbach weiß seit 2011 , dass er unheilbar an Prostata-Krebs erkrankt ist. Bei seinem Besuch in „Hirschhausens Sprechstunde“ am 13. Januar erzählt der Politiker, wie er mit der Diagnose umgeht und wie er es schafft, trotz seiner Erkrankung ein aktives und zufriedenes Leben zu führen. Eckart von Hirschhausen klärt zudem über den aktuellen Forschungsstand auf und erläutert, welche Vorsorgeuntersuchungen aus seiner Sicht sinnvoll sind und welche nicht.

Janine Kunze und Rücken

75 Prozent aller Berufstätigen waren 2018 von der Volkskrankheit Nummer eins betroffen: Rückenschmerzen. Eine von ihnen ist Janine Kunze. Die Kölnerin ist erfolgreiche Schauspielerin und Moderatorin, seit 17 Jahren glücklich verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ihr Leben – eine Erfolgsgeschichte. Einziger Wermutstropfen: Ihre sie seit Jahren plagenden Rückenschmerzen. Seit einem Sportunfall in ihrer Jugend wird sie immer wieder von heftigen Schmerzen heimgesucht. In seiner Sprechstunde gibt Eckart von Hirschhausen Janine Kunze und den Zuschauer*innen Tipps zur Akutbehandlung, erklärt spezifische Rückenübungen und erläutert, welche Behandlungsmöglichkeiten sinnvoll sind und welche nicht.

„Hirschhausens Sprechstunde“ ist eine Produktion der Bavaria Entertainment (Produzent: Alessandro Nasini) im Auftrag des WDR (Redaktion: Jörg Gaensel und Carsten Wiese). Vorbild der Sendung ist das französische TV-Format „Ca ne sortira pas d’ici“.

Die Sendungen – jeweils von 20.15 bis 21 Uhr im WDR Fernsehen und in der WDR Mediathek

Montag, 06.01.2020: „Hirschhausens Sprechstunde“ mit Horst Lichter
Montag, 13.01.2020: „Hirschhausens Sprechstunde“ mit Wolfgang Bosbach
Montag, 20.01.2020: „Hirschhausens Sprechstunde“ mit Janine Kunze

Lässt sich kaputter Knorpel kurieren?

Medizinische Fakultät ehrt Orthopädin und Unfallchirurgin Eva Johanna Kubosch mit „Sabine-von-Kleist-Habilitationspreis“

Das Foto zeigt Dr. Eva Johanna Kubosch vom Universitätsklinikum Freiburg,
Foto: Universitätsklinikum Freiburg

Die Arthrose ist die häufigste aller Gelenkerkrankungen und weltweit die Hauptursache für chronische Schmerzen und Behinderungen. Privatdozentin (PD) Dr. Eva Johanna Kubosch vom Universitätsklinikum Freiburg ist für ihre Habilitationsschrift mit dem „Sabine-von-Kleist-Habilitationspreis“ ausgezeichnet worden. „Ich habe untersucht, welchen Einfluss Entzündungen auf den Knorpelabbau haben und ob sich Stammzellen, die aus der Gelenkschleimhaut gewonnen werden, positiv auf das Stoffwechselgleichgewicht im Gelenk auswirken“, erläutert Kubosch. Ziel ihrer Arbeit war es, den Einsatz knorpelregenerativer Methoden zu verbessern. Seit 2014 schreibt das Gleichstellungsbüro der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität den mit 10.000 Euro dotierten Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen aus. Die Namensgeberin des Preises, Prof. Dr. Sabine von Kleist, hatte die Professur für Immunbiologie an der Universität Freiburg inne und war von 1987 bis 1989 die erste Prodekanin und Dekanin der Medizinischen Fakultät.

Kubosch untersuchte, wie erfolgreich die so genannte matrixinduzierte Chondrogenese, ein biologisch basiertes Operationsverfahren mit Stammzellen zum Wiederaufbau geschädigten Sprunggelenksknorpels, ist. Das Verfahren stellte sich als sichere und vielversprechende Therapie bei Sprunggelenksverletzungen dar. „Klinische Ergebnisse und Daten der Magnetresonanztomographie bestätigten dies“, sagt die Freiburger Ärztin. Zudem habe es sich auch bei der Linderung von Schmerzen bewährt. In einem weiteren Schritt beleuchtete Kubosch den Einfluss von Entzündungsmediatoren – das sind körpereigene Stoffe, die eine Entzündungsreaktion im Gelenk einleiten oder aufrechterhalten – auf den Abbau von Knorpel.  Dafür übertrug sie Erkenntnisse aus einer Analyse bei Patientinnen und Patienten mit akuten bakteriellen Entzündungen auf ein 3D-Gewebemodell für Gelenkinfektionen. „So konnte nachgewiesen werden, dass Knorpelzellen einen entzündungshemmenden Effekt haben, der mit einer erhöhten Widerstandfähigkeit gegen Infekte und einem höheren Lebendzellanteil von Stammzellen in der Gelenkschleimhaut einhergeht“, erläutert Kubosch. Bei Gelenkentzündungen entstehe häufig ein Teufelskreis: Der Knorpel wird geschädigt, wodurch sich der entzündungshemmende Effekt der Knorpelzellen verringert – und die Zerstörung des Gelenks weiter fortschreitet.

Anhand dieser Ergebnisse ergab sich die Frage, ob solche „Gelenk-nahen“ Stammzellen auch bei der Aufrechterhaltung des Stoffwechselgleich-gewichtes im Gelenk eine entscheidende Rolle spielen können. Dafür hat Kubosch Stammzellen aus der Gelenkschleimhaut untersucht und herausgefunden, „dass diese Stammzellen ein hohes Potential bei der Knorpelbildung aufweisen und damit möglicherweise besser zur Knorpelregeneration geeignet sind als ausdifferenzierte Zellen des menschlichen Gelenkknorpels“. Zudem wies sie nach, dass Entzündungen eine Schädigung des Gelenks verursachen können. „Weitere Studien müssen nun zeigen, inwiefern Stammzellen sich positiv auf vorhandene Gelenkschäden auswirken können und inwieweit sie für die zellbasierte Knorpelregeneration geeignet sind.“

PD Dr. Eva Johanna Kubosch studierte an den Universitäten Göttingen und Freiburg Humanmedizin. Sie wurde an der Albert-Ludwigs-Universität unter der Betreuung von Prof. Dr. Norbert Südkamp und Prof. Dr. Philipp Niemeyer promoviert und ist seit 2010 – seit 2016 als Fachärztin – in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig. Im Oktober 2018 habilitierte sie sich für die Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie.

Originalveröffentlichung:
Kubosch, Eva Johanna (2018): Der Einfluss proinflammatorischer Zytokine auf die Knorpeldegradation: Die Rolle von Synoviozyten für die Gelenkhomöostase und mögliche Ansätze für das Knorpel Tissue Engineering. Freiburg.

Sorgen Schlafstörungen für Gefühlschaos?

Ob Menschen mit Schlafstörungen ihre Gefühle schlechter regulieren können als Normalschläfer, untersuchen Forscher des Universitätsklinikums Freiburg in einer Studie / Teilnehmer gesucht

Verarbeiten Menschen mit chronischen Schlafstörungen Emotionen anders als Gesunde? Da Menschen mit Schlafproblemen öfter an Depressionen erkranken, ist diese Frage besonders relevant. Nun wird sie erstmals im Rahmen einer Studie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg erforscht. Dafür werden jetzt Probanden mit und ohne Schlafstörungen gesucht. Bei den Teilnehmern wird fünf Tage lang die körperliche Aktivität gemessen und der Gemütszustand erfragt. Am Ende der Woche wird die Gefühlsregulation der Probanden noch einmal im Labor in Freiburg untersucht. Dafür müssen sie kurze Filmsequenzen ansehen und bewerten, eine Übernachtung im Schlaflabor ist nicht nötig. Die Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro, Fahrtkosten können nicht erstattet werden. Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.

„Sollte sich bestätigen, dass Menschen mit Schlafstörungen ihre Gefühle schlechter regulieren können, könnte man den Betroffenen mit einer passenden Therapie gezielt helfen“, sagt Prof. Dr. Dieter Riemann, Leiter der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychophysiologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Bislang gibt es keine Studien zur Frage, ob Betroffene mit Schlaflosigkeit andere Strategien der Gefühlsregulation als gesunde Schläfer nutzen. Die Arbeitsgruppe von Riemann, in der die Studie durchgeführt wird, erforscht seit mehr als 20 Jahren Diagnostik, Verbreitung, Ursachen und therapeutische Möglichkeiten bei Schlaflosigkeit.

Nach einer Voruntersuchung zur Überprüfung des Gesundheitszustands erhalten die Probanden einen Brustgurt, der die Bewegungsaktivität, den Schlaf-Wach-Rhythmus sowie die Herzfrequenz registriert. „Mit einer Smartphone-App befragen wir die Probanden außerdem zu vier zufälligen Zeitpunkten zu ihrem Gemütszustand“, sagt Studienleiterin Dr. Chiara Baglioni, Wissenschaftlerin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Am Ende der Woche werden bei den Probanden physiologische Reaktionen wie Herzaktivität, Hirnströme und Gesichtsmimik gemessen, während sie emotionale Filmsequenzen betrachten; zunächst ohne und dann unter Verwendung einer zuvor erlernte Strategie zur Emotionsregulation.

Teilnehmen können Männer und Frauen ab 18 Jahren, die gute oder schlechte Schläfer sind. Eine Psychotherapie sollte innerhalb der letzten 3 Jahre nicht stattgefunden haben. Interessenten an dieser am Universitätsklinikum Freiburg durchgeführten Studie können sich für weitere Informationen bei Dr. Chiara Baglioni per E-Mail an schlafstudie@uniklinik-freiburg.de oder telefonisch unter: 0761 270-65891 melden.

Bauplan eines bakteriellen Kraftwerks entschlüsselt

Wissenschaftler der Universität Würzburg und der Universität Freiburg gelang es die komplexe molekulare Struktur des bakteriellen Enzyms Cytochrom-bd-Oxidase zu entschlüsseln. Da Menschen diesen Typ der Oxidase nicht besitzen, könnte dieses Enzym ein interessantes Ziel für neuartige Antibiotika sein.

Struktur der Cytochrom-bd-Oxidase. Die experimentellen Daten sind in grau dargestellt und das daraus abgeleitete molekulare Modell farbig. Die Ausschnittvergrößerung zeigt den Bereich, in dem die drei Cytochrome gebunden sind.
Struktur der Cytochrom-bd-Oxidase. Die experimentellen Daten sind in grau dargestellt und das daraus abgeleitete molekulare Modell farbig. Die Ausschnittvergrößerung zeigt den Bereich, in dem die drei Cytochrome gebunden sind.

Sowohl Menschen als auch viele andere Lebewesen brauchen Sauerstoff zum Überleben. Bei der Umsetzung von Nährstoffen in Energie wird der Sauerstoff zu Wasser umgewandelt, wofür das Enzym Oxidase verantwortlich ist. Es stellt den letzten Schritt der sogenannten Atmungskette dar.

Energiegewinnung mit Hilfe des Enzyms Oxidase

Während Menschen nur einen Typ dieser Oxidasen besitzen, hat der bakterielle Modellorganismus Escherichia coli (E. coli) drei alternative Enzyme zur Verfügung. Um besser zu verstehen, warum E. coli und andere Bakterien mehrere Oxidasen brauchen, haben Prof. Bettina Böttcher vom Rudolf-Virchow-Zentrum in Zusammenarbeit mit Prof. Thorsten Friedrich (Universität Freiburg) die molekulare Struktur der Cytochrom-bd-Oxidase aus E. coli aufgeklärt. Diesen Typ von Oxidasen findet man nur in Bakterien und den mikrobiellen Archaeen.

Bakterien besitzen andere Typen von Oxidase

Die namengebenden Cytochrome, zwei vom Typ b und eines vom Typ d, sind die entscheidenden eisenhaltigen Gruppen, die der Oxidase ihre Funktion verleihen. Am Cytochrom d wird der Sauerstoff gebunden und zu Wasser umgesetzt. Bei der Strukturaufklärung stellte sich heraus, dass die Architektur der Cytochrom-bd-Oxidase aus E. coli sehr ähnlich der Struktur aus einem anderen Bakterium ist, Geobacillus thermodenitrificans. „Zu unserer großen Überraschung zeigte sich jedoch, dass ein Cytochrom b und das Cytochrom d die Positionen gewechselt haben und damit den Ort der Sauerstoffumsetzung innerhalb des Enzyms“, berichtet Prof. Thorsten Friedrich.

Die Ursache für diesen Wechsel könnte sein, dass die Cytochrom-bd-Oxidase eine zweite Funktion erfüllen kann: Neben der Energiegewinnung kann es zum Schutz gegen oxidativen Stress und Stress durch Nitroxide dienen. Besonders pathogene Bakterienstämme zeigen eine hohe Aktivität der Cytochrom-bd-Oxidase. Da Menschen diesen Typ der Oxidase nicht besitzen, könnten diese Ergebnisse einen wichtigen Hinweis auf die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe liefern, die auf die Cytochrom-bd-Oxidase von Krankheitserregern wie Mykobakterien abzielen.

Maßgeblich für den Erfolg war das neue Hochleistungselektronenmikroskop, das seit 2018 unter der Leitung von Prof. Böttcher am Rudolf-Virchow-Zentrum betrieben wird. „Die Cytochrom-bd-Oxidase stellte eine anspruchsvolle Probe für die Kryo-Elektronenmikroskopie dar, weil es eines der kleinsten Membranproteine ist, dessen Struktur mit dieser Technik bisher aufgeklärt wurde“, erklärt Prof. Bettina Böttcher.

Besonderheiten dieser Technik sind extrem tiefe Temperaturen bis zu minus 180 Grad Celsius und eine Auflösung, die sich in der Größenordnung von Atomen bewegt. Sie ermöglicht es, biologische Moleküle und Komplexe in Lösung zu untersuchen, die zuvor schockgefroren wurden, und deren dreidimensionale Struktur zu rekonstruieren. Mit einer Spannung von 300.000 Volt beschleunigt das Mikroskop die Elektronen, mit denen es die Proben „abtastet“. 

Die Studie wurde im November 2019 im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.

Publikation

Alexander Theßeling#, Tim Rasmussen#, Sabrina Burschel, Daniel Wohlwend, Jan Kägi, Rolf Müller, Bettina Böttcher* and Thorsten Friedrich*: Homologous bd oxidases share the same architecture but differ in mechanism. Nature Communications, Nov 2019, DOI:10.1038/s41467-019-13122-4

Personen

Prof. Dr. Bettina Böttcher ist Professorin für Biochemie und leitet seit 2016 eine Forschungs-gruppe am Lehrstuhl für Biochemie und am Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Prof. Dr. Thorsten Friedrich ist seit 2001 Professor für Biochemie in der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und leitet seit 2016 das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg 2202 „Transport über und in Membranen“.

Wenn die Selbstheilungskräfte erschöpft scheinen

Charité-Forschende entdecken Mechanismus zur Regeneration von Stammzellen im Darm

Wenn der Körper nach einer Schädigung des Darms das Notfallprogramm aktiviert, übernehmen gesunde Zellen der Darmwandoberfläche (rot) die Funktion von tiefer liegenden Stammzellen (grün). Einige Zellen leuchten deshalb zweifarbig auf. Foto: Harnack/Charité
Wenn der Körper nach einer Schädigung des Darms das Notfallprogramm aktiviert, übernehmen gesunde Zellen der Darmwandoberfläche (rot) die Funktion von tiefer liegenden Stammzellen (grün). Einige Zellen leuchten deshalb zweifarbig auf. Foto: Harnack/Charité

Für die Regeneration der Darmwand sind Stammzellen verantwortlich. Doch was passiert, wenn sie selbst beispielsweise durch eine Infektion geschädigt werden? Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie haben jetzt herausgefunden, wie genau es dem Organismus gelingt, die Darmwand auch in diesem Fall wieder aufzubauen. Dieses Wissen könnte in Zukunft neue Ansätze zur Behandlung von Darmerkrankungen ermöglichen. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin Nature Communications* veröffentlicht.

Als Grenzfläche zwischen dem körpereigenen Gewebe und körperfremdem Material ist der Darm verschiedensten Einflüssen ausgesetzt. Viele dieser Umweltfaktoren sind nützlich oder sogar überlebenswichtig. Einige jedoch, wie Krankheitserreger oder giftige Nahrungsbestandteile, können die Zellen, die die Darmwand auskleiden, schädigen und zu einer Entzündung führen. In solchen Fällen kann der Körper sein Regenerationsprogramm aktivieren: Stammzellen, die in Vertiefungen der Darmwand liegen, teilen sich häufiger. Ihre Tochterzellen ersetzen dann die geschädigten Zellen an der Oberfläche des Gewebes und stellen die Funktionsfähigkeit der Darmbarriere wieder her. In manchen Fällen jedoch zerstört das körperfremde Material nicht nur die Zellen an der Oberfläche der Darmwand, sondern auch die tiefliegenden Stammzellen. Wie sich die Darmbarriere selbst dann noch erholen kann, hat ein Team unter Leitung von Dr. Michael Sigal von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie am Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum jetzt im Tiermodell untersucht.

„Wie wir zeigen konnten, nehmen hierbei die Muskelzellen, die direkt unterhalb der geschädigten Zellschicht liegen, eine zentrale Rolle ein“, erklärt Dr. Sigal. Die Forschungsgruppe wies nach, dass diese Muskelzellen den Botenstoff R-spondin 3 abgeben, sobald die Stammzellen in der Darmwand verloren gegangen sind. Dieser Botenstoff bewirkt, dass verbliebene, noch gesunde Zellen die Funktion von Stammzellen übernehmen: Sie produzieren Tochterzellen, die das Gewebe im Bereich der Schädigung wiederherstellen. In Versuchen, in denen die Ausschüttung von R-spondin 3 genetisch ausgeschaltet worden war, erwies sich dieser Regenerationsmechanismus bei einer schweren Darmentzündung gar als überlebenswichtig.

„Unsere Studie zeigt also, dass der Körper einen Notfallplan hat für den Fall, dass das normale Selbstheilungsprogramm im Darm nicht ausreicht“, sagt Dr. Sigal. Der Leiter einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe und BIH Charité Clinician Scientist betont: „Wenn allerdings dieser Notfallplan nicht durchlaufen werden kann, kann eine schwere Entzündung im Darm unter Umständen sogar tödlich verlaufen. Hier sehen wir Parallelen zu dem, was wir bei Patientinnen und Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen beobachten: Während sich viele Patienten schnell wieder erholen, wird die Krankheit bei einigen chronisch oder nimmt einen schweren, komplikationsreichen Verlauf.“ Das Forschungsteam möchte das jetzt erweiterte Wissen um die Selbstheilungskräfte eines Organismus nutzen, um neue Ansätze zur Behandlung von akuten und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu entwickeln. „Wenn wir Möglichkeiten finden, die Regenerationsfähigkeit des Darms zu aktivieren, könnten wir in Zukunft den Verlauf von Darmerkrankungen möglicherweise positiv beeinflussen“, sagt Dr. Sigal.

*Harnack C et al., R-spondin 3 promotes stem cell recovery and epithelial regeneration in the colon. Nat Commun. 2019 Sep 25;10(1):4368. doi: 10.1038/s41467-019-12349-5

„Chronischer Schmerz“ am Universitätsklinikum Freiburg

PatientenforumVorträge und Workshops für Betroffene und Angehörige

Im Rahmen des 18. Schmerztherapeuten-Treffens 2019 lädt das Interdisziplinäre Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg Betroffene und Interessierte ein zu einem
Patientenforum „Chronischer Schmerz“

am Samstag, 16. November 2019 ab 14 Uhr
im Gebäude der Klinik für Tumorbiologie
des Universitätsklinikums Freiburg,
Breisacher Str. 117
in Freiburg.

Referentinnen und Referenten der Selbsthilfegruppen SchmerzLOS e.V. SHG Karlsruhe  und des Bundesverbands Clusterkopfschmerz zeigen gemeinsam mit Ärzten und Psychologen des Universitätsklinikums Freiburg in Vorträgen verschiedene Perspektiven zum Thema „Multimodale Schmerztherapie“ auf.

Ute Warnken, Patientenselbsthilfegruppe SchmerzLoS e.V. SHG Karlsruhe , undDr. Birgit Abberger, Psychologin am Interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg, sprechen um 14 Uhr im Konferenzraum E079/1 in der Klinik für Tumorbiologie über die Themen „Wir sind mehr als ein Stuhlkreis“ und „Multimodale Schmerztherapie“.  Nach den Vorträgen gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Ebenfalls um 14 Uhr findet der Clusterkopfschmerz-Patiententag des Bundesverbands der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppe (CSG) unter der Leitung von Ilkay Coban im Konferenzraum E079 statt. Die Leiterin der Clusterkopfschmerz-Spezialsprechstunde des Schmerzzentrums wird ebenfalls mit einem kurzen Vortrag beteiligt sein.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.  Da die Plätze begrenzt sind, wird um Anmeldung unter 0761 270-50200 oder -93490 gebeten.

Offener Brief zum Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (DVG)

Von Patientenrechte und Datenschutz e.V.

Sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestags,

Sie werden am 7. November 2019 im Bundestag über das Digitale-Versorgung-Gesetz abstimmen. Wir möchten Sie eindringlich davor warnen, mit diesem Gesetz der zentralen Massenspeicherung von sensiblen Gesundheitsdaten den Weg zu bereiten.
Bereits seit 2014 werden Routinedaten der Krankenkassen über das Informationssystem Versorgungsdaten (Datentransparenzverfahren auf Basis der §§ 303a bis 303e SozialgesetzbuchV) aufbereitet. Nun sollen in einem Forschungsdatenzentrum nach § 303d die Gesundheitsdaten aller Versicherten gespeichert, ausgewertet und einer langen Liste von Nutzungsberechtigten zur Verfügung gestellt werden. Die Daten werden im Forschungszentrum lediglich pseudonymisiert gespeichert.
Die Sicherheit einer solchen zentralisierten Speicherung von Gesundheitsdaten aller Versicherten ist weder technisch noch organisatorisch zu gewährleisten, wie Nachrichten über Datenlecks und Forschungen zur Re-Identifizierung von Betroffenen in Datensätzen zeigen.
Eine Zentralisierung von Gesundheitsdaten widerspricht dem Grundrecht auf Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung und damit den Prinzipien der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die Verarbeitung von Gesundheitsdaten ist gemäß Artikel 9 Absatz 1 DSGVO grundsätzlich untersagt und darf nur in engen Grenzen erfolgen. Eine solche Zentralisierung der Gesundheitsdaten ist weder geeignet, erforderlich noch
verhältnismäßig. Nicht zuletzt ist fraglich, ob die komplexen Regelungen zur Zusammenführung, Auswertung und Weitergabe von Gesundheitsdaten für die Betroffenen nachvollziehbar sein können.
Eine zentrale Datei von Gesundheitsdaten öffnet der Überwachung, der Kontrolle und der Sortierung von Menschen sowie der Diskriminierung bestimmter Risikogruppen Tür und Tor. Der politische und wirtschaftliche Missbrauch solcher Daten muss immer befürchtet und mitbedacht werden.
Die meisten von uns haben weitere Kritik an dem Gesetz. Angesichts der bestehenden Probleme mit der Telematik-Infrastruktur, die bisher allenfalls in der Theorie die Sicherung der Gesundheitsdaten gewährleisten kann, und der Tragweite der vom DVG vorgesehenen Veränderungen fordern wir Sie auf, dem DVG nicht zuzustimmen und stattdessen ein Moratorium in der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu beschließen.
Probleme in der Digitalisierung des Gesundheitsbereichs sind weder mithilfe immer neuer Gesetze noch mit Druck auf die in den Heilberufen Tätigen zu lösen. Dringend geboten ist es, das Konzept der Digitalisierung im Gesundheitswesen insgesamt zu überarbeiten.
(1) Zentrale Datensammlungen von Gesundheitsdaten der Bürger und Bürgerinnen sind extrem anfällig für Missbrauch und Sicherheitslücken. Gesundheitsdaten müssen grundsätzlich dezentral und nach Zwecken getrennt verarbeitet werden.
(2) Nicht zuletzt deshalb muss jede solche Speicherung für alle Versicherten freiwillig bleiben. Es darf keine Gesundheitsdatenspeicherung durch die Hintertür geben, indem die Krankenkassen, denen viele Daten (insbesondere für Abrechnungszwecke) vorliegen, diese für andere Zwecke als die vorgesehenen verwenden.
(3) Grundvoraussetzung für Datenweitergabe und Datenspeicherung muss eine funktionierende Telematik-Infrastruktur sein, die nicht aus Bequemlichkeitsgründen Sicherheits- und Datenschutzlücken akzeptiert.


Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Elke Steven gez. Jan Kuhlmann
(Digitale Gesellschaft e.V.) (Patientenrechte und Datenschutz e.V.)

Die Digitale Gesellschaft e.V . ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2010 für Grundrechte und Verbraucherschutz im digitalen Raum einsetzt. Zum Erhalt und zur Fortentwicklung einer offenen digitalen Gesellschaft engagiert sich der Verein gegen den Rückbau von Freiheitsrechten im Netz und für die Realisierung digitaler Potentiale bei Wissenszugang, Transparenz, Partizipation und kreativer Entfaltung. (info@digitalegesellschaft.de)
Der Verein Patientenrechte und Datenschutz e.V. ist ein Zusammenschluss von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen, der sich für die Wahrung der Patientenrechte im Zeitalter der Digitalisierung einsetzt. Dazu analysieren wir die Risiken, die sich aus der elektronischen
Gesundheitskarte in Verbindung mit der geplanten digitalen Vernetzung im Gesundheitswesen (sog. „Telematikinfrastruktur“) sowie anderen Formen der Verarbeitung und Verwendung sensibler Patientendaten ergeben. Hieraus entwickeln wir Ansätze zur Minimierung dieser Risiken

Infektionen wohl über Kliniken und Altersheime

Listerien-Skandal: Erkrankungen bereits seit 2014 – Bisher drei Todesfälle in Baden-Württemberg, NRW und Sachsen-Anhalt

Anmerkung: Dass das Essen in vielen Krankenhäusern eher schlecht als gut ist, ist nicht neu. Aber dass dort nicht einmal bemerkt wird, wenn das Essen verdorben ist, ist ein Skandal.

– foodwatch: Informationen über Produkte nicht ausreichend – Behörden müssen Abgabe- und Verkaufsstellen benennen

Der Listerien-Skandal bei Wilke hat bereits globale Ausmaße angenommen. Mittlerweile sind 26 Länder von dem Rückruf betroffen, unter anderem EU-Staaten wie Schweden, Frankreich, Spanien oder Irland sowie auch Drittstaaten wie Japan, die USA, Libanon, Russland und die Schweiz. Das geht aus einer Meldung im europäischen Behörden-Schnellwarnsystem (RASFF) hervor.Berlin, 10. Oktober 2019. Der Skandal um keimbelastete Lebensmittel ist größer und reicht weiter in die Vergangenheit zurück als bisher bekannt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) ordnete insgesamt 37 Erkrankungsfälle aus den Jahren 2014, 2016, 2017, 2018 und 2019 demselben Listeriose-Ausbruch zu. Das geht aus einem vorab online auf der RKI-Website publizierten Auszug aus dem Epidemologischen Bulletin Nr. 41 hervor, wie die Verbraucherorganisation foodwatch am Donnerstag berichtete. Darin wird Bezug zu einem nicht näher bezeichneten hessischen Betrieb genommen. Durch die Angaben des Landkreises Waldeck-Frankenberg aus der vergangenen Woche ist bekannt, dass der nordhessische Wursthersteller Wilke aufgrund von Listerienbefunden geschlossen wurde und mit Todesfällen in Verbindung steht. 

Dem RKI-Bericht zufolge sind drei Patienten „direkt oder indirekt an der Listeriose“ verstorben – jeweils ein Fall in Baden-Württemberg im Jahr 2018, in NRW (2017 oder 2018) und in Sachsen-Anhalt (2018). Bei einem weiteren Verstorbenen konnte die Todesursache nicht ermittelt werden. Berichte, nach denen es zwei Todesfälle in Hessen gegeben habe, werden in dem RKI-Bericht nicht bestätigt. Es ist unklar, ob es sich hierbei um weitere Fälle handelt, die bislang nicht vom RKI erfasst wurden. 

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, vermutete das RKI, dass sich die Erkrankten über Lebensmittel in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder Altersheimen infiziert haben. So hatten 20 von 28 betroffene Personen in den Jahren 2018 und 2019 einen „stationären Aufenthalt“ in einer solchen Einrichtung. Aus Sicht von foodwatch belegt dies, dass die bisherige Informationspolitik der hessischen Behörden unzureichend ist: „Es reicht eben nicht, Produktnamen und Marken für etikettierte Lebensmittel zu benennen, wenn sich die Menschen in Kliniken und Kantinen oder mit loser Ware anstecken können. Die hessischen Behörden dürfen nicht länger mauern, sondern müssen endlich alle bekannten Informationen über die Abgabe- und Verkaufsstellen der zurückgerufenen Lebensmittel öffentlich machen. Dafür trägt Verbraucherschutzministerin Priska Hinz die politische Verantwortung“, sagte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. 

Das Robert-Koch-Institut geht grundsätzlich von einer Dunkelziffer („Untererfassung“) bei den Erkrankungsfällen aus, weil nicht jede Listeriose-Erkrankung diagnostiziert und gemeldet wird oder keinem bestimmten Ausbruch zugeordnet werden kann. Während das RKI in dem Fall Informationen bezüglich der Patienten ermittelte und auswertete, untersuchten das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Lieferketten und Lebensmittelproben. Ein von RKI und BfR vorgenommener Abgleich habe schließlich „eine sehr nahe Verwandtschaft der Listerien-Isolate der Patienten und aus dem Lebensmittel“ eines „Betriebs aus Hessen“ festgestellt, so die Ausführungen in dem RKI-Bericht.


Quellen und weiterführende Informationen:

– RKI: Listeriose-Ausbruch mit Listeria monocytogenes Sequenz-Cluster-Typ 2521 (Sigma1) in Deutschland:www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/41/Art_02.html 
– Meldung zu Wilke im europäischen RASFF-Schnellwarnsystem: www.webgate.ec.europa.eu/rasff-window/portal/?event=notificationDetail&NOTIF_REFERENCE=2019.3464 

Patiententag Onkologie: „Gemeinsam gegen Krebs“

Am 19. Oktober 2019 geben Experten des Universitätsklinikums Freiburg einen Überblick über psychosoziale Beratungsangebote und Präzisionsmedizin in der Krebstherapie / Führungen durch das Interdisziplinäre Tumorzentrum

Patiententag: Gemeinsam gegen Krebs. Programmflyer der Uniklinik Freiburg

40 Jahre Tumorzentrum Freiburg – CCCF und zehn Jahre Psychosoziale Krebsberatungsstelle: Die beiden Einrichtungen des Universitätsklinikums Freiburg vereinen viele Jahre an Erfahrung, Wissen sowie Austausch im Kampf gegen Krebs und feiern dies mit mehreren Veranstaltungen. Das Tumorzentrum Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg lädt am

Samstag, 19. Oktober 2019
von 9 Uhr bis 15.30 Uhr
im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik, Hugstetter Straße 55 in Freiburg

zum Patiententag „Gemeinsam gegen Krebs“ ein. Die Veranstaltung richtet sich an Betroffene, Angehörige und Interessierte. Der Besuch des Patiententages ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Vormittags blicken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Psychosozialen Krebsberatungsstelle auf die letzten zehn erfolgreichen Jahre zurück, stellen ihre Arbeit vor und beantworten Fragen aus dem Publikum. Ebenso werden Vertreter von Selbsthilfegruppen und der Lehrstuhl für Selbsthilfeforschung über ihre Aktivitäten berichten. Nachmittags sprechen sieben ausgewiesene Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums Freiburg laienverständlich über neueste Formen der Präzisionsmedizin gegen Krebs, darunter beispielsweise Immun- und Strahlentherapie sowie Schlüsselloch-Operationen. Im Anschluss haben interessierte Gäste die Möglichkeit zu Rundgängen durch das neue Interdisziplinäre Tumorzentrum (ITZ) des Universitätsklinikums Freiburg.

Hier finden Sie das vollständige Programm des Patiententags: https://www.uniklinik-freiburg.de/uploads/tx_aspresse/Flyer-Patiententag_CCCF_2019.pdf

Seit zehn Jahren ein offenes Ohr

Die Psychosoziale Krebsberatungsstelle am Tumorzentrums Freiburg – CCCF unterstützt Patientinnen und Patienten sowie Angehörige beispielsweise bei finanziellen, beruflichen sowie verwaltungstechnischen Problemen. Gesprächsgruppen, kunst- und musiktherapeutische Angebote helfen bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung. „Bei uns finden Betroffene schnelle und unbürokratische Hilfe – so ist niemand mit der enormen Belastung einer Krebserkrankung allein gelassen“, fasst Dr. Alexander Wünsch, Leiter der Psychosozialen Krebsberatungsstelle, seine Arbeit zusammen.

40 Jahre onkologische Spitzenmedizin

Bereits im Jahr 1979 wurde das Comprehensive Cancer Center am Universitätsklinikum Freiburg gegründet. 2007 zeichnete die Deutsche Krebshilfe das Tumorzentrum Freiburg – CCCF als eines der ersten onkologischen Spitzenzentren in Deutschland aus. Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen profitieren von modernsten, interdisziplinären Therapieansätzen und Erkenntnissen aus der Krebsforschung. Bereits am Donnerstag, 17. Oktober 2019 und Freitag, 18. Oktober 2019 lädt das Tumorzentrum Freiburg – CCCF interessierte Ärztinnen und Ärzte zum Wissenschaftlichen Symposium unter dem Motto „Celebrate 40 Years Cancer Center Freiburg“ im Historischen Kaufhaus Freiburg (Münsterplatz 24, 79098 Freiburg) ein. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich.

Hier finden Sie weitere Informationen zum wissenschaftlichen Programm: www.uniklinik-freiburg.de/celebrate40yearscancercenterfreiburg/registration.html